Eine wunderbar erzählte Liebesgeschichte zum Vorlesen und selbst lesen, die vollkommen ohne Prinzessin und Prinzen und anderen Klischees auskommt und trotzdem das Herz erwärmt ist "Carlotta und der Muskelmann" von Autorin Melanie Laibl und Illustratorin Ina Hattenhauer.
Carlotta liebt ihre weiße Haut, ihren weißen Mops und ihr weißes Ballettröckchen. Sie liebt alles, was weiß ist. Und weil sie sich so unglaublich hübsch und prächtig fühlt, trippelt sie nur auf Zehenspitzen. Die Männer in ihrem kleinen Städtchen liegen ihr zu Füßen und so manch einer würde gern sein Herz an sie verlieren. Aber Carlotta lässt sich nicht so leicht beeindrucken - weder durch besondere Geschenke, noch durch nette Redensarten. Da kommt ein Zirkus in die Stadt und mit ihm der Muskelmann Carlo. Ab diesem Moment wendet sich das Blatt für Carlotta und jetzt ist sie diejenige, die Carlos Aufmerksamkeit unbedingt für sich gewinnen will. Ein modernes Märchen, das mehr als einmal zum Schmunzeln verführt und durch die poetische, aber klare Sprache einlädt, sich auch mit dem Text zwischen den Zeilen auseinanderzusetzen. Carlotta ist mit sich selbst vollkommen zufrieden, für andere mag sie nicht perfekt sein, aber sie ist glücklich wie sie ist und stolz darauf! Sie ist nicht nur stolz und verschmäht ihre Verehrer, die sich tüchtig für sie ins Zeug legen, sondern sie ist auch eine Frau, die genau weiß, was sie eben nicht will und darauf wartet, Schmetterlinge in ihrem Bauch zu spüren. Also lässt sie sich zwar schmeicheln, aber als dann Carlo, der Muskelmann, vom Zirkus erscheint, ist es um ihre stolze Zurückhaltung geschehen. Das ist der Mann ihrer Träume. Jetzt versucht sie sich in der Kunst der Verführung. Einige ihrer Versuche scheitern, vielleicht weil sie es mit den Geschenken ihrer Verehrer probiert? Man soll sich eben nicht mit fremden Federn schmücken! Aber so schnell gibt Carlotta nicht auf, und schließlich gelingt die Verführung, aber eben nicht durch Äußerlichkeiten, sondern durch die Liebe auf den ersten Blick. Denn Carlo hat Carlotta schließlich auch sofort bemerkt, als sie im Zirkus aufgetaucht ist. Melanie Laibl, die schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, hat sich hier das erste Mal an einem längeren Text bei einem Kinderbuch versucht und dies ist ihr ausgesprochen gut gelungen. Der Text weist Merkmale eines Märchens auf, dabei ist die klare Sprache aber mit viel Sinn für Humor unterlegt. Erwachsene haben sicherlich genauso viel Spaß an der Geschichte der stolzen Carlotta wie die jüngeren Leser/Zuhörer. Ina Hattenhauer ist für die witzigen und wunderbaren Illustrationen zuständig. Es ist ihr zweites Buch und man darf hoffen, dass noch mehr folgen. (Susanne Janowsky-Winkler)
|