Sprachlich gewandtes, verwandtes + Entgegengesetztes ist die literarisch-musikalische Marschroute am 15. Juni 2007 in der Villa Gugging beim Art Brut Center Maria Gugging im Rahmen des Industrieviertelfestival.
Einfache Texte von Heimo Linder und Primzahl stehen ebenso am Programm wie Hans Kumpfmüllers Mundartlesung aus seinem aktuellen Buch "gugaruzsahara – Aufzeichnungen eines Mais-Beduinen", sowie - erstmals und exklusiv! - Hansi Lang, der aus "Da Jesus und seine Hawara" liest.
ER mauserte sich vom Szene-Tipp zum Award-Winner, ER erhielt 2006 den AMADEUS für „Slow Club“, das zum Album des Jahres gekürt wurde, ER bekam das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien überreicht. ER, Hansi Lang. Sein langjähriger Freund und Musikerkollege Thomas Rabitsch über den Sänger, Schauspieler und Vorleser: "Hansi Lang hat nur eine Bedingung an seine Kunst gestellt: Sie muss ehrlich sein und aus der Tiefe seiner Seele kommen." Es ist nicht die erste öffentliche Lesung von Hansi Lang, aber die erste und (vorerst) einzige, in dem er aus dem Wolfgang Teuschl-Klassiker Da Jesus und seine Hawara liest. Daher passend dazu gleich mal der Schlusssatz der Bergpredigt: "Und wia si da Jesus auf de Oat ausgschüdad ghobd hod, san d Leid ole dogschdauntn wia d augmolanan Diakn, wäu sowos haum s fraunk nu ned ghead ghobd."
Im Dialekt liest auch Hans Kumpfmüller, allerdings aus dem oberösterreichischen, erstens, und zweitens, aus seinen eigenen Texten. In weiten Teilen Österreichs ist uns der Mais als Kukuruz (ausgesprochen gugaruz) oder als "Türken" geläufig. Die gugaruzsahara wird gemäß der Feldforschung von Hans Kumpfmüller als fruchtbare Synergie von Landschaft, Fleiß und Industrie auf den Punkt gebracht: "Innviertler Dreifelderwirtschaft: Gugaruz, Mais und Baugrund." Wenn Hans Kumpfmüller von der regionalen Bodenhaftung spricht – "Ich habe keine/Heimat mehr- /- ich wohne / nur mehr dort" - so umreißt er präzise sein Programm einer Nomadoligie des Sesshaften: Der Beduine als paradoxe Spielform des im Biotop des Eigenen verwurzelten Outlaws, der in Hoch- und Tiefsprache schreibend und mit "Subjektiven" der verschiedensten Brennweiten fotografierend seine "Rohstofflieferanten" aufs Papier bannt. In seiner neuen Textsammlung erweist er sich als konsequenter Landvermesser - "A auddobo is olla losdda onfong" - als Reisender zwischen Umgangssprache, Dialekt und diversen Sprach- und Zeitgrenzen – "noch deidschlond mechds / jo do homs um 19:38 / an onschluss" – sowie als Chronist des österreichischen Lifestyles: "xunde wadschn / xunde kinda / bednessn / xunde leid / xunde gemeinde / wellnessn".
Primzahl schließlich - hören Sie hier mit einem Klick eine Hörprobe aus dem Text "Maschinen" {mmp3}primzahl_maschinen.mp3{/mmp3} - ist 1 Stimme + 2 Instrumente Text mit Musik verknüpfend, das Höhen + Tiefen auslotet + doch geschlossen bleibt. Von und mit Heimo Linder (Text und Stimme), Matthias Erian (Elektronik), Andreas Tschernkowitsch (Gitarre) und Stephanie Lang (Dramaturgie).
Infos und Karten:
Villa Gugging