Verwirrend ist die heutige Zeit ja schon. Gewalttätig im Großen und Ganzen auch.
Vor ein paar Jahren wird ein texanischer Möchtegern-Cowboy zum mächtigsten Staatsmann der Welt, der nach dem 11. September öffentlich und inbrünstig zum Kampf gegen den Terror aufruft. Tausende seiner Bürger schickt er daraufhin in den Nahen Osten und einige von ihnen damit auch gleich in den sicheren Tod. Doch weiterkämpfen heißt die Devise. Bis zum letzten Blutstropfen und bis der letzte Terrorist gefasst und bestraft worden ist. Im Laufe dieses anstrengenden Kampfes wird es besagtem Kuhtreiber aber zu blöd zwischen guten und bösen, terroristisch denkenden Menschen zu unterscheiden und so kommt er auf die Idee, alle, die in ein bestimmtes Raster fallen, müssten doch auch automatisch Feinde sein. So seine logische Schlussfolgerung.
Ergebnis dieser wirren Gedankengänge ist ein Krieg, der immer mehr ausartet und auch ein Gefängnis von dem anfänglich keiner wusste, welches aber nach einigen Eskapaden nun doch in der Öffentlichkeit steht und in dem, man glaubt es kaum, auch Unschuldige schon seit Jahren einsitzen.
Nizar Sassi, einer dieser Unschuldigen, erzählt seine Geschichte:
Aufgewachsen in geordneten Verhältnissen in einem kleinen Vorort von Paris treibt es den 22jährigen nach Afghanistan, um seine Vorliebe für Feuerwaffen auszuleben (hier stellt sich allerdings die Frage, warum er nicht auf die Idee kam in Frankreich einen Schießplatz aufzusuchen. Aber wie auch immer…). Er landet über verschiedene Wege schließlich an seinem Ziel, wo man ihn anfangs auch freundlich aufnimmt und endlich auch herumballern lässt. Langsam aber merkt Nizar, dass es schwierig werden könnte wieder in die Heimat zu gelangen.
Er wird schließlich von amerikanischen Truppen aufgegriffen und in das Hochsicherheitsgefängnis auf Kuba gebracht. Von diesem Tag an heißt es für ihn, sich stundenlangen Verhören zu unterziehen, kaum etwas zu Essen zu bekommen und ständig Prügel einstecken zu müssen. Als er 2006 endlich freigelassen wird, erkennt ihn bei seiner Rückkehr nicht einmal mehr die eigene Mutter.
„Ich war gefangen in Guantanamo“ ist ein erschütternder Bericht über die Haftbedingungen in dem Hochsicherheitsgefängnis auf Kuba. Nizar Sassi ist jedoch nur ein Einzelfall. Immer noch sitzen etliche Unschuldige dort hinter Gitter und keiner weiß eigentlich so recht warum. (dk)
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Heyne (2006)
Broschiert
ISBN: 3-4531-2095-7