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oezlem-2009Die Begriffe "Qualität", "Niveau" und "Donauinselfest" passen ja nicht wirklich zueinander, daher sollte es auch niemanden wundern, dass 2009 beim Massenfest mit Besäufnis-Charakter die World Music Bühne und die EGA Frauen-Bühne lahmgelegt wurde. Zumindest eine Weltmusik-Bühne wird es am Donauinselfest-Wochenende dennoch geben, allerdings im Porgy & Bess.





Die erste musikalische Performance auf der Weltmusikbühne im Exil kommt von einer hochkarätigen Neuentdeckung. Im Dezember 2008 gegründet erhielt die oezlem2siebenköpfige Formation um die junge türkische Sängerin Özlem Bulut gleich für ihren ersten Auftritt den Förderpreis des Austrian World Music Awards 2008. Ein mehr als deutliches Indiz für das große musikalische Potential dieses Musiker-Verbands aus Bulgarien, Österreich und der Türkei, der in einer bunten, teils eklektischen Mischung das Beste aus vielen Musikwelten zusammenführt. Zwischen durchstrukturierten Kompositionen und reiner, improvisierter Spiellust inszenieren Özlem Bulut & Kehoa Begegnungen des Didgeridoos mit einem Sopran-Saxophon, bilden Jazz-Drums die Grundlage für vokale Ausflüge und gibt ein E-Bass folkloristischen Elementen den richtigen Kick. Geleitet von der Ambition "der Idee der Vielfalt die schönsten Kleider zu verpassen."

Geschlechter Maskerade

Das Tiptons Sax Quartet um die US-amerikanischen Musikerinnen Amy Denio und Jessica Lure benannte sich nach Billy Tipton. tiptons2Erst posthum wurde bekannt, dass der renommierte Jazz-Saxophonist und -Pianist Tipton eine Frau war, die um ihrer Musik willen und deren Durchsetzung in der männerdominierten Jazzwelt 50 Jahre diese Geschlechter Maskerade aufrechterhalten hatte. Ähnlich unkonventionell und entschlossen geht dieses Quartett von vier hochkarätigen Musikerinnen gemeinsam mit Schlagzeuger Robert Kainar zur Sache. Afro-Kubanische Elemente und Klezmer klingen plötzlich zusammen, während man meint New Orleans wurde am Balkan neu aufgebaut. Ungebremste Spiel- und Lebensfreude pulsiert in einer extrem dynamischen Musik, voller Spirit und Soul.

Sound des neuen Jahrtausends

Der Balkan Groove der Band um die in Banja Luka, Bosnien geborenen Ljubinka Jokic ist längst eine Trademark. Das Herz aller Musikfreunde schlägt jokic2höher, wenn sie mit ihrer Band Yok und ihrer geliebten Gitarre (Rock'n'Roll!) zu klingenden Streifzügen mit Roma-Chansons, Jugo-Pop-Rock-Klassikern und traditionellen Liedern aufbricht. "Mit der Intensität und der Kraft der Tradition, aber dem Sound des neuen Jahrtausends. Wie die Donau, die die Balkanländer verbindet, immer im Fluss, immer offen für Neues, das in sie mündet." Heute erstmals mit Maciej Golebiowski, dessen offene Musikerpersönlichkeit und wunderbares Klarinettenspiel dieser reichen Musik zusätzliche Impulse liefern werden!

Klezmer Reloaded

Nein, Maciej Golebiowski, wird nach seinem Auftritt mit Ljubinka Jokic & Yok nicht gleich auf der Porgy-Bühne bleiben. Ihm - und freilich auch dem Publikum reloaded3- seien ein paar Stunden Erholung gegönnt, bevor er mit seinem kongenialen Partner Alexander Shevchenko den zweiten Abend der Weltmusikbühne im Exil eröffnet. Als Klezmer Reloaded - der Name ist musikalisches Programm - lieferten sie zuletzt beim KlezMore-Festival und beim Akkordeonfestival umjubelte Auftritte. Mit ungeheurer Leichtigkeit bringen sie ihre virtuose Musikalität zum Klingen, ihre sympathische und humorvoll un-ernste Bühnenpräsenz macht dem Publikum die Tür zu ihrer Musik auf. Zwei Ausnahmekönner nehmen sich bei dieser voller Respekt, Ideenreichtum, technischer und kompositorischer Rafinesse der Klezmer- und Volkmusik-Traditionen ihrer polnischen und ukrainischen Heimat an - ein Ereignis!

The Other Europeans

Wenn sich die 14 Musiker auf der Bühne des Porgy & Bess versammeln, ist das ein musikalischer Abschluss des mehrjährigen Projekts "The Other Europeans", project2das sich um Fragen der europäischen und kulturellen Identitäten von Roma und Juden dreht(e). Erarbeiteten 2008 ein Jiddish Music Project - unter der Leitung von Alan Bern - und ein Lautari Music Project - unter der Leitung von Kalman Balogh - jeweils ein eigenes Konzertprogramm, treffen diese beiden Formationen nun aufeinander um gemeinsam zu spielen. Im Idealfall gelangen sie dabei zu einer "neuen" Musik als Ausdruck eines veränderten Selbstverständnisses und einer überfälligen neuen Wahrnehmung dieser "anderen Europäer", die statt Ausgrenzung, negativer Projektion und Verfolgung hoffentlich endlich Gleichberechtigung, offene Auseinandersetzung und Wertschätzung erfahren.

Schmelztiegel der Kulturen

Den sieben Männern von der 1996 gegründeten Amsterdam amsterdam1Klezmer Band ist es noch immer gelungen ihre Konzerte in rauschende Tanzfeste zu verwandeln. Wenn sie ihre Instrumente auspacken klingen in ihrer Musik nicht nur mit Gusto und Verve urbanisierte/modernisierte Gypsy- und Balkan-Einflüsse mit, sondern der eben-vielleicht-doch-nicht-Mythos von der offenen Stadt Amsterdam als ein Schmelztiegel der Kulturen, wo im täglichen Miteinander Spannendes entsteht. Ihr ganz spezieller Umgang mit osteuropäisch-jüdischer Musik hat dabei nichts mit trockener Traditionspflege, aber alles mit Lebendigmachen und am Tanzboden spürbar machen zu tun … (pt/mh; Fotos: Archiv Akkordeonfestival, Lukas Beck, Bulut, Frank Burkhardt, KlezMore Festival Archiv, Tiptons Sax Quartet)


WELTMUSIKBÜHNE IM EXIL
27.6. & 28.6. 2009

PORGY & BESS

Samstag, 27. 6. 2009
GIRLS, GIRLS, GIRLS

21 bis 22 Uhr
ÖZLEM BULUT & KEHOHA

22.30 bis 23.30 Uhr
TIPTONS SAX QUARTET & DRUMS

24 bis 1 Uhr
LJUBINKA JOKIC & YOK

Sonntag, 28. 6. 2009
KLEZMER- & ROMA-MUSIK

21 bis 22 Uhr
KLEZMER RELOADED

22.30 bis 23.30 Uhr
The Other Europeans: JIDDISH MUSIC PROJECT & LAUTARI MUSIC PROJECT

24 bis 1 Uhr
AMSTERDAM KLEZMER BAND