Quasi ein Nachtrag zum Auftritt des Duos im Wiener
Konzerthaus (Nov 09): Das blinde Musikerpaar Amadou & Mariam schufen mit
dem Album "Welcome To Mali" ein weiteres musikalisches Meisterwerk in der
Musikgeschichte Malis. Mitreißende Percussion-Rhythmen und Songtexte in Bambara - die malische Landessprache - geschmückt mit Rock-Gitarren, Tablas, Nays und
kolumbianischen Posaunen vermischen sich zum sogenannten "Afro Blues Rock".
Mitte der 1970er Jahre trafen sich Amadou Bagayoko und Mariam Doumbia, beide damals noch Teenager, am "Institut für Junge Blinde" in Mali. Schnell stellte sich ein gemeinsames Interesse an Musik heraus, das sie Anfang der 1980er Jahre begannen miteinander auszuleben. Die nächsten Jahre produzierten und werkten die beiden, mittlerweile verheirateten, Malianer und erreichten einen gewissen Bekanntheitsgrad in ganz Westafrika. 2005 gelang ihnen der Durchbruch auch in Europa. Zunächst mit dem von Manu Chao produzierten Album "Dimanche à Bamako" aufgestiegen, folgte die gemeinsame Aufnahme "Zeit, dass sich was dreht", der offizielle Song zur Fußballweltmeisterschaft 2006, mit Deutschlands heimischer Größe Herbert Grönemayer. Mit der Single-Auskopplung "Senegal Fastfood" feat. Manu Chao aus "Dimanche à Bamako" hatte das Duo den Fuß in der Tür der europäischen Musikindustrie. Der Einfluss des spanischen "Weltmusikers" Manu Chao lässt sich nicht verleugnen, sind Ska-, Rock- und Reggae-Kombinationen gepaart mit Bläsern und Trommlern doch typische Wiedererkennungsmerkmale seinerseits. Nichts desto trotz überzeugen Amadou & Mariam mit ihrem eigenen Stil, den sie in "Welcome To Mali" gekonnt weiterführen. Traditionelle malische Melodien gemischt mit Rock-Riffs, syrischen Violinen, kubanischen Trompeten, ägyptischen Nays, kolumbianischen Posaunen, indischen Tablas und Percussions sind die Zutaten für die eigensinnige Rezeptur des Musikerpaars aus Mali. Abwechslungsreich ist das neue Album auf jeden Fall. Als Antwort auf den Vorgänger "Dimanche à Bamako" ist es jedoch wenig innovativ, finden sich doch tatsächlich ganze Themen in leicht abgewandelter Weise wieder. Beim ersten Hineinhören stellt sich "Welcome To Mali" zunächst einmal als billiger Abkupferungsversuch des erfolgreichen Release von 2005 heraus, eine zweite Hörprobe ist es aber wert. Die Bewertung eines eingefleischten Amadou & Mariam-Hörers: "Liebe auf den zweiten Blick", denn die Rhythmen bewegen noch immer den Körper und die Texte die Seele. Produziert u. a. von Damon Albarn (Blur) wurde "Welcome To Mali" 2009 für einen Grammy in "Weltmusik" nominiert. Das Musiker-Ehepaar, das sich bereits in ihren 50ern befindet, komponiert und schreibt jedenfalls gemeinsam weiter und arbeitet schon an ihrem nächsten Album. Da lässt sich wohl nur abwarten und Teetrinken und ein bisschen Mali-Sonne ins Wohnzimmer holen, bis wir die neuen Klänge von Amadou & Mariam als kleine Aufhellung in der kalten Jahreszeit begrüßen dürfen. (Nathalie Wessely)
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