fuckhead-tqw-2013aViel Krach, eindimensionale Texte und wundersames Schauwerk: Die Industrial-Noise-Band Fuckhead zeigte im Tanzquartier Wien im Rahmen des Theorie-Festival Scores No 6 On the bodies of religion eine ihrer legendären musikalisch-visuellen Performances. Unterstützt wird die Band von den Multimedia-Künstlern Stirnprumzer, die mit viel schwarzer und weißer Farbe meditative menschliche Schüttbilder produzieren.

Es geht um ein Gesamterlebnis, bei dem das Konzert nur mehr ein Teil eines größeren Ganzen ist und die Musiker nach und nach hinter dem visuellen Erlebnis verschwinden. Zu Beginn schwingt ein Performer kopfüber der Bühne und schlägt mit einem großen Holzschlägel einen mächtig klingenden Gong an. Ein anderer Performer trägt einen Windspiel-Baum am Kopf und läuft klingend die Treppe neben der Zuschauer-Tribüne auf und ab. Bis auf ein transparentes Tüll-Höschen und Ganzkörper-Tätowierungen sind die Musiker und Performer nackt wie Gott sie schuf und es wird allerhand Essbares im Publikum verteilt: Die Zuschauer bekommen Süßigkeiten, Marshmallows, Kaubonbons und saures Gummi-Zeugs, die das sinnliche Erlebnis verstärken. Ein Performer wird mit einem überdimensionalen weißen Gipskopf durch den Raum getragen. Der Gipskopf wird mit einer Säge geöffnet und - nach und nach - werden daraus Geschenke fürs Publikum zu Tage gefördert: Würstel, Blumen, Wolle und Strickzeug - und viel Stroh.

Die Zuschauer werden sicherheitshalber - vielleicht auch, um das Gemeinschaftsgefühl zu verstärken - mit Klebebändern aneinander geklebt. Schließlich fallen auch die durchscheinenden Tüll-Höschen: Zwischen die Po-Backen zweier Performer wird ein Seil gespannt, auf das allerlei Wäsche gehängt wird. Die Texte sind spärlich: "Volkstanz, auf einem Parkplatz, vor einem Einkaufszentrum" oder "Gartenzwerge, hehehe" und beim Song "New Flesh" beginnen die Performer, sich einzureiben und werden von Stirnprumzer mit schwarzer und weißer Farbe beschüttet, bestrichen und bespritzt, bis bewegliche Gemälde entstehen.

Das Ganze wird, erstaunlich nach all dem Krach, zu einem beinahe meditativen Ereignis - vor allem, als sich der Sound langsam zurückzieht und die schwarz-weißen Kreaturen das Schüttbild bevölkern und beleben. (Text: Veronika Krenn; Fotos: Peter Bittermann)

fuckhead-tqw-2013bKurz-Infos:
Fuckhead
"Die Lücke des Nichts"
Bewertung: @@@@
Kritik zur Aufführung am 18.1.2013
TQW / Halle G