bunker7sin_teaserWer den zum Theater umfunktionierten Stollen in Mödling sündenfrei betreten möchte, hat die Möglichkeit, noch schnell den Sündomat zu benutzen. Der Sündomat, der marktschreierisch im Stil der TV Shopping Kanäle dem p.t. Publikum ans verdorbene Herz gelegt wird, vergibt innerhalb von 30 Sekunden mit einer 90 Prozentigen Garantie alle Sünden, vollkommen Religions-, Reue-und Schmerzfrei.

So gereinigt und geläutert betritt man nun den Stollen um sich die sieben Todsünden, das Kirchengerechte Pedant zu den sieben Kardinalstugenden, nachhaltig und beeindruckend vor Augen führen zu lassen. Aber noch eine "Sicherheitsschranke" gilt es zu überwinden. Die Begrüßung durch die Empfangsdame und ihre Chefin gestaltet sich frostig und das Ausfüllen der Fragebögen zum persönlichen Erkennen der eigenen Sündhaftigkeit kann leicht ein wenig ins "Kronen-Zeitungsbanale" abgleiten. 

Texte von Lenin bis zu Evagius Ponticus 

bunker7sinBruno Max - er zeichnet verantwortlich für Konzept des beeindruckenden Spiels - hat für die einzelnen Stationen Texte von Sigmund Freud, W. I. Lenin, Marquis de Sade, Peter Schaffer, Aristoteles und anderen ausgewählt und auch auf Texte aus der Genesis, von Kirchenvater Evagius Ponticus und aus dem ägyptischen Totenbuch nicht verzichtet.
Lenin und Freud (!) äußern sich zum Geiz, für die Völlerei hält ein Text vom Hl. Augustinus her und für den Zorn stehen die Worte von Bertolt Brecht, die sich in dieser Inszenierung auf das Massaker von Colombine beziehen. Auch der Tankwart von Plainsfield, beeindruckend dargestellt von Leandros Caras, widmet sich dem Zorn. In Plainsfield hatte in den 1950er Jahren der psychisch kranke Ed Gein etliche Frauen ermordet und ausgeweidet und damit dem Ort zu zweifelhafter Berühmtheit verholfen.

Wie seltsam doch alles in der Welt verwoben ist

bunker7sin_geinDie Inszenierung zeigt nicht mit dem "Du-Du-Finger" auf die armen Sünder, sie erhebt keinen Anspruch auf Moral, sie ist was sie ist. Beeindruckend und unter Berücksichtigung der gängigen Metaphern, die behaupten Geiz wäre geil und das Ausleben sexueller Obsessionen sei ein Weg der Selbstfindung, ein Spiegelbild der Definitionsbreite der Sündhaftigkeit. Die "wissenschaftliche" oder doch nur banal-zufällige Auswertung des eigenen Sündenkatalogs kann zum Denken anregen. Muss aber nicht. Jeder ist seiner Sünden Herr und Meister. Wer ohne Sünde ist bleibe den Aufführungen fern, für alle anderen gibt es noch bis zum 2. September 2007 die Möglichkeit, im "Sündomat" Vergebung zu erlangen. (akro)

Spieltage:     
10. bis 12. 8.
17. bis 19. 8.
24. bis 26. 8.
31. 8. bis 2. 9.

Link-Tipp:
Theater zum Fürchten