Eine Kunstmesse ist eine Kunstmesse ist eine Kunstmesse ... oder war die Art Bodensee 2019 doch ein Kunstfest?

Nach 18 Jahren Gegenwartskunstmesse zeigte sich die Art Bodensee 2019 in neuem Kleid. Durch ein reichhaltiges Rahmenprogramm sollte neben der Kernaufgabe einer Kunstmesse auch ein Festcharakter entstehen. "Es geht um solide Verkäufe", betont Aram Haus, Künstlerischer Leiter der Art Bodensee, "und gleichzeitig soll bei den Besucherinnen und Besuchern der Eindruck erwachsen, bei der Art Bodensee 2019 das extravaganteste Kunstfest des Jahres zu erleben."

Neues Kleid

Dazu gehört die von Aram Haus kuratierte Ausstellung State of the Kunst mit bedeutenden Werken führender deutschsprachiger Künstler aus Leihgaben teilnehmender Galerien, regionaler Sammlungen und nationaler Kunstmuseen. Die gezeigten Werke stammten u. a. von Josef Beuys, Gelatin, und Valie Export. Kulturquartier ist eine Kooperation mit Kulturinstitutionen aus Vorarlberg und Tirol, die mittels Originalkunstwerken zu laufenden Ausstellungen informiert. Podium gibt Raum für Kunst und Diskussion, so auch der Künstlerin Maria Hassabi, die ihre zwischen Tanz und Skulptur oszillierenden Performances bereits auf der Biennale Venedig und der documenta 14 zeigte. Mit einer Sonderschau wurde Biennale-Künstlerin Elke Silvia Krystufek geehrt. Zu sehen waren u. a. Teile der 2009 im österreichischen Pavillon gezeigten Installation.

Artist in Residence

Zum ersten Mal lud die Art Bodensee 2019 einen Künstler als Artist in Residence ein. Milan Mladenovic stammt aus Serbien, wo er 1980 in Nis geboren wurde. Er absolvierte mit Auszeichnung bei Prof. Brigitte Kowanz an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und erhielt 2012 den Preis der Kunsthalle Wien. Hauptsächlich arbeitet er mit Performance und Video. Immer sind es bereits existierende Materialien, die er in Meditationen über Mikro- und Makrokosmos uminterpretiert, immer mit hohem Arbeitseinsatz, oft auch Integration des eigenen Körpers in das Werk.

Sticker, Sonne, Schuh und Schwein

Milan Mladenovic zeigte vier sehr unterschiedliche Arbeiten. Der Sticker-Room ist ein psychedelisch anmutendes Nachdenken über die Wechselwirkung zwischen Natur und Chemie Eine interaktive Installation beeinflusst über Gehirnströme die Leuchtkraft von Sonnenblumenöl. Ein Innenschuh verwandelt sich mit über 70.000 Stecknadeln in eine bewegliche Skulptur mit reflektierender Oberfläche. Das Thema Vergänglichkeit wurde mit einer von einem Staubsauger beatmeten Schweinelunge aufgeworfen, eine beunruhigendes, gleichzeitig faszinierendes Hör- und Seherlebnis.

Interview mit Artist in Residence Milan Mladenovic

Résumé

Die geografisch zwischen Deutschland, Schweiz, Liechtenstein und Ostösterreich sehr gut platzierte Art Bodensee 2019, Messe für zeitgenössische Kunst, öffnet mit seiner Neuausrichtung den Kunstmarkt für ein Publikum, das Sehen und Erfahren will. Kunstsammler*in kann ja nicht jede*r. Die 68 teilnehmenden Galerien und 12 vertretenen Institutionen zeigten sehr unterschiedliche Kunstpositionen aus dem 20. und 21. Jahrhundert und wenig reine Dekorationskunst. Das Rahmenprogramm umfasste auch Kunstvermittlung über kostenlose Führungen für Erwachsene und Kinder. An heißen Sommertagen ein empfehlenswerter Event in angenehm kühler Messehalle in Dornbirn. //

Text: Ruth Kanamüller
Fotos: Udo Mittelberger