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Brigitte Kowanz gestaltet 2017 den Österreich-Pavillon der Biennale di Venezia - in der Galerie Krinzinger können sich Interessierte bis 24. Mai einen Vorgeschmack holen.Neonröhren, die sich im Glas spiegeln, Spiegeln, die die Betrachter zum Teil des Kunstwerkes formen und Licht, das als Morsecode zum Übermittler von Botschaften wird.

"Re_Union" in Wien

Seit den 1980er Jahren kreiert Brigitte Kowanz Skulpturen und Räume mit Licht und ist damit über die Jahre zu einer der renommiertesten österreichischen Künstlerinnen geworden. Aktuell ist Kowanz zu ihren Anfängen zurückgekehrt - zumindest was die Zusammenarbeit mit der Galerie Krinzinger betrifft, in der die damals noch junge Künstlerin 1980 ihre erste große Einzelausstellung hatte. Die Zusammenarbeit sollte bis Mitte der 1990er Jahre dauern, dann ging man getrennte Wege.
Nun haben Galeristin und Künstlerin erneut zusammengefunden und begehen die "Wiedervereinigung" mit der passenden Ausstellung. Der Zeitpunkt der Präsentation "Re_Union" könnte kaum besser gewählt sein - am 13. Mai 2017 eröffnet mit der Biennale di Venezia auch der Österreich-Pavillon, den Kowanz heuer gemeinsam mit Erwin Wurm gestaltet hat. Wobei, Kowanz - um exakt zu bleiben - nicht den Pavillon, sondern einen eigens für sie errichteten White Cube im Garten des historischen Gebäudes arrangiert. Die Nutzung des 1934 von Josef Hoffmann errichteten Pavillons hatte Erwin Wurm von Anfang an zur Gänze für sich in Anspruch genommen.

"Infinity and beyond" in Venedig

Die Installation, der 2009 mit dem Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst ausgezeichneten Künstlerin, trägt den Titel "Infinity and beyond" und soll - so viel wurde im Vorfeld bereits verraten - an der Schnittstelle von konkretem und virtuellem Raum angesiedelt sein. Eine echte Kowanz sozusagen. Denn die Künstlerin erzeugt mit Licht oftmals unendlich wirkende Räume. Zum Einsatz kommen dabei zumeist künstliche Lichtquellen, die mit Glas und Spiegeln kombiniert werden. Licht wird so zum künstlerischen Medium, das mit Zeichen, Codes und Sprache in Verbindung sichtbar gemacht wird. "Licht, Sprache und Spiegeln bilden jene Trias an Motiven, die, miteinander verkoppelt, die Möglichkeit der Selbstentgrenzung und gegenseitigen Durchdringung faktisch ins Unendliche potenzieren", artikuliert in der Galerie Krinzinger der Begleittext zur Ausstellung.

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Fall of the Wall 09.11.1989

Für die aktuelle Präsentation wurden alte und neue Werke, räumlich voneinander getrennt, kombiniert. Interessant, vor allem für eine jüngere Generation, dürfte eine Werkgruppe aus den späten 1990er Jahren sein, die aufgrund von Fluoreszenzfarbe und Leuchtstoffröhren wie in den Raum erweiterte Malerei wirkt und eine beinahe magische Anziehungskraft auf Ausstellungsbesucher ausübt, die wie die Motten ums Licht kreisen. Sein eigenes Konterfei spiegelt sich hingegen in der Arbeit "Fall of the Wall 09.11.1989" von 2017, die Neon mit Spiegel kombiniert, und in der Kowanz wie in allen ausgestellten Werken aktuellen Datums auf richtungsweisende politische Ereignisse Bezug nimmt. Man sieht sich sozusagen selbst eingebettet ins Weltgeschehen. Leichter zu entschlüsseln ist hingegen der Schriftzug "Light is what we see" aus dem Jahre 2011. Ein prägnantes Beispiel für die gegenseitige Auslotung von Licht und Sprache. Beide sind vom automatisierten Umgang mit ihnen im Alltag betroffen. Anders gesagt: Licht und Sprache beleuchten Dinge, werden aber selbst selten beleuchtet. Etwas, dem Kowanz seit knapp 40 Jahren entgegenwirkt. Seit 20 Jahren leitet sie außerdem die von ihr aufgebaute Klasse für Transmediale Kunst an der Hochschule für Angewandte Kunst. Zahlreiche Werke der Künstlerin schmücken den öffentlichen Raum. Weitere Installationen wie im "Museum im Palais" in Graz oder in der Glanzstoff-Fabrik in St. Pölten, sowie ab 2018 auch auf dem Dach des Leopold Museums sollen in nächster Zeit realisiert werden. Wer es also nicht bis nach Venedig schafft - auch hierzulande gibt es einige Kunstwerke von Kowanz zu sehen. //

Text: Sandra Schäfer
Fotos: Atelier Kowanz, Matthias Herrmann, Alfred Weidinger (alle © Bildrecht, Vienna 2017); Galerie Krinzinger; Alexandra Riewe
Der Artikel wurde erstmals am 6.5.2017 unter dem Titel "Light is what we see" in Kulturfüchsin veröffentlicht.

Brigitte Kowanz: Re_Union

Bis 24. Mai 2017

Galerie Krinziger

Seilerstätte 16
, 1010 Wien


Brigitte Kowanz - Erwin Wurm
Österreich-Pavillon der 57. Internationalen Kunstausstellung La Biennale di Venezia 2017
Giardini della Biennale

13. Mai bis 26. November 2017





"Licht, Sprache und Spiegeln bilden jene Trias an Motiven, die, miteinander verkoppelt, die Möglichkeit der Selbstentgrenzung und gegenseitigen Durchdringung faktisch ins Unendliche potenzieren“, artikuliert in der Galerie Krinzinger der Begleittext zur Ausstellung.