Eine mysteriöse Drachenfigur und eine alte chinesische Schatzlegende stehen am Anfang einer abenteuerlichen Reise, die die drei 'Tiger' Biggi (Helena Siegmund-Schultze), Patrick (Bruno Schubert) und Luk (Justus Kammerer) in Beijings Hinterhöfe, auf Fischmärkte und Hausdächer, zur Chinesischen Mauer und tief ins Innere des sagenumwobenen Mondscheinpalastes am Berg der 1000 Drachen führt. Dabei ist die dämonische Q (Iris Berben) den Kindern zusammen mit ihrem nichtsnutzigen Sohn Munroe (Stipe Erceg) immer dicht auf den Fersen. Schon lange ist die Anführerin des Geheimbundes der Schwarzen Schlange auf der Jagd nach dem Unsterblichkeitselixier, das der Legende nach im Mondscheinpalast verborgen ist. Das Elixier würde die machthungrige Q unbesiegbar machen, und das können die 'Tiger' auf keinen Fall zulassen. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Wien, China und Vietnam - und zur Filmkritik geht es HIER.

Kulturwoche.at: Am 7. Mai 2010 ist der österreichische Filmstart von 'Tiger-Team: Der Berg  der 1000 Drachen'. Warum wurde gerade das Tiger-Team fürs Kino verfilmt?

Thomas C. Brezina: Das war eine Idee des Produzenten [Hans Ponsold; Anm.], dem das Tiger-Team sehr, sehr gut gefällt, dem vor allem die Idee gefallen hat eine Geschichte zu produzieren die im wesentlichen Teil in China spielt.

Sie haben am Drehbuch mitgearbeitet...

Mit dem Peter Gersina, dem Regisseur, ja.

Wie war da die Zusammenarbeit?

Ich hab das Drehbuch nicht im Team geschrieben, sondern es gab eine erste Fassung von mir, dann gab es eine weitere Fassung von ihm, dann ging das ganze wieder an mich zurück und ich hab wieder drüber gearbeitet und so haben wir uns dann endgültig geeinigt...

Wie viel Einfluss hatten Sie tatsächlich auf den Film?

Ich hatte, das war mir sehr wichtig, die Mitentscheidungsrechte bei den Kindern.

Welche Kinder gecastet werden?

Ja genau, also die Endauswahl die war mir ganz, ganz wichtig und Peter Gersina selbst war mir auch sehr, sehr wichtig, weil sich in den Gesprächen herausgestellt hat, dass er und ich die gleichen Sichtweisen haben. Alles andere wusste ich dann in sehr guten Händen.

Sind sie mit dem Ergebnis zufrieden?

Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Sie haben über 400 Bücher geschrieben, sind in Film und Fernsehen aktiv, es gibt auch Hörspiele - wo fühlen Sie sich am meisten zu Hause?

Im Geschichten erzählen, das mach ich in den Büchern und im Fernsehen.

Wo sind die Grenzen von Thomas Brezina? Sie gelten als Workaholic...

Ich bin kein Workaholic, nein, null, ich mach das was ich gerne mach, aus Begeisterung, weil ich einen Schaffensdrang habe. Leonardo da Vinci - ich möchte mich nicht mit ihm vergleichen - war kein Workaholic, der Herr Vincent van Gogh war kein Workaholic, der hat halt gern gemalt und hat das Tag und Nacht gemacht - und ich denk mir gern Tag und Nacht Geschichten aus.

Thomas Brezina kennt also keine Grenzen?

Doch. Ich brauch sieben Stunden Schlaf am Tag.

Worin sehen sie den Erfolg in ihren Kinderbüchern?

Ich respektiere Kinder, ich habe den größten Respekt vor Kindern und ich will Geschichten erzählen die sie wirklich begeistern und bestärken, in sich selbst, in ihrem Leben, in ihren Möglichkeiten, die sie haben und in allem dem was vor ihnen liegt. Ich hab größten Respekt für sie und ich will sie nicht belehren und nicht erziehen, aber ich möchte sie gerne begleiten durch ein Stück ihrer Kindheit.

In ihren Büchern spielen die Erwachsenen nur Nebenrollen, und auch im Film kommt unglaublich oft der Satz vor 'Das sind ja nur Kinder!'...

Ja! Die Erwachsenen nehmen die Kinder nicht mehr ernst, und das wird ein immer größeres Problem.

In einer wissenschaftlichen Arbeit zu 'Tom Turbo' habe ich gelesen, dass Kinder in ihren Büchern Erwachsene oft belügen, dass es kein Vertrauen gibt und viele Heimlichkeiten. Vielleicht ja genau aus dieser Angst heraus nicht verstanden zu werden. Die Arbeit hat ihre Bücher als pädagogisch bedenklich bis pädagogisch wertlos eingestuft. Was sagen sie zu diesem Vorwurf?

Also das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, dass sie die Erwachsenen belügen, das weiß ich nicht woher das kommen soll, das glaub ich auch keine Sekunde. Ehrlich gesagt, ich will zu all diesen Dingen überhaupt keine Stellung nehmen - weil das sind Überlegungen von irgendjemanden zu irgendetwas und das ist die gleiche Diskussion die wir vor 25 Jahren hatten, dass Märchen ganz schrecklich sind und 5 Jahre später ist einer drauf gekommen, dass Märchen ganz besonders wichtig sind für Kinder.

In der Kinder- und Jugendbuchforschung im Allgemeinen genießen Sie eher eine Randstellung, soweit sie überhaupt beachtet werden. Stört sie das?

Nein.

Sie hoffen trotzdem, dass Thomas Brezina zu den Klassikern gehören wird, die die Kinder auch in hundert Jahren noch lesen?

Ich kann nicht in die Zukunft schauen, aber ich kann mir schon gut vorstellen, dass meine Bücher auch noch in hundert Jahren gelesen werden.

Bilderbücher sind sozusagen das Stiefkind, sie haben nur wenige davon geschrieben. Warum?

Das war bis jetzt nicht so meine ganz große Sache, ich hab bis jetzt lieber mehr Geschichten erzählt. Bei den Bilderbüchern geht's darum, dass ich alle mit Gottfried Kumpf gemacht habe und das ist eine Zusammenarbeit die mir viel Spaß macht und ihm auch sehr viel Spaß gemacht hat. Wir werden auch wieder welche machen.

Eine letzte Frage zum Kinofilm 'Der Berg der 1000 Drachen'. Das Tiger-Team hat einen starken Chinabezug, sie selbst sind ja gerade auch in China sehr erfolgreich - wird der Film auch in China gezeigt werden?

Ja! Und das ist eine ganz hohe Auszeichnung, weil nur wenige ausländische Filme in China ins Kino kommen.

(Interview: Anne Aschenbrenner; Fotos: Manfred Baumann; © 2010 Constantin Film Verleih GmbH)