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kifi-2012-im_namen_der_tochterDie Erlebnisse eines Sommers in Ecuador in den 1970er Jahren steht im Mittelpunkt des politisch anspruchsvollen Films "Im Namen der Tochter" von Regisseurin Tania Hermida. Zu sehen beim Kinderfilmfestival 2012 zum "Internationalen Tag der Kinderrechte".

Im Sommer 1976 muss Manuela mit ihrem kleinen Bruder Camillo zu den Großeltern nach Ecuador. Dort ist für das aufgeweckte Mädchen vieles anders. Die sozialistischen Grundsätze, die ihr ihre Eltern vorleben, verfolgt sie auch selbst sehr genau und stellt somit das konservative und patriarchalisch-katholische Regiment ihrer Großeltern sofort in Frage. Sie weigert sich in dem rosa bezogenen Bett zu schlafen, das für das Mädchen hergerichtet ist, stattdessen legt sie sich in das große Bett, das eigentlich für den kleinen Bruder gedacht war. Das ist allerdings nur der Anfang ihrer Revolution. Sie beginnt alles in Frage zu stellen. Warum die Großmutter verbietet, dass sie und ihre Cousins mit dem Sohn des Hausmädchens spielen, warum man zu Gott betet und glaubt, Jesus sei ohne Zeugung auf die Welt gekommen. Sie zitiert dabei Karl Marx, wie z.B. "Religion ist das Opium fürs Volk" und behauptet, ihre Eltern wären auf geheimer politischer Mission. Bald geht sie soweit, ihre Cousins zu einem Hungerstreik aufzufordern.

Wenn Familienstrukturen aufbrechen

Nach und nach beginnt das Familienidyll der katholischen Großfamilie abzublättern und die eigenen Tragödien brechen hervor. Der tyrannische Onkel, der seinen Sohn schlägt und ihm verbietet zu weinen, der verrückte Bruder des Großvaters, der in einem heruntergekommenen Haus am Rande des Anwesens lebt und sich schließlich erhängt, sowie die engstirnige Großmutter, die von Jesus und seiner Güte erzählt, sich dabei aber immer wieder in Widersprüche verwickelt, die von Manuela schamlos aufgedeckt werden. Die Ordnungen und Regelungen, die bislang strukturgebend waren, brechen auf und die Kinder beginnen - mit Manuela als Anführerin - diese mehr und mehr auf ihre Sinnhaftigkeit zu überprüfen und schließlich auch zu brechen.

Es geht auch um Gerechtigkeit und die Grundrechte des Menschen

"Im Namen der Tochter" ist ein durch und durch politischer Film. Wie viel davon für Kinder wirklich verständlich ist, sei dahin gestellt. Es wird Marx zitiert und einige namhafte Figuren der Revolutionen und des Kommunismus erwähnt. Ich hatte bei meiner 12-jährigen Tochter einige Male Erklärungsbedarf. Aber vielleicht muss dieser Film für Kinder vorerst nicht vollständig verständlich sein. Denn es geht darin auch um Gerechtigkeit und die Grundrechte des Menschen - das wird sehr wohl durch Manuelas Engagement transportiert. Vermutlich reicht es einfach zu zeigen, dass auch Kinder einiges bewirken können und durch Standhaftigkeit und Neugierde ebenfalls eine Stimme haben. Die Geschichte von Manuela zeigt jedenfalls sehr klar, dass auch Kinder Ungerechtigkeit erkennen können und sich wehren dürfen. Der preisgekrönte Film von Regisseurin Tania Hermida wird im Rahmen des Kinderfilmfestivals zum "Internationalen Tag der Kinderrechte" gezeigt. Im Programm wird der Film ab 8 Jahren empfohlen. Ab 10 Jahren werden auch die politischen Hintergründe etwas leichter erklärbar. (Text: Susanne Janowsky-Winkler; Fotos: The Match Factory)

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Kinderfilmfestival 2012
VOTIV KINO, Sonntag / 18.11. / 11 Uhr
CINE CENTER, Mittwoch / 21.11. / 9 Uhr
CINEMAGIC, Freitag / 23.11. / 19 Uhr

Film-Tipp:
Im Namen der Tochter
Bewertung: @@@@
Altersempfehlung: 10+
Regie: Tania Hermida
Darsteller: Eva Mayu Mecham, Markus Mecham, Pancho Aquirre, ...
100 Minuten, Ecuador 2011