Tödliche Langeweile überkommt einen 14-jährigen Jungen in den Sommerferien. Die drückende Hitze, die absolute Monotonie und dann ein Lebensverändernder Ausbruch. Was sich, von Daniel Kehlmann zu Papier gebracht, ganz spannend anhört, erfuhr eine eher enttäuschende Umsetzung.

Die Geschichte scheint so einfach. Ein Junge verbringt seine Sommerferien in gähnender Langeweile. Draußen brüllende Hitze, drinnen die immer gleichen, monotonen Tagesabläufe mit der Familie. Dann verändert er etwas, bricht aus dem Alltag aus und wirft einen Ziegel von einer Brücke, der ein fahrendes Auto trifft. Ein paar Minuten später bringt er den Nachbarshund mit Rattengift um und geht danach selbst zum Mittagessen, als sei nichts gewesen. Das Stück basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Daniel Kehlmann. Beim Lesen des Textes hat man das Gefühl man würde in das Dalì-Gemälde "Die Beständigkeit der Erinnerung" eintreten. Die Zeit schmilzt in der Geschichte ebenso wachsartig dahin wie die Uhren auf dem Bild. Und die Erinnerung an die Ereignisse hat sich beständig in das Gehirn des Jungen gebrannt.

Wozu?

Auf der Bühne bemüht sich Bernd-Christian Althoff ungefähr eine Stunde in einer Art One-Man-Show, in der er als Erzähler fungiert, dem Text Leben einzuhauchen. Aber trotz ein, zwei guter Regieeinfälle, fragt man sich, was diese Demonstrationen seines schauspielerischen Könnens noch mit dem Text zu tun haben. Für die letzten 20 Minuten begibt man sich dann wieder ins Foyer, wo man wie im Kino die gesamte Handlung noch einmal als Film sieht. Die Schauspieler im Film fangen die Stimmung gut ein, aber warum sollte man zu einer dramatisierten Fassung einer Kurzgeschichte ins Theater gehen, wenn man dann letztendlich einen Kurzfilm gezeigt bekommt? Was von der Aufführung übrig bleibt ist eine eher enttäuschende Umsetzung von Kehlmanns hervorragender Erzählung "Töten". (Text: Katja Kramp; Foto: ZORN!)

Kurz-Infos:
Töten
Bewertung:@@1/2
Autor: Daniel Kehlmann
Regie: Benedikt Haubrich
Licht: Andreas Lungenschmid
Sounddesign: Christian Mair
Darsteller: Bernd-Christian Althoff 
Die Kritik zur Aufführung am 2. Oktober 2009 im Salon 5 im Rahmen vom Theaterfestival ZORN


Hörbuch-Tipp:
Daniel Kehlmann - töten und andere tätigkeiten
Sprecher: Otto Clemens, Stefan Fleming, Daniel Kehlmann
Spieldauer: 60 Min.
ISBN 3-7085-0009-1
Preiser Records, Wien 2004