Erstmals in Österreich ist die berühmte Himmelsscheibe von Nebra zu sehen. Die 3.600 Jahre alte Himmelsscheibe ist die älteste Himmelsdarstellung auf der Welt. Sie belegt, dass auch im damals noch schriftlosen Europa - so wie in den Hochkulturen Ägyptens und des Vorderen Orients - systematische Himmelsbeobachtungen und Kalenderberechnungen angestellt wurden.
1999 durch Raubgräber aufgefunden, hat die Himmelsscheibe von Nebra seit ihrer Entdeckung immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Aber nicht nur in kriminalistischer, sondern auch in wissenschaftlicher Hinsicht ist dieses bronzezeitliche Stück ein spektakulärer Fund.
Die Himmelsscheibe gilt heute als einer der Schlüsselfunde der europäischen Urgeschichte. In ihrer Bedeutung steht sie in einer Reihe mit der berühmten Venus von Willendorf und dem Sonnenwagen von Trundholm.
Die Himmelsscheibe ist etwa 2 Kilogramm schwer und hat einen Durchmesser von ca. 32 cm.
Auf dem inzwischen durch Korrosion grün verfärbten Untergrund befinden sich fein gearbeitete Auflagen aus Gold, die als Vollmond, zunehmender Mond und Sterne interpretiert werden. Eine Gruppe von sieben kleinen Plättchen wird als das Sternbild der Plejaden gedeutet. Die abgebildeten Konstellationen können als Zeitgeber für die Vorbereitung der Äcker bis zum Einbringen der Ernte gedient haben. Der sichelförmige Bogen unterhalb der Monddarstellungen wird - ähnlich den mythischen Vorstellungen der Ägypter - als "Sonnenbarke" in ihrer Fahrt über den Himmelsozean gedeutet. Dies zeigt, dass die Himmelsscheibe nicht nur eine rein astronomische Darstellung ist. Die Himmelsscheibe war ein bedeutendes Kultobjekt. Die hinter ihren Darstellungen liegende komplexe Mythologie legt den Gedanken an einen über reine Handelsbeziehungen hinausgehende Verbindung zum Mittelmeerraum nahe.
Die im Naturhistorischen Museum Wien gezeigte Ausstellung "Der geschmiedete Himmel" gibt in einer einzigartigen Zusammenstellung von Fundstücken einen tiefen Einblick in die Welt der bronzezeitlichen Mythen und Riten. Zahlreiche Hortfunde, Goldschmuck und Prunkwaffen von Fürstengräbern zeigen darüber hinaus den Götterglauben und Reichtum dieser Zeit. (pt)
Ausstellungstipp:
Naturhistorisches Museum Wien
9. November 2005 - 5. Februar 2006
Buchtipp:
Marc Hillefeld - Der Herrscher der Zeit
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