Eine Kasperlgeschichte, in der Kasper einmal nicht der Gute ist.
Karl ist ein kleiner Bub, der ständig seine Sachen verliert, seine Kappe, seine Geldbörse, seinen roten Ball. Selbst wenn er sich sicher ist, seine Dinge an einem bestimmten Platz gelegt zu haben, sind sie plötzlich nicht mehr dort und bleiben verschwunden. Eines Tages bekommt der Karl von seinen Eltern eine Handpuppe, die einen Kasperl darstellt. Das besondere am Kasper ist, dass er sprechen kann. Hören kann ihn allerdings nur Karl. Eigentlich hatte Karl sich einen Hund gewünscht, stattdessen hat er den Kasper bekommen, aber er gewinnt ihn lieb und der Kasper wird sein bester Freund - bis er auch ihn eines Tages verliert.
Karl ist verzweifelt. Er sucht und sucht, aber der Kasper bleibt verschwunden. Er ist so traurig und niedergeschlagen, dass die Eltern schließlich doch beschließen ihm seinen größten Wunsch nach einem Hund zu erfüllen. Eines Tages bringt der Vater das kleine Fellknäuel mit und Karl hat die wichtige Aufgabe, seinen Hund zu erziehen und auf ihn aufzupassen. Timo heißt der neue Spielgefährte. Aber obwohl Karl überglücklich über seinen Hund ist, kann er den Kasper nicht vergessen.
Da der Kasper ihn einmal von einem Ort der verschwundenen Dinge erzählt hat, den man nur in einer Vollmondnacht entdecken kann, macht sich Karl eines Abends mit Timo auf, den Kasper noch einmal zu suchen. Dabei hat er wunderliche Begegnungen mit einem Parkwächter namens Runhardt, der ihm einerseits Hinweise gibt und andererseits so tut, als wäre es ganz normal, dass ein kleiner Bub mitten in der Nacht in den Park kommt um seinen Kasper zu suchen. Timo und Karl müssen noch einige gefährliche Abenteuer bestehen, bis sie den Kasper endlich gefunden haben. Aber der will am Ende gar nicht mit!
Eine Geschichte über Freundschaften und Einsamkeiten, über das Verlorengehen und Wiedergefunden werden und schließlich auch davon, was in einer Freundschaft wirklich wichtig ist. Der Gedanke, dass auch die verlorenen Dinge einen Ort brauchen, an den sie sich zurückziehen und versteckt halten, ist ein durchwegs reizvoller.
Allerdings ist das Alter der Hauptperson Karl (ca. 5 bis 6 Jahre) der Länge der Geschichte (1. od. 2. Klasse) nicht ganz entsprechend. Zudem ist die Geschichte doch stellenweise unheimlich und sogar beklemmend. Da muss Karl durch einen dunklen Park in einer Vollmondnacht, da soll er gefährliche Hänge erklettern und wird von wilden Autos und strengen Schaufensterpuppen verfolgt und tanzt mit verlorenen Gegenständen einen wilden Tanz bei dem ihm ganz schwindlig wird. Der Kasper wird zunehmend unangenehmer und bedrohlicher und nach einer wilden Hetzjagd, in der Karl seinen Hund Timo gegen den Kasper eintauschen soll und diesen dann auch zurücklässt, ist der Leser heilfroh, als ihn endlich die Eltern im Park wieder finden und der Hund Timo wohlbehalten zurückgekehrt ist. Die Illustrationen von Tatjana Hauptmann sind witzig und lebendig gezeichnet, aber auch hier überwiegen dunkle Farben und die Bilder haben oft einen unheimlichen Touch. All die verschwundenen Dinge ist eine durchaus unterhaltsame und spannende Geschichte, spannend für alle, die schon einiges durch Fernsehen gewöhnt sind, aber nichts für die sensibleren Kinderseelen. (Susanne Janowsky-Winkler)
Buch-Tipp:
Lukas Hartmann und Tatjana Hauptmann: All die verschwundenen Dinge
Bewertung: @@@@
Altersempfehlung: 8+
Verlag: Diogenes (2011)