Das Volkstheater Wien und Rimini Protokoll bekennen sich mit Black Box zur Nostalgie. Ein Moment zum Innehalten und zur Reflexion über die Absenz der Aufführung.
Black Box - ein Post-Spektakel der Sonderklasse
Seit einem Jahr ist dieses Theater geschlossen. Ein Satz, der Dich zu Beginn ganz plötzlich tief berührt und Dich hineinholt in die Spielstätte, die sich Dir gleich eröffnen wird. Phantomtheater für 1 Person. Die Leere um Dich wird durch deine Sinne belebt, wie die Leerstellen zwischen Bewegtbildern. Fantasietheater. Was entsteht in Abwesenheit der Aufführung? Was bleibt, wenn das Herz nicht schlägt? Dir wird bewusst: menschenleer bedeutet nicht leblos.
Im Körper die Seele erfahren
Die Reise ins Innere des räumlichen Körpers des Volkstheaters wird ein Gefühl von Intimität in Dir auslösen, dass Du so wohl nie erfahren hättest. Dieses Kennenlernen fühlt sich besonders an. Es ist nicht einfach ein Blick hinter die Kulissen. Du wurdest eingeladen, einzutreten. Mit diesem Privileg erfüllt sich ganz plötzlich ein Wunsch für Dich, von dem Du womöglich noch nichts geahnt hattest. Viele Türen wirst Du öffnen und Innenräume werden sich vor Dir bloßstellen. Es sind nicht lediglich Arbeitsstätten in einem Theaterbetrieb. Der Konferenzraum, die Maske, die Hinterbühne - das sind Lebensräume. Überall wurde geschaffen und geschöpft. In jedem Gang spürst Du Spannung und Elektrizität. Du bist Dir nicht mehr sicher, ob Du allein bist. Dein emotionaler Körper vergewissert Dir, dass du das in diesem Moment nicht bist. Als Elementarteilchen bist du eingebettet in dieses Wunderwerk.
Mehr Tiefgang als Audiotour
Wer bei der bisherigen Beschreibung von Black Box an eine informationsdichte Führung durch einen Raum der Öffentlichkeit dachte, hatte eine falsche Assoziation vor Augen. Denn was Dich erwartet ist eine Verführung in eine bisher unbekannte Mystik. Angeleitet durch eine Stimme im Ohr, die Dich Deiner Handlungsfähigkeit bewusst macht, wirst du mit jedem Schritt mehr Teil des Organismus. Darfst lauschen und spüren und Anteil nehmen an vergangen Geschehen; darfst die Geister sehen. Mit Dir lebt diese Ruine und Du nimmst das komplexe Gebilde als vollkommenes Ganzes wahr. Ehrfurcht und Sehnsucht erfassen Dich. Jede Tür, die es für Dich zu öffnen gilt, verbirgt eine neue Perspektive. Jeder Schritt, bringt Dir mehr Nähe. So fühlt es sich also an, das Theater. Erinnerung und Erfahrung schöpfen aus Dir etwas Spektakuläres und alles, was bei diesem Theaterbesuch gefehlt hat, hat Dich dieses Mal erfüllt. Beim Entlassen, aber, wirst Du dann begleitet von unbändigem Begehren nach der Rückkehr des Abwesenden. Eine fesselnde, bereichernde Reise! //
Text: Greta Kogler
Fotos: Stefan Kaegi / Rimini Protokoll
Neue Termine
Samstag, 20.03.; 13:00 bis 17:30 Uhr
Sonntag, 21.03.; 11:00 bis 17:30 Uhr
Freitag, 26.03.; 14:00 bis 17:30 Uhr
Samstag, 27.03.; 11:00 bis 17:30 Uhr
Sonntag, 28.03.; 11:00 bis 17:30 Uhr
jeweils alle 5 Minuten für eine*n Besucher*in, Dauer ca. 90 Minuten
Konzept, Skript und Inszenierung Stefan Kaegi // Rimini Protokoll
Dramaturgie ALJOSCHA BEGRICH, CHRISTOPH GURK
Sounddesign NIKOLAS NEECKE
Ton SEBASTIAN HARTL
Audio Editing JOHANNA HIRZBERGER
Lichtdesign JULIAN PAGET
Licheinrichtung und Objektbau MARKUS HIRSCHER
Videoschnitt MAX HAMMEL
Künstlerische Produktionsleitung EVA LUZIA PREINDL
Technische Produktionsleitung HANNES LEITER