Die Buchvorlage von Marlene Haushofer "Wir töten Stella" klingt wie ein Krimi, ist aber eine selbstreflektierende Geschichte der wohlhabenden Hausfrau und Mutter Anna. Regisseur Julian Roman Pölsler trifft in dieser Verfilmung sehr gut den Zeitgeist einer Hausfrau, die zwar finanzielle Mittel und gesellschaftliche Rechte besitzt, sich aber aus der Ehe mit ihrem Mann nicht heraustraut.

Wer ist Stella?

Stella ist ein Mädchen, die als Erwachsene ungeplant in die Familie gestoßen ist. Sowohl der wohlhabende und erfolgreiche Jurist Richard, als auch die Kinder waren mit der Entscheidung zunächst nicht einverstanden, haben das Mädchen dennoch aufgenommen. Mit der Aufnahme des neuen Mitglieds stieß Anna an ihre inneren Grenzen. Einerseits war Stella nicht willkommen, andererseits tat ihr das Mädchen leid. Nach den innerlichen Konflikten blieb die Beziehung zwischen Anna und Stella dennoch sehr kühl. Nachdem Stella nicht mehr da war, fängt die Mutter an, die Zeit selbst zu reflektieren. Emotional kühlIm Rahmen der Diagonale 2018 wurde die zweite Verfilmung der Novelle von Marlene Haushofer, "Wir töten Stella", gezeigt. Der Film fängt die melancholische Grundstimmung sehr gut ein und transportiert dadurch die Gedanken der Mutter. Obwohl im Film sehr oft zwischen der eintönigen Erzählung der Mutter und der Handlung in der Vergangenheit gesprungen wird, verliert der Zuschauer nie den roten Faden. Die schauspielerische Leistung von der Mutter (Martina Gedeck) ist bemerkenswert. Obwohl eine melancholische Grundstimmung transportiert wurde, blieb dieser Charakter immer sehr kühl.

Das Recht der Hausfrau

Auch heutzutage ist es für Frauen immer noch schwierig, sich von einem langjährigen Lebenspartner, Familienernährer und dem ganzen Wohlstand zu trennen und auf sich gestellt zu sein. Deshalb schauen sie in gewissen unangebrachten Situationen auch mal weg. Dieser Film zeigt auf, dass, obwohl Frauen mehr Rechte als früher haben, es für sie immer noch schwierig ist sich vor allem aus einer Wohlfühl-Situation herauszubewegen. //

Text: Ana Cukic
Fotos: Hubert Mican: epo-film
Diese Filmkritik entstand beim Workshop "Filmkritiken schreiben" im Rahmen der Diagonale 2018 unter der Leitung von Manfred Horak (Kulturwoche.at) in Kooperation mit Diagonale - Festival des österreichischen Films, Kleine Zeitung und Radio Helsinki. Bei Radio Helsinki entstand mit der Moderatorin Irene Meinitzer auch nachfolgende 60-minütige Live-Sendung .



Film-Info:
Wir töten Stella
Bewertung: @@@@@
Spielfilm, AT 2017, 98 min, OmeU
Regie und Buch: Julian R. Pölsler
Darsteller/innen: Martina Gedeck, Matthias Brandt, Mala Emde Kamera: J. R. P. Artman, Walter Kindler
Schnitt: Bettina Mazakarini
Originalton: Walter Fiklocki
Szenenbild: Enid Löser
Kostüm: Ingrid Leibezeder
Produzent/innen: Dieter Pochlatko, Julian Pölsler
Produktion: epo-film
Koproduktion: Juwel Film