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wurm_krinzingerErwin Wurms dreidimensionale Körper-Skulpturen sind bis 23. Mai 2008 in der Galerie Krinzinger zu sehen.

 

 

 

 

Seit den späten 1980ern erweitert Erwin Wurm den Skulpturbegriff. Er geht dabei von den Faktoren aus, die Skulpturen im Wesentlichen definieren: von Skulptur als dreidimensionalem Körper und als Gegenüber des Betrachters in physischer und psychischer Hinsicht. Diese Gesichtspunkte nutzt er um seine Werke innerhalb des klassischen Skulpturdiskurses zu positionieren und gleichzeitig darüber hinauszuweisen.

Bereits Anfang der 1990er arbeitet Wurm mit Kleidungsstücke, die Spannung zwischen ihrer Funktion und dem damit verkleideten minimalistischen Formenvokabular erzeugen. In weiterer Folge verhandelt er das Volumen als physische Bedingung von Skulptur anhand von Arbeiten, in denen menschliche Körper mit unzähligen Schichten von Bekleidungsstücken überzogen fotografiert werden. Darauf bauen die "One Minute Sculptures" auf, die – ebenfalls im Medium der Fotografie – Zeitlichkeit als Funktion von Skulptur anschaulich machen.

Keine "One Minute Sculpture" ist das in der Ausstellung zu sehende Video "Stand West" – ein hypnotisierter Mann steht darin von Sonnenauf- bis Untergang regungslos auf einem Feld. Zwei Hypnotiseure halten ihn dabei in einem mentalen Zustand, in dem das Bewusstsein gerade noch aktiv ist aber noch keine Tiefenhypnose erreicht ist. Während die Hypnose ein Stillstehen über den langen Zeitraum ermöglicht, bedarf es doch der Willenskraft des Hypnotisierten, den Zustand beizubehalten. Wurm setzt den Willen zum Stillstand als existentiellen Akt in Szene: als physischen Akt, der nur über psychische Anstrengung zu erreichen ist.

wurm2 Auf Beinen stehende, mit Mänteln bekleidete Quader, bilden das skulpturale Pendant zum Video. Wird im Video der Mensch zur Skulptur, wird bei diesen Skulpturen das Objekt subjektiviert. Dasselbe Schicksal ereilt eine Reihe von weißen Leinwänden, die Pullover tragen. Eine weitere Gruppe von Skulpturen in der Ausstellung sind die "Mind Bubbles", die jeweils aus mehreren bekleideten Elementen bestehen, wovon dann zumindest ein Element eine kartoffelähnliche Form besitzt. Die Kartoffel hat eine Unform, die trotz einer unglaublichen Breite an Variationsmöglichkeiten an einen Erdapfel erinnert. Ihre Unentschiedenheit in der Form setzt Wurm ein um Gedankenblasen wie wir sie aus Comics kennen als abstrahierte Metaphern zu materialisieren.

Mit "Hypnose II" geht der Künstler damit wieder einen Schritt weiter im Ausdehnen des schon erweiterten Skulpturbegriffs. "When forms become attitude": Formwerdung wird zum psychischen Kraftakt und Körperlichkeit tritt in den neuen Arbeiten zurück zugunsten einer Vorstellung davon. (pt; Foto: Krinzinger)

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Ausstellungs-Tipp:
Erwin Wurm – Hypnose II
11. April bis 23. Mai 2008
Galerie Krinzinger

Seilerstätte 16, 1010 Wien
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 12 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 16 Uhr