Der Auftakt der Opernkonzerte im Rahmen von Jazzfest Wien brachte dem Publikum den alten Soulmeister Solomon Burke zu Gehör. Und dabei wurde wahrlich wohlfeiles für Herz und Seele geboten. Von Robert Fischer.
Man konnte letzten Freitag in der Oper gut und gern glauben, wieder einmal in einem Konzert des irischen Parade-Grantlers Van Morrison gelandet zu sein… Während die Band zum Anheizen des Publikums einige R&B Instrumentals spielt, laufen hinter einer spanischen Wand im Hintergrund der Bühne einige Leute mit Walkie-Talkies hektisch herum, um den Auftritt des großen Stars minutiös vorzubreiten, und auch das versammelte Auditorium der Oper harrt gespannt auf das Erscheinen der Hauptattraktion. Doch der, dem diese Sonderbehandlung heute zuteil wird, ist Soul-Legende Solomon Burke, und schon die ersten Minuten zeigen, dass sich das Warten gelohnt hat (bzw. dass bei Burke die sprichwörtlichen Uhren ganz anders laufen als bei "Van The Man")!
Im Sitzen, auf einem mit Fell ausgelegten Thron, gibt der schwergewichtige, mittlerweile 69-jährige, als "Bishop Of Soul" angekündigte Sänger seine Audienz und versteht es aber trotzdem perfekt, durch seine unglaubliche Bühnenpräsenz schon mit den ersten Songs, das Publikum fest in seinen Bann zu ziehen. Natürlich weiß "Ladies Man" Burke auch, was er seinen weiblichen Fans schuldig ist, und der Kübel mit den roten Rosen neben dem Thron beginnt sich sehr bald zu leeren.
Nach einigen Songs seiner beiden umjubelten Comeback-Alben "Don´t Give Up On Me" und "Make Do With What You Got" und Lobesworten von Burke für die berühmten Kollegen, die Ihm dafür Songs geschenkt haben (z.B. Tom Waits) markiert der Klassiker "Georgia on my mind" einen ersten Höhepunkt. Die wunderbare Stimme und Phrasierung der Soul-Legende holt auch aus dieser oft gehörten Nummer einige, neue und unbekannte Nuancen heraus.
Das die gute Stimme scheinbar in der Familie liegen muss, beweisen auch die Backing-Vokalisten Solomon Burke Jr. und "Nesthäkchen" Candy Burke, der Papa Burke etwas später augenzwinkernd gerne eine Solo-Nummer zugesteht, "alles, nur bitte keinen Rap!"
Diese Angst ist aber völlig unbegründet: Candy entledigt sich dieser Aufgabe ganz souverän mit einer tollen Version von "I will survive", Vater Burke kann stolz sein.
Der wirkliche Clou des Abends steht aber noch bevor, als Solomon Burke völlig überraschend den alten Soul-Kollegen Eddie Floyd auf die Bühne ruft, der mit seinem Signatur-Hit "Knock on wood" das Publikum begeistert und von den Sitzen reißt ! Mit Klassikern wie "Sittin on the dock of the bay", "Stand by me" oder "Wonderful world", mit denen Solomon Burke weiteren Giganten aus der Soul-Branche Tribut zollt, findet die groovige Soul-Party seine Fortsetzung, und die Stimmung steigert sich noch zusätzlich, als Burke einige der tanzenden Fans zu sich auf die Bühne bittet. Danach reiht Solomon Burke einfach nur noch Hit an Hit, verkündet leidenschaftlich die heilende Botschaft des Soul und macht (außer einem übermotivierten Security, der einen Rollstuhlfahrer unnötigerweise vom Bühnenrand vertreibt) viele Leute sehr glücklich.
Als die Show nach etwa 90 Minuten in die Zielgerade einbiegt, und Burke trotz "standing ovations" nur zwei Zugaben gewährt, verlassen trotzdem fast alle Konzertbesucher die Oper mit einem Lächeln auf den Lippen und der Erinnerung an eine unvergessliche "Soul Night". (Robert Fischer)