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magnusson_kristof_zuhauseZeitgenössische Literatur aus Island ist nicht immer leicht verdaulich, besitzt aber in der Regel einen hohen Unterhaltungswert.

Einer der angesagtesten Autoren Islands ist sicherlich Hallgrimur Helgason, der mit „101 Reykjavik“ einen Meilenstein in der isländischen Literaturgeschichte setzte. Ein anderer bemerkenswerter Autor aus Island ist auch Kristof Magnusson, der mit „Zuhause“ eine Mischung aus Familiensaga und Krimi schuf, das wie ein Road-Movie und Porträt einer Generation daherkommt. Vielschichtig und mit lächelnder Eiseskälte ausgestattet gelang dem jungen Autor eine aberwitzige Geschichte mit super Dialogen und klugen Pointen, letzten Endes ein verdammt guter Roman.

Anders als bei Hallgrimur Helgason schreibt Kristof Magnusson in einem im positiven Sinne gefälligen Stil, quasi federleicht. Hinter dieser Leichte steckt aber tonnenschwerer Tiefgrund und ein Panorama, das man aus guten Filmen kennt.

Weihnachten in Reykjavik ist die Ausgangslage, also eine saukalte Angelegenheit von Beginn an. Dass es sich nicht zum Besten entwickelt, das Feiern, liegt zwar nicht in der Hand des Protagonisten, Larus Ludvigsson, sondern an seine Freunde. Trennung die einen, gar nicht erst mitkommen, der andere.

Dass Larus, der eigentlich in Hamburg lebt und nur über Weihnachten „in die Heimat“ fuhr, in Island laut Melderegister als tot gilt ist dann nur noch ein weiterer unangenehmer Nebeneffekt, weil er sich dadurch z.B. auch keine Videos ausleihen kann. „Jedes Mal wenn ich im Winter hierher kam, wunderte es mich aufs Neue, was für einen großen Unterschied zu Deutschland es bedeutete, dass die Sonne hier im Dezember kaum mehr als vier Stunden nach ihrem Aufgang bereits wieder unterging. Ich konnte nicht schlafen. Mein Bett gab mir das Gefühl, krank zu sein, so krank, dass ich sogar überlegte, wie es wäre, wirklich tot zu sein. Natürlich war mir klar, dass ich nicht jetzt in diesem Bett sterben würde, ich wollte auch gar nicht sterben, aber ich dachte dennoch darüber nach, wie ich dem Einwohnermeldeamt dadurch im Nachhinein Recht geben würde.“

Stilistisch breitet sich der Autor in der Ich-Form aus der Sicht von Larus aus und verquickt den ganzen Plot mit herrlichen Dialogen, filmreif, über die Verrücktheit des Landes, über die Elfen- und Trollenverliebtheit, über das Problem, „dass inzwischen aus ganz Europa die Bekloppten hierher kommen. Alle, die in ihrer Heimat nicht zurechtkommen, fliegen hierher und denken, auf Island, wo die Leute so belesen sind und an Elfen glauben, wird man endlich ihre Neurosen tolerieren.“

Larus landet schließlich in einer Wohngemeinschaft und kommt einem Geheimnis auf die Spur, was schließlich und endlich in der Identitätsfindung einmündet.

Es sind die kleinen Geschichten in der großen Handlung, die es wert sind gelesen zu werden, es ist die große Handlung, die magisch anzieht. Fantastisch. (Manfred Horak) 

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Antje Kunstmann Verlag
Gebunden
320 Seiten
ISBN 3-88897-402-x