Bühnenpremiere am Schauspielhaus Graz: Über Dominic Friedels Inszenierung von Fiston Mwanza Mujilas preisgekröntem Roman "Tram 83".

Eine afrikanische Bergbaustadt als Schauplatz zerrissener Träume, ein nie fertiggestellter Bahnhof als Indiz der Ausweglosigkeit. Der Zufluchtsort vor dem Alltag: Das "Tram 83", ein berühmt-berüchtigter Nachtclub, in dem sich die Wege von Waffen- und Organhändlern, Prostituierten, abgehalfterten Jazzmusikern, Minenarbeitern, Touristen und Geschäftsleuten kreuzen.

Korruption und Idealismus

Im Zentrum des zwielichtigen Milieus treffen sich nach langer Zeit zwei alte Freunde wieder: Der rücksichtslose Requiem, der ein Leben fernab moralischer Prinzipien pflegt, und die sensible Seele Lucien, seines Zeichens Schriftsteller mit großem Hang zum Idealismus. Die beiden Hauptfiguren verkörpern Charaktere, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Während Requiem in seiner Rolle als korrupter Macho fungiert, feilt der zartbesaitete Lucien bereits seit zehn Jahren an einem Bühnenstück mit dem Titel "Das Afrika der Möglichkeiten". Doch eben jene Möglichkeiten existieren in dieser Stadt schon lange nur mehr als Illusion, als Utopie in den Köpfen der letzten dort hausenden Idealisten.

Kongo ist kein Land, sondern eine Utopie

Der aus der Demokratischen Republik Kongo stammende Autor Fiston Mwanza Mujila skizziert mit seinem Werk die Vorgänge in seinem Herkunftsland. Er selbst lässt im Gespräch über die Republik verlautbaren, dass "Kongo kein Land, sondern lediglich eine Utopie sei". Mujila beschreibt in seinem Roman "Tram 83" eine von Gewalt verzerrte kleine Welt, in der Brutalität und Kriminalität an der Tagesordnung stehen. Ein Zustand, der leider zu sehr an Aktualität genießt und nicht selten anzutreffen ist. //

Text: Katharina Hoi
Fotos: Lupi Spuma

Kurz-Info:
"Tram 83"
Regie: Dominic Friedel
Nach dem gleichnamigen Roman von Fiston Mwanza Mujila
Aus dem Französischen von Katharina Meyer und Lena Müller
Eine Kooperation mit dem Festival steirischer herbst und dem Schauspielhaus Graz.
Uraufführung am 21. September 2018

Weitere Termine:

15.10., 19.10., 6.11., 29.11.2018 (jeweils 20 Uhr)