marc-uwe-kling-kaenguruIm Kabarett Niedermair gastierte der Autor und 'Reformhauspunk' Marc-Uwe Kling erstmals in Wien, um seine Gesellschafts- und Kapitalismuskritik "Das Känguru-Manifest 3D" mit all seinen irrwitzigen Ideen und akrobatischen Wortverdrehungen zum Besten zu geben.

"Ich lese gerade ein Buch, das könnte dir gefallen", sagte vor ein paar Monaten ein Freund von mir. "Da." Ich nahm das Buch, las genau drei Zeilen, lachte laut und sagte: "Marc-Uwe Kling. Den muss ich mir aufschreiben, das Buch muss ich haben." Ich bekam das Buch von besagtem Freund geschenkt (Danke!), las es in kürzester Zeit, lachte noch mehr und von da an war ich Fan. Großer Fan, Riesengroßer Fan. Meine Freude war also unbändig, als ich erfuhr, dass mein momentaner Lieblingsautor (vor Kurzem stritten sich noch James Joyce und Kurt Tucholsky darum meine Number One zu sein) eine Premiere in Wien hinlegen und noch dazu ein paar seiner Songs spielen würde. Auf seiner Website steht zu seinem musikalischem Schaffen in typischem Kling-Humor, er mache 'Reformhauspunk'. Treffender könnte man es gar nicht beschreiben.

Die Songs, die der Autor/Musiker immer wieder zum Besten gab, sind voll von Kritik, Witz, Ironie - und das alles wird von einer akustischen Gitarre begleitet. Eindeutig Reformhauspunk! Besonders gelungen und lustig waren das "Lobbyistenlied" und das "Selbstausbeuterlied". Herrlich. Kling trifft damit genau den Nerv der Zeit, der allen den letzten Nerv zieht - ... - wir schütteln uns vor Lachen und im selben Moment schüttelt es uns vor Grauen, denn der Inhalt, der dahinter steht, ist alles andere als amüsant. Die Verpackung macht es aus! So kann man den Menschen bittere Inhalte süß verkaufen. Oder wie John Lennon einmal sagte: "Imagine ist Working Class Hero mit Zuckerguss."

Leider musste sich das Känguru wahrscheinlich gerade wieder vor Gericht verantworten, ein paar Nazis verprügeln oder den Glatzen das Wort "Personalpronomen" eindeutschen - ich konnte das revolutionäre Tier trotz Suche im Kabarett nicht finden, obwohl ich sogar gefragt habe, ob nicht jemand rote Boxhandschuhe an der Garderobe abgegeben hatte. Fehlanzeige. Naja, dafür konnte Marc-Uwe Kling mit einer tollen Bühnenshow samt Spezialeffekten (werfen einer zuvor zerknüllten Papierkugel) aufwarten. Die Lesung selbst war eine Mischung aus allen Büchern - selbst wenn man die Bücher nicht gelesen hatte, stellte das dem Genuss keinen Abbruch. Irrwitzige Ideen, akrobatische Wortverdrehungen, unglaublich komische Pointen und das alles schön gewürzt mit Gesellschafts- und Kapitalismuskritik. Marc-Uwe Kling nimmt es mit seiner Kapitalismuskritik scheinbar sehr ernst: Man konnte nach der Lesung leider keine der Bücher kaufen. (Da steckt sicher das Känguru dahinter.) Wenn man sich totlachen könnte, ich hätte wohl das Zeitliche gesegnet. Lacht kaputt, was euch kaputt macht! (Nadia Baha)

marc-uwe-kling-kaenguru1Kurz-Infos:
Kritik zur Aufführung am 31.03.2012 im Kabarett Niedermair, Wien
Bewertung: @@@@@

Link-Tipp:
Marc-Uwe Kling