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i_stand_alone3Sous contre tous...

Kurzplot: Ein Fleischer läuft Amok.
Fazit: Es misslingt.

Doch wie kam es dazu: Der Schlächter,  bedrohlich dargestellt von Philippe Nahon, beginnt ein "neues" Leben. Er war zuvor im Gefängnis,  wegen einer scheinbar sinnlosen Tat. Der Auslöser war die Periode seiner Tochter. Diese wusste nämlich nicht, was es damit auf sich hatte und rannte paralysiert Richtung Fleischerladen.

 

 

 

Unterwegs belästigte sie ein Mann, der von den Spuren der Menstruation auf ihrer Kleidung angeregt worden war, welcher wiederum von einem anderen Mann beobachtet wurde, der dann dem Schlächter sagte, dieser hätte seine Tochter vergewaltigt.
Daraufhin verfolgt der Fleischer wutentbrannt den „Täter“, fasst aber den falschen Mann, verprügelt ihn aber trotzdem besinnungslos.

Wenn das jetzt zu viel Information auf einmal war, dann muss ich tatsächlich vor diesem Film warnen. Denn dort erzählt sich dieser, von mir schon verkürzte Prolog, nur anhand von ein paar Fotos. „Menschenfeind“, der Spielfilm, hat noch gar nicht angefangen. Jedoch, für mich persönlich, nimmt er schon hier sein Ende.
Gasper Noe hat sich in einem Interview über „Sous contre tous“ wie folgt geäußert: „Most people only see the black aspect and not the humour in it. It all depends on your perception of life. If it's too close to your personal perception of life you cannot see the humour. If it's far from your perception of life, you can see it. Sometimes depressive people don't react very well to "I Stand Alone".

Nun, dies erklärt zwar die Ablehnung oder gar Verdammung des Filmes, aber leider nicht die Synopsis. Herr Noe hatte in all seinen „Taxi Driver“-Referenzen den Plot vergessen.  Deswegen findet der Film, trotz des „Hardcore-Gewalt-Faktors“ nicht zu seiner Originalität.
Was folgt ist ein sich selbst potenzierender Monolog, bis zum bitteren Ende.
Zugegeben, der Film überrascht durch seine Struktur. Die Bilder sind aggressiv, kantig; der Schnitt temporeich und radikal. Das Sounddesign droht permanent mit einer Eskalation. Noe warnt sogar den Rezipienten  höchstpersönlich vor der alles entscheidenden Skandal–Tabubruch-Gewalt- Sex- oder was auch immer -Szene. Ironischerweise ist jedoch genau dieser letzte Akt eine herbe Enttäuschung. Denn genau in dem Augenblick, wo sich der Charakter das erste Mal im Film wirklich nahe kommt und der Zuschauer sich inmitten seiner Welt befindet, schließt der Regisseur die Augen.

Damit meine ich nicht die Darstellung der Eskalation, sondern das Versäumnis die Hauptfigur zu entschlüsseln. Objektiv betrachtet stellt der Film den schmerzhaften und detailverliebten Entwicklungsprozess vom Opfer zum Täter dar.
Der „Menschenfeind“ hat unglaublich viel an der Welt, oder zumindest an Frankreich, auszusetzen. All die Stimmen in seinem Kopf, die ihn auf Trab halten und ihn an eigene Wunden und unausgesprochene Lebensvorwürfe erinnern, schaffen es nicht, sich die eine essenzielle Tatsache zu vergegenwärtigen: Die Affinität zu seiner Tochter.
Eine Beziehung, die für ihn zum Verhängnis geworden ist, die sein gesamtes Leben in eine unstillbare Gier verwandelt hat. Diese Gier war es, die den Fleischer zwang einen Täter für eine Tat zu finden, die er selbst begehen wollte. Diese Gier war es, die ihn den gesamten Film über hinterher lief. Doch in dem Moment wo sich Vater und Tochter gegenüberstehen, verliert sie sich in abgedroschenen Symbolismen.
Jede Plausibilität, die vorher mit Feinarbeit erarbeitet worden war, ist verschwunden. Übrig ist der Skandal geblieben und dieser wurde schon längst durch einen Anderen übertrumpft.

Heutzutage, wo Kriegsbilder im Fernsehen nur noch nerven und Information schon längst Ablenkung geworden ist, wird man sich an solchen Filmen weder lange stoßen noch Rückschlüsse daraus ziehen.
Bitter, denn das Potenzial zu einem „Original“ hätte der Film gehabt.

Daten & Fakten:
Bewertung: @@@@
Schauspieler: Philippe Nahon, Blandine Lenoir, Frankie Pain, u.a
Regie: Gaspar Noé
Extras: Trailer
Format : PAL
Bildformat: 2.35:1
Länge: 88 Minuten