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sigimaron_2009"Langsam / hebt se da nebl / langsam / wird's wieda kloa / es hot si nix verändert / es is ollas so wia's woa", beschwörte dereinst Sigi Maron, einer der Säulenheiligen der österreichischen Liedermacherszene so treffend, dass sich das Dialektmusikfestival 2009 auf diese Spuren heftet, um herauszufinden, ob sich wirklich nichts verändert hat, ob wirklich alles so ist wie es immer schon war.


Willi Resetarits - er ist mit seinem Stubnblues ebenfalls Teil des Festivals in der Szene Wien - meinte ja einmal über seine eigene Vergangenheit als Schmetterling: "Manches ist nicht gut gealtert, so kann man heute nicht Lieder singen. Wenn, dann in lyrischer Form oder mit Witz und Ironie." Witz und Ironie ist ein gutes Stichwort und vermutlich neben dem retrospektiven Grundansatz der weitere rote Faden der dialektmäßig zur allgemeinen Unterhaltung beitragenden Künstler vom Dialektmusikfestival 2009.

Tag 1 (11. 6., Beginn: 19 Uhr)

Da wäre z.B. am Eröffnungsabend ersterwähnter Sigi 'Bob' Maron, der zum Glück wieder in der Szenenlandschaft auftauchte und mit einer sechsköpfigen Band seine Lieder in ein völlig neues Gewand hüllt. Das Gewand kann sich hören lassen, ist es doch eine Mischung aus Ska, Rocksteady und Reggae. Unverändert freilich seine Bissigkeit gegen die Mächtigen und sein Mitgefühl für die an den Rand der Gesellschaft Gedrängten. attwengercmarkus_kaiser_mueMit Maron beim Festivalauftakt mit dabei sind übrigens auch Attwenger, die soundso für sich stehen. Ihre doppelbödigen Texte und ihre stets erneuerten Versionen bekannter Attwenger-Songs kann man ja nicht oft genug hören. "Wenn's groovt, groovt's", meinte einmal HP Falkner und dem kann man nicht widersprechen. So wirklich und richtig eröffnet wird das Dialektmusikfestival von Andreas Julius Fasching, dem König von Amstetten. Julius, der Große, bzw. Fasching I. veröffentlichte zuletzt mit seiner Band Kuchlradio das wunderbare Album "Renitent Evil", mit dem er einige Monate lang sogar in den Top 10 der faschingskuchlradioLiederbestenliste zu finden war. Thematisch ist es ein sehr vielseitiges Album, egal ob intellektuelle Amöbenruhr, Tankstellentrinker oder Tiroler Freiheitskämpfer in Afghanistan im Mittelpunkt der Lieder stehen - Fasching beißt immer - mal angriffslustig, mal einfühlsam.

Tag 2 (12. 6., Beginn: 19 Uhr)

Mit rockigen Allerweltsliedern - 1000-mal gehört, 1000-mal vergessen - beginnt Tag 2 vom Dialektmusikfestival. Der Horst meint es sicher gut, sein neues Album trägt nämlich den Titel "Reduziert". Den aufgewärmten Austropopabklatsch muss man aber halt mögen. Hernach wird's dafür extrafein. Die sehr geehrte Frau Gschichtldruckerin Birgit Denk stellt sich heli_deinboek10nämlich ebenfalls mit ihrer Band ein und wird sicherlich für einige Überraschungen sorgen (war ja bisher immer so), wie auch der ebenfalls sehr geehrte Herr Heli Deinboek plus Band, dieser tiefschwarze Lyriker und Garant für den harten Blues und puren Mundart-Rhythm'n'Blues aus Wien. Einer der ganz Großen mit stahlhartem Gebiss.

Tag 3 (13. 6., Beginn: 20 Uhr)

Was ist schon normal? Heutzutage und überhaupt? Manuel gibt es vor zu sein. Manuel ist ein normaler Rapper aus einem scheinbar ganz normalen Land, seine Texte zünden im Dialekt, seine Musik dampft sogar im härtesten Winter, was normalerweise auch im Sommer funktioniert. Manuel Normal sortiert im resetaritsclukas_beck0Vorfeld die Dialektgefühle des Publikums und macht danach Platz für Willi Resetarits und seiner Band Stubnblues, die kürzlich ihr hervorragendes Album "No so vü" veröffentlichten. Monsignore R. braucht man ja wohl nicht mehr näher vorstellen, wer jedoch seine noch relativ junge Landpartie Stubnblues [mit 'jung' ist die Band als solche gemeint und nicht das Durchschnittsalter der Musiker, so vü Zeit muss sein; Anm.] noch immer nicht kennt, der sollte dies schleunigst nachholen, weil: Ganz wichtig. Eine Band, die nun, mit ihrem dritten Album, eine neue Qualitätsstufe erreicht hat. Willi Resetarits Stubnblues befindet sich auf einem Level, die nicht viele Bands und Musiker in einem Musikerleben erreichen.

Tag 4 (14. 6., Beginn: 13 Uhr)

Man mag es Frühschoppen nennen, man mag es Matinee bezeichnen - das Dialektmusikfestival 2009 in der Szene Wien findet seinen gerechten Ausgang mit dem kalksburg0hochgeschätzten Kollegium Kalksburg und mit Otto Lechner. Letzterer ist ja nach eigener Aussage "seit Jahrzehnten blind im Dienste der Musik". Was Otto zum Dialektmusikfestival beitragen wird, kann man im Vorhinein nicht genau sagen, eines ist jedoch sicher: Er wird im Dialekt singen (no na!), ob er auch aus seinem Akkordeon Dialekttöne herausquetschen wird können, wird sich ja noch erweisen. Mit ihm beim späten Frühstückskränzchen wird sich auch das schlicht geniale Kollegium Kalksburg die Ehre erweisen. Das aktuelle Album heißt übrigens wiad scho wean, das, und somit schließt sich der Kreis [siehe Andi Fasching; Anm.], ebenfalls in der Liederbestenliste Deutschland Eingang fand. (Manfred Horak; Fotos: Szene Wien)