Ein symbolisches Bild. Dessen Fehleinschätzung hat schon die Titanic zum Untergang gebracht und war vielleicht Inspiration für das Bühnenbild zum Theaterstück "Der Mann, der die Welt aß".

Eine blaue Insel in schwarz-glänzendem undurchsichtigen Gewässern, eingetaucht in weißes, kaltes Licht. Darauf ein Schrank, zwei Stühle, ein Nachttisch und elementar: ein Telefon. Direkter Kontakt geht ja eigentlich gar nicht. Nur, wenn nicht anders möglich oder beim Versuch gute alte Zeiten wieder aufleben zu lassen, beim Bier am See zum Beispiel oder wenn ein Bürge für die Bank gesucht wird. So agiert jedenfalls der Hauptprotagonist. Doch dann hat er plötzlich seinen Vater zu pflegen, der, der niemals seine Kinder geschlagen hat. Nicht den asthmakranken jüngeren Sohn, nicht den egozentrischen, bindungsunfähigen Älteren.

Und was ich liebte, hab‘ ich umgebracht

Sagt Villon. Soweit geht der Hauptprotagonist (Anwar Kashlan) erstmal nicht. Aber er kann scheinbar Nähe nicht ertragen und so zeigt er sich möglichst abstoßend. Er ist einfach ein großes A..., immer fordernd, gemein, völlig ohne Empathie, gerade ‚mal bis zur eigenen Nase reicht der Blick. Die Ex-Frau (Michaela Spänle), seinen Bruder (Philip Butz), den besten Freund (Christopher Schulzer) und auch seinen Vater (Haymon M. Buttinger) erfasst er nicht.

Die Familie ist die kleinste Zelle der Gesellschaft.

Aus ihr erwächst sie. Das war noch vor einiger Zeit eine Binsenwahrheit. Vier Familien werden in "Der Mann, der die Welt aß" gezeigt. Die Herkunftsfamilie und die neu gegründete. Dann noch die selbstgewählte der Freundschaft und auch der aus dem Off zu hörendem Firmenchef (Hubert Dragaschnig) sieht sein Unternehmen als Familie. Aber es eckt und kantet auf der Bühneninsel. So viele Emotionen, aber keine Wärme? Viel Kommunikation und doch kein Austausch? Eigentlich ist ja alles ganz klar in gleißend weißem Licht zu sehen, realistisch, humor- und kraftvoll dargestellt. Stellt sich noch die Frage, wer sein Leben am wenigsten auf die Reihe gebracht hat?

Aus Schwarz wird dann vielleicht doch noch Weiß

Eine blaue Insel treibt in dunkel-schwarzen, undurchsichtigen Gewässern. Was liegt darunter? Aus Schwarz wird dann vielleicht doch noch Weiß oder realitätsnäher viele Schattierungen dazwischen. Wenn sich denn die vorurteilsfreie Pupille des Publikums genug öffnet. Es hat die Wahl in einem thematisch reichen Stück seines zu finden. //

Text: Ruth Kanamüller
Fotos: Theater KOSMOS

Kurz-Infos:
Der Mann, der die Welt aß
Theater KOSMOS
Premiere: 15.11.2018
Weitere Vorstellungen: 23., 24., 29., 30. November, 1., 6., 7., 8. Dezember, jeweils 20 Uhr
Sonntagsvorstellung: 2. Dezember (17 Uhr)

Autor: Nis-Momme Stockmann
Darsteller/innen: Christopher Schulzer, Anwar Kashlan, Michaela Spänle, Philip Butz, Haymon M. Buttinger
Regie: Augustin Jagg
Bühne: Mandy Hanke
Licht: Jan Wielander
Kostüm: Nicole Wehinger
Musik: Herwig Hammerl