Die Wüste lebt. Vor allem in der musikalischen Gedankenwelt des Trompeters Nils Petter Molvaer. Obwohl eine Sahara-Doku die Inspiration für das neue Album "Hamada" gewesen sein soll, in jedem Winkel dieser CD steckt ein norwegischer Fjord, eine nordische Leichtigkeit, die Flügel verleiht. Ein nicht für den Film geschriebener Soundtrack.
Im Gegensatz zu seinen echten Filmmusiken der letzten Jahre stehen auf "Hamada" die Tracks in einem Beziehungswinkel. Sie haben eine gemeinsame Vision und eine gemeinsame Entstehungsgeschichte. Um im Bild zu bleiben: der Hörer findet sich zumeist an Bord eines langsam dahin rollenden Schiffes, das zu verschiedenen Tageszeiten kreuzt. Zeitweise findet er sich aber auch im Maschinenraum des Schiffes wieder. Wo es stampft und brodelt und wo es heiß hergeht. Die Mischung von fast rockigen Elementen bis hin zu wunderschönen Melodien-Skylines macht das Album universell hörbar. Die oft strengen Beats und strikten Basslines machen Hamada auch zum Teil für die Chill-Out Generation zugänglich, die dadurch hoffentlich ein Tor zur Improvisation entdecken könnte. Das Spiel mit Kontrasten war immer das Spiel von NPM. Neue Bandmitglieder tragen auch zu neuen Klangwelten bei. Produzent Nils Petter Molvaer hat als Kapitän sich selbst als Trompeter sowie Gitarrist Eivind Aarset, Drummer Audun Kleive , Bassist Audun Erlien und Live-Sampler Jan Bang stets sicher in der Hand. In einem Production Video betont er extra, dass die Musik diesmal "mehr gespielt, mehr akustisch aufbereitet" wurde. So als ob eine tiefere Sehnsucht hin zu mehr von Hand Gemachten bestünde. In seinen zwei Solo-Tracks "Exhumation" und "Lahar" kommt das auch eindrucksvoll zu Geltung. Sein nicht zu überhörender überblasener Ansatz ist nicht zuletzt Markenzeichen von NPM geworden, das Produzent Molvaer auch ins rechte Licht zu stellen weiß. Bemerkenswert bei diesem Album ist auch, dass der 48-jährige Norweger noch lange nicht am Ende seiner Reise angekommen scheint. "Hamada" ist hörbar nur eine weitere Station auf der Schiffsreise durch die Fjorde seiner Welt. Die Ideen scheinen ihm zu passieren und die Interaktion zwischen Intellekt und Emotion flammt immer neu auf, um sich dann wieder zu beruhigen und (auch kompositorisch) nach einem Ende zu suchen. Und, was entscheidend ist, auch zu finden. Bewertung auf der NKP-Skala (NiederKniePunkte): 5 von 6. (Rudi Spreitzer)
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