Unter der Regie von Luigi Falorni entstand mit dem Kinofilm "Feuerherz" eine sehr berührende Geschichte über eine unmögliche Kindheit. Eindrucksvoll werden das karge Leben, die alltägliche Brutalität und dazu die Absurdität eines Bürgerkriegs gezeigt. Filmkritik von Tristan Jorde.
Kindersoldaten und christlich-europäische Erlösung Diese Geschichte fußt auf den Erlebnissen von Senait Mehari, die aus dem mittlerweile von Äthiopien unabhängig gewordenen jungen Staat Eritrea stammt und sich dabei an ihre Jugend im Bürgerkrieg erinnert. Ein kleines Mädchen - Awet - wächst anscheinend als Waisenkind in einem katholischen, italienischen Kloster der Hauptstadt Asmara auf. Doch ihr Vater taucht unvermutet in ihrem Leben auf, holt sie in das "befreite Gebiet" tief in der eritreischen Provinz und nach einem kurzen Intermezzo bei ihrer Familie, die ihr trotzdem fremd bleibt, landet sie in einem militärischen Ausbildungslager der "Töchter Eritreas". Immer wieder um Anschluss und Zugehörigkeit kämpfend, wird sie schließlich, obwohl noch Kind, in die bewaffnete Truppe eingegliedert. Sie erlebt unsagbare Leiden und Grausamkeiten des Guerilla-Kampfes, wo selbst der sonst Leben spendende Fluss nur als Zwischenlager für verwesende Leichen herhalten muss. Awet möchte nur Kind sein, sie möchte Geborgenheit und Spaß entsprechend ihrem Alter. Aber das Umfeld erstickt jegliche Kindlichkeit, Späße werden zu letalem Ernst und einem jungen Menschen werden Entscheidungen aufgedrängt, die man in dem Alter einfach noch nicht tragen kann. Eritreische Laien aus einem kenianischen Flüchtlingslager Mit einem Wort: die Geschichte ist berührend. Auch tieftraurig. Und aufrüttelnd. Noch selten wurde der Alltag von Kindersoldaten so unheroisch und ungeschminkt gezeigt. Die Darstellerinnen - eritreische Laien aus einem kenianischen Flüchtlingslager - sind weitgehend glaubwürdig und im Fall der Hauptrolle (Letekidan Micael) ein echt bewegender Glücksfall. Der Haken dieses Films liegt in der unreflektierten Einbettung der grausamen Kerngeschichte in einen eurozentristischen Heilsrahmen. Die Nonnen sind gut, Europa ist gut, das Böse bleibt in Afrika. Und Fragen, wo denn die Mercedes Transporter und die Sturmgewehre der Guerillatruppen herkommen und wie diese den Konflikt über Jahrzehnte am Kochen halten, bleiben einfach ausgespart. Film-Infos: |
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