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vao-third-dreamManchmal muss man weite Wege zurücklegen, um ans Ziel zu gelangen, im Falle vom Vienna Art Orchestra bedeutete dies eine radikale Verjüngungskur unter den Musikern. So entstand mit Third Dream ein exzellenter Kompositionsreigen von mathias rüegg. 





Es ist nicht der erste 3rd Dream von rüegg, bereits 1997 - u. a. mit Thomas Alkier, Klaus Dickbauer, Claudio Pontiggia, und den Solisten Herbert Joos und Uli Scherer - malte er Pastellfarben in den musikalischen Raum, und zwar für das Hannover Symphonie Orchester und der NDR Big Band. Nun realisierte rüegg einen weiteren Third Dream, diesmal als Wortspielerei, Stichwort Third Stream, für sein neu geschaffenes Vienna Art Orchestra. Eine quasi Neugründung war notwendig, da rüegg Ende 2007 der Hauptsponsor des VAO abhanden kam, die Bank Austria, die bis dahin das Orchester jährlich mit 100.000 Euro sponserte (Peanuts eigentlich, sollte man meinen) - und so fand am 2. Jänner 2008 in Leibniz das letzte Konzert vom VAO statt. "Eine der besten Big Bands weltweit", wie Christian Rentsch schrieb und damit eine gängige Meinung vertrat, "verschwand nach einer dreissigjährigen, grossen Karriere sang- und klanglos von der Jazzbühne". Jetzt also die Wiedergeburt eines Orchesters, das, beginnend 1977 ausgehend von Session-artigen Begegnungen, eine neue Dimension des modernen, großorchestralen Jazz erschloss und bis in die jüngste Vergangenheit mehrere Erfolgskapitel aufschlug. Zu hören sind 12 Kompositionen im wechselhaften Klangspiel Klassik und Jazz. Gleich das Eröffnungsstück "A tender GLANCE" (Solo von Harry Sokal) lässt den Hörer tief in die neuen Empfindungswelten eintauchen, und einmal eingetaucht möchte man auch gar nicht mehr weg von diesem musikalischen Ereignis. Die Musik schwebt gleichermaßen wie sie zu berühren vermag, sie emotionalisiert und wirkt beruhigend, sie fordert und betört, im kammermusikalischen wie im jazzigen Sinn. "Ich arbeite mit der 'Grammatik' und der Formensprache des Jazz und mit der gleichen Dramaturgie von Orchester und Solisten wie bisher", so rüegg im Gespräch mit Rentsch. Und: "Das funktioniert in der sogenannten 'klassischen Musik' alles völlig anders. Meine neue Musik ist sozusagen Jazz ohne den swingenden Drive und ohne jene Art von spontaner Improvisation, wie sie im Jazz üblich ist." Dieser Gedankenflug, umgesetzt auf "Third Dream", überzeugt in überragender Manier, das Album ist ein Höhenflug, in einem Schwung ohne jemals abzufallen, einzelne überragende Stücke, wie z.B. "Adieux, lost CENTURY" (Lyrics von Alfred de Musset) oder "Burning more than a WEEK" (Solo von Flip Philipp) können quasi als i-Tüpfelchen eines großen Albums betrachtet werden. (Manfred Horak)


CD-Tipp:
Vienna Art Orchestra – Third Dream
Musik: @@@@@
Klang: @@@@@

Label/Vertrieb: Extraplatte (2009)

Live-Tipps:
Alle Konzert-Termine des VAO finden sich HIER