Hanna (Sophie Rois; "Die Siebtelbauern", "Die Manns: Ein Jahrhundertroman") und Simon (Sebastian Schipper; "Die blaue Grenze", Regisseur von "Absolute Giganten") sind seit 20 Jahren ein Paar. Sie ist Journalistin und arbeitet im Deutschen Ethikrat, er baut Installationen für meist arme Künstler. Ihre Beziehung hat viele Höhen und Tiefen durchgemacht. Sie haben einander betrogen, eine Fehlgeburt hinnehmen müssen und nie geheiratet. Inzwischen ist ihre Beziehung etwas eingerostet, aber sie begegnen sich noch immer liebevoll und voller Respekt und Interesse füreinander. Doch dann trifft Hanna bei einer Sitzung des Ethikrates den Stammzellenforscher Adam (Devid Striesow; NAPOLA, Die Fälscher). Dreimal begegnen sie sich zufällig. Beim dritten Mal verbringt Hanna den ganzen Tag und dann auch die Nacht mit ihm. Hanna weiß nicht, dass Simon Hodenkrebs hat. Während sie mit Adam schläft, wird Simon operiert. Seine Diagnose und der Tod seiner Mutter (Angela Winkler; "Die Blechtrommel") wirbeln Simons Leben durcheinander. Gemeinsam wollen Hanna und Simon einen Schritt weiter gehen und beschließen zu heiraten. Doch Hanna fühlt sich bald wieder zu Adam hingezogen. Im Schwimmbad trifft Simon ebenfalls auf Adam. Nach ihrem spontanen Sex zieht es Simon immer wieder in das Schwimmbad, in der Hoffnung Adam wieder zu treffen. So fühlen sich beide hingezogen zu dem selben Mann. Ohne, dass einer von ihnen etwas davon weiß, beginnen sowohl Simon als auch Hanna eine Affäre mit dem Stammzellenforscher. Als Hanna schwanger wird, will sie Adam von ihrer Schwangerschaft erzählen. In seiner Wohnung trifft sie auf Simon.
Humorvolle Grundstimmung Tom Tykwers (Das Parfum) Film ist nicht die Geschichte eines Paares, das einander betrügt. Vielmehr ist "Drei" eine Liebesgeschichte. Ihre Liebe zu Adam tut Hanna und Simon gut. Sie blühen auf und kommen auch einander wieder näher. Doch Adam ist nicht nur derjenige, der von Außen in Hannas und Simons Beziehung tritt und ihre Leben etwas aufwirbelt. Tykwer zeichnet ihn nicht oberflächlich, sondern gibt seiner Figur Tiefe. Adam ist eine vielseitige Figur. Er führt ein bewegtes Leben, ist sportlich aktiv, singt in einem Chor und hat einen pubertierenden Sohn. Und auch wenn sein Sexleben mehr als bewegt zu sein scheint wird klar, dass auch er tiefer gehende Bedürfnisse hat. Für keinen der Drei bleiben ihre Affären frei von Emotionen. Der Inhalt der Geschichte ist sehr vielfältig und dicht. Innerhalb von 119 Minuten erfahren die Zuschauer nicht nur viel über die Beziehung der drei Figuren, sondern auch über deren Vorgeschichte und ihr sonstiges Leben. Tykwer löst dies durch Splitscreen-Szenen, die es möglich machen vieles zur selben Zeit zu erzählen und außerdem zur humorvollen Grundstimmung des Films beitragen. Alle Schauspieler in diesem sehr gut besetzten Film harmonieren wunderbar. Vor allem das Zusammenspiel von Sebastian Schipper, Devid Striesow und Sophie Rois ist ein Kinohochgenuss. Die Rolle der Hanna scheint Sophie Rois auf den Leib geschrieben zu sein. Keine andere Schauspielerin könnte diese komplexe, zuweilen garstige und sehr humorvolle Figur so verkörpern wie Rois es tut. Die Schauspielerin, die häufiger im Theater zu sehen ist, als auf Kinoleinwänden [seit 1993 ist sie Teil des Ensembles der Berliner Volksbühne; im Dezember 2010 spielt sie zudem in René Polleschs "Mädchen in Uniform: Wege aus der Selbstverwirklichung" am Schauspielhaus in Hamburg; Anm.], ist einer der ganz besonderen Schätze der deutschsprachigen Film- und Theaterlandschaft.
Übermäßig präsente Kunst im Alltag Die Figuren in Tykwers Film leben in einer Welt, die voll ist von kulturellen Erlebnissen. Oft sind sie im Kino, im Theater und auf Kunstausstellungen. Die Kunst ist immer um die Figuren herum und in ihrem Alltag fast schon übermäßig präsent. Die Kunst und die Wissenschaft bilden den Rahmen der Welt, in der die Protagonisten sich bewegen. "Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben", heißt es in Hesses Gedicht "Stufen". Simon trägt dieses Gedicht bei der Beerdigung seiner Mutter vor und es scheint die Protagonisten durch den ganzen Film zu begleiten. Sie nehmen Abschied von ihrer alten Lebenssituation und überlassen sich etwas Neuem, völlig Unbekannten. Einige Zeit lang rumort in ihnen allen der Gedanke sich entscheiden zu müssen. Doch dann begreifen sie, dass ihre Gefühle sich nicht in Kategorien und Normen einzwängen lassen. Am Ende sind Simon und Hanna völlig offen zueinander und geben sich und Adam die Chance eine etwas andere Art der Beziehung auszuprobieren. Auch die Frage, von wem Hanna schwanger ist, wird nicht beantwortet, und es erscheint auch nicht mehr als wichtig, ob Adam oder Simon die Zwillinge gezeugt hat. So ist das Ende dieses Films eigentlich ein Anfang, etwas Hoffnungsvolles, das weiter gedacht werden kann. Denn: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben." (Katharina Fischer)
Film-Tipp: Drei Bewertung: @@@@@ Drehbuch & Regie: Tom Tykwer Kamera: Frank Griebe Mit: Sophie Rois, Sebastian Schipper, Devid Striesow, Annedore Kleist, Angela Winkler, Alexander Hörbe, Winnie Böwe, Hans-Uwe Bauer u.v.a.; Kinostart in Österreich: 23. Dezember 2010 Verleih: Filmladen GmbH Produzent: Stefan Arndt, X Filme Creative Pool Szenenbild / Produktion Design: Uli Hanisch Schnitt: Mathilde Bonnefoy Original Musik: Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil, Gabriel Mounsey Ton: Arno Wilms Mischung: Matthias Lempert Sounddesign: Frank Kruse Licht: Helmuth Prein Kostüm: Polly Matthies Maske: Katharina Nädelin, Adella Selzer Deutschland 2010
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