Die erste Verfilmung eines Romans aus der Krimireihe von Stefan Slupetzky wartet mit österreichischem Starensemble auf. Zu sehen sind Roland Düringer als Kotzbrocken-Polizist, Fritz Karl als Lemming, Julia Koschitz als Tierärztin, bis hin zu Dolores Schmidinger und Miguel Herz-Kestranek. Nur: All das hilft dem Film von Nikolaus Leytner nicht. "Der Fall des Lemming" ist ein typischer Fall von verpasster Chance.
Da wäre z.B. die Sache mit der Filmmusik. Eine typische 08/15 Krimiklangspur, die Spannung erzeugen soll und stattdessen dem Film die Atmosphäre zerstört. Dabei hätten Die Strottern - die leider nur im Abspann zu hören sind (und einmal im Hintergrund zwischendurch im Film, aber das bekommt man kaum mit) - einen garantiert ungleich spannenderen und dem wienerischen Lokalkolorit entsprechenden Soundtrack abliefern können. Daher gleich mal zum Inhalt: Der Lateinlehrer Grinzinger (dargestellt von Miguel Herz-Kestranek), der jedem Schüler verhasst war, wird im Wald ermordet, Lemming ist zufällig an der Stelle und nimmt den Hund Castro (der ihn zu Klara, von Julia Koschitz dargestellt, führt) mit nach Hause der ihm entgegenkommt. Lemming arbeitet nicht mehr für die Polizei sondern für einen Privatdetektiv, der ihn beauftragt Ehebrechern hinterher zu spüren. Nach Grinzingers Tod nimmt er sich dem Fall an und steht dabei in ständiger Konkurrenz zu Krotznig, beide wollen den Fall als erster lösen. Erkundigung holt Lemming bei ehemaligen Schülern Grinzingers ein, da es bei diesem Jahrgang auch zwei Selbstmorde gab konzentriert er sich auf die Mitschüler dieser und findet heraus, dass ein Selbstmord nur vorgetäuscht war...
Immer die gleichen Gesichter
Da wäre aber auch die Sache mit den Hauptdarstellern Fritz Karl (als Leopold 'Lemming' Wallisch) und Roland Düringer (als Adolf Krotznig). Beide sicherlich wunderbar im Bemühen überzeugend zu wirken, weniger bekannte Schauspieler - anstelle auf Sicherheit zu setzen - hätten dem Film allerdings eine weitaus größere Identität schaffen können (wäre ja nicht das erste Mal gewesen) und hätten dem Film gut getan. Immer die gleichen Gesichter in ähnlichen sind nämlich schon sehr öd und so wenig Potenzial hinsichtlich guter Schauspieler hat das Land der Hämmer nun auch wieder nicht. Und dann wäre noch die Sache mit dem recht unerträglichen Einstieg in den Film, der wie ein patscherter Prolog daherkommt und dem ersten Kapitel der, im übrigen sehr guten, Romanvorlage von Stefan Slupetzky nicht annähernd das Wasser reichen kann. Diese ersten ca. 10 Minuten sind derart ärgerlich, dass man danach lange braucht um halbwegs in den Film hineinzufinden, quasi Schwerstarbeit. Möge die zweite Lemming-Verfilmung besser gelingen. //
Text: © Manfred Horak; Mitarbeit: Daniela Unfried
Fotos: © Petro Domenigg - Thimfilm
Buch-Tipp:
Stefan Slupetzky - Der Fall des Lemming
Bewertung: @@@@@
Verlag: rororo (2009; Erstveröffentlichung: 2004)
Film-Tipp:
Der Fall des Lemming
Bewertung: @@
Verleih: Thim Film (2009)
Regie: Nikolaus Leytner
Produzent: Helmut Grasser
Herstellungsleitung: Katharina Bogensberger
Drehbuch: Agnes Pluch, Stefan Slupetzky
Kamera: Hermann Dunzendorfer
Schnitt: Andreas Kopriva
Musik: Matthias Weber
Ausstattung: Katharina Wöppermann
Kostüm: Caterina Czepek
Maske: Daniela Langauer, Susanne Weichesmiller
Casting: Nicole Schmied, Doris Kammerer
Ton: Michael Etz
Sounddesign: Bernhard Bamberger, Andreas Kopriva
Mischtonmeister: Bernhard Maisch
Produktionsleitung: Max Linder
Darsteller: Fritz Karl, Roland Düringer, Julia Koschitz, Florian Teichtmeister, Hakon Hirzenberger, Stefan Puntigam, Dolores Schmidinger, Ernst Konarek, Miguel Herz-Kestranek, Christian Dolezal, Raimund Wallisch, Angela Ascher, Jürgen Maurer, Krista Stadler, Sandra Cervik, Michael König, Sigrid Spörk, Andy Hallwaxx, Michael Steinocher, Michael Rastl, David Heissig, Alexander Mitterer, Simon Jung, Paul Hofmann, Michael Thomas, Aaron Karl, Martin Fischerauer, Valerian Karl, Elias Nikolaus Suske, Max Buchleitner, Silas & Scott, u.v.a.