Die Kontinente standen - neben Mozart - im Mittelpunkt des sehr eigensinnigen, entspannten und viel bejubelten Konzert von Chick Corea samt Jazzquartett und großem Orchester.
Dass es ein großer Erfolg wurde, lag nicht nur am hervorragenden Pianisten und seiner anscheinend hohen Sensibilität Werkaufträge tatsächlich als großes Ereignis durchführen zu können, sondern natürlich auch an seinen Mitmusiker/innen, die wenig Pathos an den Tag legten und dem Meister sehr genau auf die Finger schauten, um sein ganz persönliches Klanggesetz intelligent zu vervollkommnen. Gehörte das erste Set noch der Musik von W.A. Mozart, war im zweiten Set Neue Musik von Chick Corea an der Abendordnung. Die eingangs erwähnten Kontinente bildeten dabei den Rahmen und musikalischen Ausgangspunkt, wobei mir persönlich die Stücke "Antarctica" und "Asia" am meisten beeindruckte. Ersteres, da es Chick Corea gelang die musikalische Pracht geradewegs zu visualisieren. Was auffiel war auch, dass Chick Corea weitestgehend auf zur Schau stellende Virtuosität verzichtete - gut so, denn beweisen muss er sich ja nun wirklich nicht mehr. Auch das machte den Abend einerseits sympathisch, andererseits ungemein würdevoll, ja, geradezu majestätisch. Im Direktvergleich zu den vielen anderen Musikprojekten zum Mozartjahr fiel dieser ziel- und geschmackssichere Musikabend weit aus dem Rahmen. Etwaige Peinlichkeit(en) blieb(en) außerhalb des Opernhauses und endlich - endlich! - hatte man das Gefühl, dass mit Mozart kein Schabernack betrieben wird, sondern tatsächlich sein oft zitierter "Spirit" freigelegt wurde. Sensationell. //
Text: Manfred Horak
Foto: Anna Gramova
Link-Tipps:
Interview mit Chick Corea
DVD-Kritik Chick Corea & Gary Burton - Live at Montreux 1997
CD-Kritik "The Ultimative Adventure"
CD-Kritik "To the Stars"