Einen wahren Prachtband legt Paulus Manker mit der Bildbiografie "Spurensuche. Der Theatermann Gustav Manker. 1913 - 1988", in dem er das Wirken seines Vaters akribisch genau dokumentiert. Beigelegt ist noch dazu eine CD mit Ausschnitten von Inszenierungen, auf der man die Einheit zwischen Bühnenbild und schauspielerischer Realisierung recht gut erkennen kann.
Wohltuend tritt der heute viel bekanntere Sohn hinter den Vater, schon angedeutet durch die Fotografie auf dem Cover. Dort lugt er hinter einem Fauteuil hervor, auf dem der Papa sitzt. Wohltuend auch die bunte Aufmachung und abwechslungsreiche Layoutierung des Buches von Martin Ristl. Und es ist wahrlich eine Spurensuche, denn Gustav Manker war auch immer auf eben solcher. Seine ersten Schritte auf die Bühne machte er im Gymnasialkonvikt St. Paul im Lavanttal, studierte Regie und Schauspiel bei Max Reinhardt zwischen 1933 bis 1935 und parallel dazu Bühnenbild bei Alfred Roller und Oskar Strnad und landete 1938 am Wiener Volkstheater (zuerst als Bühnenbildner, danach auch als Regisseur und ab 1968 als dessen Direktor von 1968 bis 1979). Seiten würden die Namen all jener Schauspieler und Regisseure füllen, die Gustav Manker gefördert hat. Unermüdlich widmete sich der Theatermann der Neugierde, hatte stets Freude am Neuen, am Unentdeckten (eine wichtige Tugend, vielleicht sogar für Kunst im Allgemeinen) und hatte dabei das Gespür für Themen, die die Menschen bewegten. Turrini bezeichnete ihn als "merkwürdige Mischung zwischen einem Repräsentanten des öffentlichen Theaters und einem Stierler und Aufmümpfer und Störer." Gustav Manker setzte nicht nur kaum gespielte Nestroys wieder auf den Spielplan, sondern er förderte auch den literarischen Nachwuchs (unter anderem Wolfgang Bauer und Peter Turrini) und durchbrach den Brecht-Boykott 1963 mit einer "Mutter Courage" Inszenierung. 1943 hatte er bereits durch ein Bühnenbild dezenten (Theater-) Widerstand gegen die Nazis geleistet: G. B. Shaws "Heilige Johanna" ließ er in einem völlig abstrakten Setting spielen, in Raimunds "Der Diamant des Geisterkönigs" (1944) parodierte er den Monumental-Baustil der Diktatur, zeigte den Reichsadler nur von hinten. Paulus Manker gewährt in seinem großartigen Buch Einblicke hinter die Kulissen und erweist sich als Sohn seines Vaters, weil er auch aufmümpft. Denn der Satz "Nichts ist so alt wie die Theatervorstellung vom letzten Abend" trifft nach Lektüre dieses kulinarisch aufbereiteten halben Jahrhunderts (Wiener) Theatergeschichte nicht mehr zu. Für alle Theaterliebhaber unverzichtbar und eine wunderbare Einführung in die Kunst der Regie und des Bühnenbilds. (Marius Schiener)
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