mit den Schlagworten:

joan-baez-2010Man kann ja nicht gerade behaupten, dass Joan Baez jemals eine faule Künstlerin gewesen wäre. Mit ihrem Album "Day After Tomorrow" (2008) veröffentlichte sie nämlich bereits ihr 64. Album. Live gastiert die früher genannte Queen of Folk am 19. Februar in der Wiener Stadthalle und am 20. Februar im Salzburger Congress.



Ein halbes Jahrhundert dauert mittlerweile die musikalische Karriere von Joan Baez und weiterhin ist von Rost keine Spur. Ihr erstes Album mit ihrer Beteiligung trug den Titel "Folksingers 'Round Harvard Square" und erschien im Jahr 1959, im Folgejahr erschien ihr eigentliches Debüt Album "Joan Baez", und von da an folgten in schöner Regelmäßigkeit eine erstaunliche Anzahl von Tonträgern, die bis heute das selbe Ziel verfolgen: auf politische Missstände aufmerksam zu machen. Manchmal war der Zeigefinger vielleicht ein wenig zu lehrerhaft erhoben und ihre Gesangsstimme mitunter zu pathetisch, eines allerdings fehlte nie - die Leidenschaft und der Mut. Der Pathos ging mittlerweile (bzw. längst schon) verloren, anstelle dessen gewann die Dringlichkeit, was den jüngeren Alben zugute kam, sei es ihr hervorragendes Album "Gone From Danger" (1997), das stellenweise sogar ungewohnt rockig daherkam und das mit Betty Elders' "Crack In The Mirror" eine Anklage an Kindesmissbrauch enthielt. Ein zeitgemäßer Folk-Song den reichen Quellen der 60er-Jahre Folk-Bewegung entsprungen: "...No one in that big old house/Heard the baby cry/Hide your guilt in ignorance/.../No one has to lie...". Und natürlich Anti-Kriegs-Lieder, die sind weiterhin im Repertoire von Baez, wie z.B. das Lied "Day After Tomorrow" von Tom Waits, das bei Joan Baez seine wahre Heimat fand. Jedoch: Wirkliche musikhistorisch relevante Meilensteine fehlen in ihrer Diskographie (und wenn, dann vermutlich am ehesten noch "Diamonds & Rust" aus dem Jahr 1975), was jedoch niemals fehlte, war und ist ihre Homogenität, was Ausdruck und Authentizität anbelangt, sowie Linearität in ihrem Gesamtwerk - richtige Ausrutscher leistete sich Baez gerade mal bei der einen oder anderen Gestaltung des Art-Works ("Blowin' Away" von 1977 und "Diamonds and Rust in the Bullring" von 1989 wirken nicht gerade verkaufsfördernd, um nur zwei Beispiele zu nennen), nicht jedoch in ihrem musikalischen Schaffen, ihr gewöhnungsbedürftiges Weihnachtsalbum "Noel" (1966) vielleicht ausgenommen. Letzten Endes ist die Sängerin aber eine Live-Künstlerin, die es versteht gerade auch alte Lieder neu zu beseelen und mit kurzweiligen Anekdoten das Publikum zu unterhalten. Waren es viele Jahre lang die Lieder von Bob Dylan, die ihre Set-List beherrschten, so sind es nunmehr zunehmend Lieder von hierzulande weniger bekannten amerikanischen Songschreiberinnen, die sie zum Besten gibt, thematisch begab sich Joan Baez dabei auf "Day After Tomorrow" den Fragen und Antworten nach Vergänglichkeit, Tod, Glaube und Erlösung hin. (Manfred Horak)
Live-Tipps:
Joan Baez
19. Februar 2010, Wiener Stadthalle (Halle F) (Beginn: 20 Uhr)
20. Februar 2010, Congress, Salzburg (Beginn: 20 Uhr)