Spannendes Thema in braver Inszenierung. Das Kammer-Hör-Theater-Stück "Der Tod und das Mädchen" von Ariel Dorfmann wurde im Schubert Theater Wien zur Aufführung gebracht.
Die Handlung ist in einem nicht näher bekannten Land angesiedelt, das nach langer Zeit der Diktatur wieder demokratisch regiert wird. In einem Haus am Meer treffen drei Menschen aufeinander: Der Rechtsanwalt Gerardo ist designierter Vorsitzender eines Komitees zur Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen während der Diktatur. Seine Frau Paulina war ein Opfer dieser Folterungen. Rein zufällig erscheint der Arzt Roberto, an dessen Stimme Paulina ihren Folterknecht und Vergewaltiger zu erkennen meint. Sie hatte ihren Peiniger jedoch nie zu Gesicht bekommen. Ein brutales und tragisches Spiel nimmt seinen Lauf. Paulina bedroht den Arzt mit vorgehaltener Waffe und fesselt ihn. Sie ist entschlossen, ihm ein Geständnis zu entlocken. Ihr Mann Gerardo wird immer tiefer in diesen schmerzhaften Prozess hineingezogen.
Kammer-Hör-Theater...
Regisseur Adnan Taha hat ein Kammer-Hör-Theater auf die Bühne gestellt. Sprachlich agieren alle Akteur/innen ganz ausgezeichnet, auch zeigen sie viel Körpereinsatz. Jedoch ist das jugendliche Alter für die Schauspieler/innen eine Hemmschwelle, um den Figuren eine Gebrochenheit zu verleihen, die auch körperlich zum Ausdruck kommen sollte. Barbara Macheiner (Paulina) und Christoph Hackenberg (Gerardo) haben sehr gute Momente und spielen punktgenau. Tristan Jorde, in der Rolle des Arztes Roberto, zeigt ein vielschichtigeres Spiel, und gibt seiner Figur eine interessante Zwiespältigkeit.
...im Keller-Hof-Theater
Nicht nur der Text und die Aufführung transferieren das Publikum in eine andere Zeit. Auch das Schubert Theater selbst, das in einem Innenhof der Währinger Straße 46 zu finden ist, lässt Erinnerungen an Kellertheater- oder Programmkino-Zeiten hochkommen. Die Guckkastenbühne und die karge, fast effektlose Inszenierung erinnern ein wenig an die Hochblüte der Wiener Kellertheaterzeit der 1980er Jahre. Der Anachronismus steckt in den Details. Gerade im Rahmen der Produktion von "Der Tod und das Mädchen" wäre es gut vorstellbar gewesen, im Theaterfoyer Bezüge zu Südamerika zu schaffen und aktuelle Ereignisse zu beleuchten.
Die Ebene der Rezeption
Es ist, was es ist - ein Kammerstück von Ariel Dorfman. Der Autor wurde am 6. Mai 1942 in Buenos Aires geboren und wurde als Dramatiker, Essayist und Menschenrechtsaktivist bekannt. "Der Tod und das Mädchen" entstand 1991 und diente bereits drei Jahre später als Filmvorlage für den gleichnamigen Kinofilm von Roman Polanski mit Ben Kingsley, Sigourney Weaver und Stuart Wilson. Der Text hat es also in sich. Und es ist auch dieser Text, der zeitweise zu lange auf der Ebene der Rezeption verweilt und die lebendig gesprochene Sprache verlässt. - Dies wäre eine Herausforderung für eine Inszenierung gewesen, die nicht im Kammertheaterstil verweilt, sondern neue Wege sucht, um sich einem schwierigen Text zu nähern, der Brutalität und Menschenverachtung thematisiert. Das Stück ist noch täglich bis 26. Februar 2009 (Beginn jeweils 19.30 Uhr) zu sehen. (Text: Evelyn Blumenau; Fotos: Schubert Theater)
Theater-Tipp:
Der Tod und das Mädchen
Bewertung:
@@@ Regie: Adnan Taha
Mit:
Barbara Macheiner (Paulina Salas Escobar)
Christoph Hackenberg (Gerardo Escobar)
Tristan Jorde (Dr. Roberto Miranda)
Schubert Theater
9., Währinger Straße 46
Tel.: 0676 / 443 48 60