mit den Schlagworten:

klimt_teaser@@@

Was macht Kunst so wertvoll? Warum werden renommierte Kunstgegenstände so hoch gehandelt?! Ist es die Absicherung eines „guten Geschmacks“, über den man bekanntlich nicht streiten kann? Oder ist es der Versuch hochsensible menschliche Empfindungen zu materialisieren, damit man sie anfassen, festhalten und besitzen kann?
 

Keine herkömmliche Künstlerbiografie

Gustav Klimt, verkörpert von John Malkovich, erscheint im Film „Klimt“ als ein bedächtiger, in sich gekehrter Beobachter. Seltsam leidenschaftslos ergibt er sich in sein Schicksal beruflichen Erfolg zu haben.
klimt_plakatDie Wirklichkeit des Krieges zwischen den Meinungen, den Kulturen, den Völkern bleibt irgendwo da draußen, außerhalb der Person Klimts, außerhalb seiner persönlichen Welt. „Damals trafen so verschiedene Felder wie Kunst, Architektur, Philosophie und Psychiatrie aufeinander, es wurde wild diskutiert und analysiert, weil wirklich alle glaubten, damit gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten“, sagt Malkovich im Interview, indem er auch seinen Unwillen gegen herkömmliche Künstler-Biografien betont.
Malkovich als Klimt scheint in sich gefangen zu sein, getrieben von seiner unerfüllten wahren Liebe zu einer Frau, einer Tänzerin, eines weiblichen Wesens, was sich nicht greifen lässt.
Die Beziehung zu der Frau an seiner Seite, Emilie Flöge, dargestellt von Veronica Ferres, bleibt rein platonisch und für sie ewig unerfüllt.

Klimt, der Film

klimt_ruizKann man sinnliche Augenblicke verewigen? Wenn ja, wie? Und warum funktioniert das so selten, und erreicht dadurch einen so hohen Wert in der gebildeten Gesellschaft?
Der 1997 mit dem silbernen Bären ausgezeichnete Regisseur und Drehbuchautor Raoúl Ruiz versucht in bewegten Bildern, zum Beispiel durch eine Kamera, betätigt von Ricardo Aronovich, die, wie Ruiz meinte, ständig Walzer tanzt, dem Wesen des Wiener Malers nahe zu kommen.
Ruiz beginnt die Handlung des Films am Sterbebett und schafft sich damit die Möglichkeit traumhaft, assoziativ, das Leben Klimts aus seiner persönlichen Perspektive Revue passieren zu lassen. Man erlebt die Kaffeehausdiskussionen der akademischen Kollegen, die gesellschaftlichen Ehrungen und Anfeindungen aus der Sicht seiner eigenen Teilnahmslosigkeit.

Eine unfassbare Konfrontation des persönlichen Gefühlsklimt_ferres

Die Ausstattung von Rudi Czettel und Katharina Wöppermann, die Kostüme von Birgit Hutter und die Masken für die Darsteller sind handwerklich präzise und scheint die vielen Sponsoren zu rechtfertigen. Es trägt zu einem authentischen Einblick in die Lebensumstände der Künstlerkreise in Wien und Paris zur Zeit der Jahrhundertwende bei und doch erfahren wir nichts Konkretes.
Der Film ist eine Allegorie, ein philosophischer Diskurs, eine unfassbare Konfrontation des persönlichen Gefühls derjenigen, die ihn gemacht haben - die dem Geheimnis der Sinnlichkeit auf die Spur kommen wollten und des Konkreten Ergebnisses für den Kinobesucher.
Leider lässt das Medium Kino - im Gegensatz zum Gemälde - dem Betrachter keine Möglichkeit in intuitiver Weise komplexe Inhalte auf sich wirken zu lassen. Vor allem nicht, wenn die Kamera permanent in Bewegung ist.

Gustav Klimt, der Malerklimt_malkovich

„Wer etwas über mich wissen will - als Künstler, die einzige nennenswerte Sache – sollte meine Bilder genau betrachten, und versuchen in ihnen zu sehen was ich bin und was ich tun will“, schrieb dereinst Gustav Klimt über sich.
Es gibt auf besonderen Wunsch des Regisseurs eine Directors Cut Version, die 125 Minuten dauert und auf der Diagonale in Graz gezeigt werden wird. Vielleicht schenkt sie dem Zuschauer mehr Ruhe dem Innenleben der Person Gustav Klimts näher zu kommen. (Stephanie Lang)

Film-Tipp:
Klimt - der Film, im Verleih von Filmladen