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burma-displaced-posterDer österreichische Regisseur Roland Wehap hat nach "Burma all inclusive" eine zweite filmische Dokumentation gedreht: In "Burma Displaced" schildert er in eindrücklichen und erschütternden Bildern, wie Menschenrechte in diesem Land mit Füßen getreten werden und Flüchtlinge versuchen zu (über)leben, sei es als Touristenattraktion in Thailand, einsam in den Schweizer Bergen oder in legalen und illegalen Flüchtlingscamps.






Roland Wehap versteht sein Handwerk. Seine Bild- und Tonsprache ist aufrüttelnd und erzeugt Empathie beim Publikum. Wer seine Dokumentation Burma all inclusive gesehen hat, die er 2007 als Tourist und mit kleiner Kamera im Gepäck gedreht hatte, konnte sich davon bereits ein Bild machen.

Schock in Bild und Ton

Aufgrund der sogenannten Safranrevolution im Jahre 2007 rückte Burma kurzfristig ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit. Wenig später ebbte das Interesse ab. Doch als die Entlassung der Politikerin Aung San Suu Kyi aus ihrem insgesamt 15 Jahre währenden "Hausarrest" angekündigt und im November 2010 realisiert wurde - Aung San Suu Kyi setzte sich seit den späten 1980er Jahren für eine gewaltlose Demokratisierung ihres Heimatlandes ein und erhielt 1991 den Friedensnobelpreis - kam wieder Bewegung ins Geschehen. Was bedeutet nun dieser Schritt für das Land? Diese Frage wurde auch im Rahmen des Publikumsgeprächs nach der Wien Première im Wiener Top-Kino diskutiert. Die Antwort darauf ist schwer zu finden. "Es kann ein Trick sein, um den Westen zu beruhigen", meinte Regisseur Wehap. "Es kann aber auch einen Hoffnungsschimmer darstellen."

Hoffnung...

...ein großes Wort, wenn man diesen Film gesehen hat. Das Filmteam war an der burmesischen Grenze in Nordthailand unterwegs und besuchte legale und illegale Flüchtlingslager diesseits und jenseits der Grenze. Es wurden unzählige Gespräche mit Menschen geführt, die über Folter, Krieg und Menschenrechtsverletzungen in Burma erzählen. Roland Wehap und Manuela Hinterberger verbrachten drei Wochen in Bangladesh, um das Schicksal der muslimischen Minderheit Rohingya mit der Filmkamera zu dokumentieren. Minderheiten leben gefährlich im Vielvölkerstaat Burma. Sie werden systematisch verfolgt und enteignet. Für viele bleibt nur mehr Flucht. Wie schlimm die reale Situation im Land sein muss, zeigen die Filmsequenzen überdeutlich. Denn wer lieber in einem illegalen Flüchtlingscamp außerhalb des Landes als nicht anerkannter Flüchtling lebt, muss einen enormen Leidensdruck haben. Schätzungsweise leben etwa 20.000 Menschen in einem illegalen Flüchtlingslager, das sich am Rand des offiziellen UNHCR Flüchtlingslagers in Bangladesh gebildet hat. Sie schlafen unter Plastikplanen, ohne sauberes Trinkwasser und ohne medizinische Grundversorgung. Die meisten Flüchtlinge stehen auf der sogenannten "Black List", einer Liste, die eine Rückkehr unmöglich macht. Gefängnis, Zwangsarbeit, Folter und Tod - das sind die Perspektiven, die sie sie in ihrer Heimat erwarten. In dieser Hoffnungslosigkeit sind NGOs, wie die des Südtirolers Benno Röggla von Helfen ohne Grenzen, ein Wunder. Der Slogan "Ein Strahl Hoffnung" ist symptomatisch für die Situation vor Ort: Licht am Ende des Tunnels wird sichtbar.

Das Volk weint, aber es hält nicht zusammen

So lautet eine Liedzeile von "Myanmar Future Generation", einer Rap Gruppe, die die bewegte Geschichte Burmas in eindringliche Lieder verpackt. Diese musikalischen Einschübe tun der Filmdokumentation gut, da - vor allem zu Beginn - andere Musikpassagen ein wenig zu bombastisch eingesetzt werden, um aufzurütteln und starke emotionale Akzente zu setzen. "Burma displaced" bleibt aber sowieso im Gedächtnis, da hier Menschen zu Wort kommen, die authentisch zu ihrer persönlichen Lage sprechen. Manche dieser Menschen haben noch Träume, die sie am Leben erhalten. Was alle in dieser ausweglosen Lage aufrecht hält, ist die Hoffnung auf Änderung und auf ein besseres Leben, und in letzter Konsequenz die Hoffnung auf ein freies Burma. (Evelyn Blumenau)

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Film-Tipp:
Burma Displaced
Bewertung: @@@@@
Kamera, Schnitt, Buch und Regie: ROLAND WEHAP
Production Manager & Interviews: MANUELA HINTERBERGER
Musik und Sound design: KLAUS KOBALD
Sprecher: E: HOWARD NIGHTINGALL, D: OTTO CLEMENS
Produktion: ROWE PRODUCTIONS
Unterstützt durch:
cinestyria filmkunst
Verleih: rowe productions (2010)