catapult_wkalalEin Zirkuszelt im Fürstenhof des Museumsquartiers. - Sicher nichts Ungewöhnliches, wenn man die Nähe zum Dschungel Wien, Zoom-Kindermuseum oder zur Kinderinfo bedenkt.  Das Außergewöhnliche an diesem roten bunten Ding ist vielmehr sein Inhalt und die Tatsache, dass Erwachsene von einer unglaublich schrägen und vielschichtigen Zirkusproduktion genauso wie Kinder zu begeistern sind.

Zu Beginn ist die Aufregung bereits groß. Justus Neumann - in klassischer Clownmontur und mit wirrem Naturhaar – wird von 3 unsympathischen Musikern durch das Zelt gejagt und gefangen genommen. Mit im Gepäck hat er selbst erfundene Maschinen und Objekte. Aus nicht näher definierten Beweggründen bestehen die bösen Musikanten darauf, dass der  Gefangene nun das Geheimnis seiner Gerätschaft lüften und das Publikum unterhalten müsse. Und das geschieht - zur Ergötzung des Publikums - mit sagenhafter Präzision und Skurrilität. Justus Neumann legt eine Spielfreude an den Tag, die mitreißend ist. Seine wasserblauen Augen, die ja eigentlich um Gnade bitten, dass er bitte nicht den Unterhalter spielen wolle, bohren sich tief ins das Herz der Zuschauer/innen.

Ein katapultierter Ball in den Mund des Publikums

Die exzellenten und bitterbösen Musiker Peter Rosmanith, Georg Graf und Josef Pinkl agieren umbarmherzig. Immer dann, wenn Clown Justus schlapp machen will, wird er mittels musikalischer Motive traktiert und diszipliniert. Und die Show geht weiter. Ob der Clown nun sein selbstgebautes Fließbandpferderennmaschine mittels schweißtreibendem Fahrradantrieb vorführt oder Seifenblasen-Tennis in höchster Kunstfertigkeit  präsentiert: Die Musiker lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. Auch die Spielfreudigkeit des Publikums wird getestet, als das selbstgebaute CATAPULT in Position gebracht wird und ein Ball in den Mund eines Zuschauers transferiert werden soll. Die Spannung steigt ins Unerträgliche, und - soviel sei verraten: Besagter Zuschauer hat mit offenem Mund – ausschließlich von Lachkrämpfen unterbrochen - bis zur letzten Konsequenz mitgespielt.

Ein Clown spielt den Mittsommernachtstraum

Clown Justus wird abgeführt. Denn das Publikum hat sich eine Pause verdient. Doch was danach kommt, sprengt alle Vorstellungen einer Fortsetzung. Der geknechtete Spaßmacher wird vom riesenhaften Herrn Langer hereingeführt, seines Zeichens Requisitenzuträger und Ober-Disziplinator. Jetzt fordern die Musiker das ultimative Bühnenerlebnis. Der Clown möge gefälligst beginnen und den Mittsommernachtstraum von Shakespeare auf die Bühne stellen. Justus Neumann läuft auch hier zur Hochform auf, fügt sich seinem Schicksal, agiert als mimisches Gesamtkunstwerk und gibt den 14 Charakteren und ebenso vielen Einzelszenen eine immense Dynamik und Schrägheit. Ob er nun als Titania oder als Elfenkönig Oberon vor dem überwältigten Publikum umhertänzelt, er ist in jeder Sekunde glaubwürdig. Und auch der endgültige Zusammenbruch des tapferen Spaßmachers ist von großer Glaubwürdigkeit: Gehetzt von sadistischen Musikern und einer unbarmherzigen Dramaturgie stürzt er zu Boden. Konsequenz und Hingabe in einem. Das Publikum ist zufrieden. – Schauen Sie sich diesen Clown an! (Evelyn Blumenau)

Live-Tipp:
Catapult, noch bis 30.9. 2007
Dschungel Wien (im MuseumsQuartier, Fürstenhof; Museumsplatz 1, 1070 Wien)

Kurzinfos:
Bewertung: @@@@@
Altersempfehlung: 7+
Dauer: 90 Minuten inkl. Pause
Spiel, Konzept: Justus Neumann
Regie, Konzept: Hanspeter Horner
Musikalische Leitung: Gerhard Gruber
Kostüme: Sabina Pinsker
Puppen: Hanna Paersinen, Greg Methé
Technik und Foto: Wolfgang Kalal
Produktion: Elke Hesse, Daria Biezunski
Musiker: Peter Rosmanith, Georg Graf, Josef Pinkl