Über Peter Brunners großartiges Werk "To the Night". Und über Kino, um zu fühlen.
Schock. Mitleid. Obsession. Rührung. Exzess. Und abgrundtiefe Liebe. Der neueste Film aus der Feder von Regisseur und Drehbuchautor Peter Brunner polarisiert und provoziert - und ist gleichzeitig eines der schönsten und bewegendsten Leinwandjuwele der Diagonale 2019. Ein Kindheitstrauma, das sich zu einer exzessiven Obsession manifestiert und droht, alles um sich mitzureißen. Im Zentrum des Chaos: Ein gequälter Künstlertyp und junger Vater, der mehr und mehr die Kontrolle über sein Leben verliert.
Zersetzendes Trauma
Norman (Caleb Landry Jones) wohnt zusammen mit Freundin Penelope (Eleonore Hendricks) in einem abgehalfterten Loft-Appartement in New York. Beide verdienen ihren Lebensunterhalt als Künstler, und zusammen mit ihrem acht Monate alten Sohn leben sie als die kleine Familie, die sie sind. Es ist die pure, innige Liebe, die das junge Paar zusammenhält. Doch plötzlich kehren Normans Erinnerungen an jenen traumatischen Brandunfall in seiner Kindheit zurück, bei dem seine Eltern ums Leben kamen. Normans aufs Neue entfachten Schuldgefühle beginnen nach und nach, ihn und alles rund um ihn zu zersetzen. Getrieben von der eigenen Vergangenheit bewegt sich Norman an den Grenzen seiner Existenz und droht, die Beziehung und mit ihr sein Dasein gefährlich entgleisen zu lassen.
Wechselbad der Gefühle
"To the Night" lädt seine Zuschauer auf ein Wechselbad an Gefühlen ein, das einen am Ende schier sprachlos im Kinosessel zurücklässt. Rührung, Entsetzen, Schock, Trauer - ein Film, der die Emotionen tanzen lässt. Ein Film, der so dunkel ist wie die Nacht selbst. Und ein Film, der Liebe und Gefühle zeigt, wie sie wirklich sind: Stark, innig und wunderschön - und gleichzeitig so gefährlich fragil. Peter Brunner macht dem heurigen Motto der Diagonale alle Ehre, denn "To the Night" ist Kino, um zu fühlen, und um zu verstehen. //
Text: Katharina Hoi
Fotos: Freibeuter Film
Film-Tipp:
To the Night
Bewertung: @@@@@
Spielfilm, AT 2018, 102 min
Regie und Buch: Peter Brunner
Darsteller/innen: Caleb Landry Jones, Eléonore Hendricks, Jana McKinnon, Christos Haas, Abbey Lee
Kamera: Daniel Katz
Schnitt: Peter Brunner, Oliver Neumann
Originalton: Michael Moote, YongSoo Lee
Sounddesign: Stefan Rosensprung, Philip Waldenberger, Manuel Grandpierre
Szenenbild: Katie Hickmann
Kostüm: Rachel Dainer-Best
Produktion: Freibeuter Film