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steve_forbert_strangenames1978, als die Liedermacherszene nicht gerade am Höhepunkt ihrer Anerkennung war, tauchte Steve Forbert in der Musiklandschaft auf und schaffte es dennoch als ein möglicher Nachfolger von Bob Dylan und als "Huck Finn mit Stratocaster" Aufmerksamkeit zu erregen. 30 Jahre und etliche Alben später gelingt ihm mit "Strange Names & New Sensations" erneut ein wunderbares Stück Musik.


Super gleich der Einstieg mit "Middle Age", einem mit fetzigen Bläser angereicherten Lied über das Abschied-Nehmen des jugendlich Erwachsenen: "Middle age is diff'rent,/Now you're someone else;/Now you've got some sense/Of how much time perhaps is left.", singt Forbert in der Eingangszeile. Sein soulig rockendes Lied macht Gusto auf mehr, und tatsächlich bleibt das Level ein sehr hohes. Gefühlvolle Melodien und seine markante Stimme erhöhen den Mehrwert des Albums. Herausragend auch "My Seaside Brown-Eyed Girl". Aufbäumende Sehnsucht steht im Zentrum des Liedes: "I'm in Tennessee,/You're not here with me,/You're in Springsteen land,/Summer waves an' sand;/[…]/My seaside brown-eyed girl,/I need you tonight,/Not a star in sight,/Make that airplane flight alright." Eine unglaubliche Melodienqualität ist auch im Titellied zu finden, wobei der Text eher eine halblustige Wortspielerei ist im Vergleich zu "Man, I miss that girl" oder zum zornigen "Baghdad Dream". Beides sind Lieder zum Thema Verlust, handelt das eine jedoch vom Verlust einer geliebten Frau, so handelt das andere von den verlorenen Söhnen im Krieg und von den nur allzu schalen Rechtfertigungen von Rumsfeld und Bush zum irrationalen und sinnlosen Irak-Krieg. "Can you calculate the cost?/What's been gained and what's been lost", fragt Forbert an einer Stelle. Ein Lied später, in "Thirty More Years", wagt der Sänger einen überaus poetischen Rückblick und eine Bestandsaufnahme in einem. "The trees turn into buildings and the weeks turn into months,/It's one thing or another or it's ev'rything at once", teilt er darin ebenso mit wie "The geocentric days are gone and Earth is still a sphere,/Objects in the mirror may be just as they appear". Mit diesen Liedern gelingt Forbert in sehr überzeugender Manier und genährt durch verschiedene Stilmittel wie Folk, Rock, Country, Soul und Calypso die goldene Mischung eines Songwriter: Sich nicht allzu weit aus seinem Terrain fortzubewegen und doch einem das Gefühl zu geben, dass er nicht stehen bleibt. Insofern irritierte zunächst das Schlusslied, eine Neuversion von seinem kommerziell erfolgreichsten Lied, "Romeo's Tune" aus dem Album "Jackrabbit Slim" (1979). Vergleicht man die zwei Versionen und stellt man das Lied noch dazu in den textinhaltlichen Kontext von "Strange Names…" und vor allem zum Einstiegs-Song "Middle Age" macht diese Version Sinn und schließt sogar den Kreis des Albums in schlüssiger Weise, denn wie heißt es an einer Stelle von "Romeo's Tune" so treffend? "Oh, gods and years will rise and fall and there's always something more/Lost in talk I waste my time and it's all been said before". Fast schon wegweisend. (Manfred Horak)

CD-Tipp:
Steve Forbert – Strange Names & New Sensations
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Musik: @@@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: 429 Record/Hypertension Music (2008)