Hohes Lesevergnügen garantiert.
Einen Krimi im alten Stil legt mit „Mord auf ffolkes Manor“ der in Schottland geborene Autor Gilbert Adair vor und erinnert in vorzüglichem Maße an Agatha Christies schrullig-verschrobener Erzählkunst. Adair setzt vielschichtige Fährten, die freilich alle in die Irre führen und holt am Ende des Romans gekonnt zum Paukenschlag aus. Es ist eine wahre Freude, sich in diese Lektüre zu vergraben, und überholt all jene Autor/innen locker und zwinkernden Auges, die reißbrettartig auf wenig durchdachten Thrill setzen – und davon gibt es ja leider nur all zu viele.
Gilbert Adair verpackt in 294 Seiten und 4 Zeilen eine trügerische Idylle, das vom ersten Moment an mit Misstrauen und Zweifel gesät ist, dabei aber nicht bierernst im Krimikolorit verharrt, sondern sehr wohl durch spitzzüngige Dialoge und feine Gedankengänge auch Qualitätshumor zustande bringt. Eine Seltenheit, fürwahr. Inhaltlich geht es darum, dass zu Weihnachten 1935 in einem verschneiten Herrenhaus am Rande von Dartmoor – man beachte: bereits der Rumpf der Geschichte ist eine große Hommage – ein nicht gerade beliebter Zeitgenosse, da Klatscholumnist und Erpresser in einer Person, ermordet wird. Hilfe kann nur in Form des pensionierten Chefinspektors Trubshawe, der in der Nähe wohnt, geholt werden. Unterstützt – bzw. teilweise von Anekdoten überrollt – wird dieser dabei von der als Gast anwesenden Krimiautorin Evadne Mount. Sie ist tatsächlich ein Berg von einem Mensch, die zu jedem winzigen Detail eine ellenlange Geschichte parat hat, und erstens nur ungern bei der Erzählung einer solchen unterbrochen wird, was aber zweitens auch kaum möglich ist. Und so kugelt sich die Geschichte durch den stürmischen Winterabend und das geneigte Lesepublikum hält vor Spannung und Amüsement den Atem an, auch, damit der kalte Odem nicht die Lesesicht behindert. Magisch. Witzig. Spannend. Klug. (Manfred Horak)
@@@@@
Verlag C.H. Beck (2006)
294 Seiten
Gebunden
ISBN: 13 978 3 406 55065 2