Im Gegensatz zu den namentlichen Vorbildern brauchen Gansch'n'Roses keine 15 Jahre für eine neue Platte. Und sie verschlafen nicht die Auftritte. Aber die Konzerte sind auch bei ihnen ausverkauft, so z.B. am 31. Oktober 2010 im Porgy & Bess.
Zur CD-Präsentation von "Resal" lud Thomas Gansch quasi in sein Wohnzimmer. Mit dabei Familie, Freunde und Fans. Dass die alle nicht Platz fanden in den Kellergewölben des Porgy versteht sich von selbst. Will sagen: Der Laden war voll. So war die Atmosphäre in doppelter Hinsicht aufgeheizt - thermisch als auch aus Vorfreude. Die Band verspricht ja seit jeher nicht nur gute Schmähs, sondern wie ganz nebenbei Virtuosität und Einfallsreichtum an den Instrumenten auf Weltniveau. Zur Verstärkung waren heuer wie schon 2009 geladen die beiden Spitzentrompeter Adam Rapa (USA) und Bryan Davis (GB). Rapa, mittlerweile ein Global Player der Szene mit starker medialer Präsenz, zeigte neben famosem Spiel auch Qualitäten als Spaßmacher - ihm war eine Freude anzumerken, die durchaus als ehrlich hingenommen werden kann. Einen Musiker seines Ranges könnte man sicher nicht mit dem zur Verfügung stehenden Geld alleine locken, Spaß ist da sicher die wichtigere Motivation. Was nicht die Qualitäten des Bandleaders schmälern soll. Thomas Gansch ist ein Solist mit transkontinentaler Reputation, ebenfalls ein hervorragender Komponist und Arrangeur. Wenn er lädt folgen viele. Dass seine Schlagfertigkeit seinen musikalischen Fähigkeiten in nichts nachsteht muss kaum erwähnt werden.
Moderner Mozart?
Was ihn und sein Werk ausmacht könnte man gut und gerne als Mozartbegabung bezeichnen: Er komponiert wunderschöne Melodien, die eingängig sind aber nicht seicht, orchestriert sie so effektiv, dass man glauben könnte statt neun Musikern eine Big Band vor sich zu haben und baut dann die Stücke so komplex aus, dass man sich als Sachkundiger daran berauschen kann wie auch "nur" als gemeiner Genießer. Die Musik ist hörbar, aber alles andere als einfach. Die Stücke sind lang, aber niemals zäh und schwer. So waren auch beim Konzert die Soli perfekt angelegt: Nie so ausgedehnt, dass die Spannung verloren ging und nie so kurz, dass dem Solisten kein Raum zur Entfaltung blieb. Vor der Pause konnte man das besonders anspruchsvolle "Tribute to Bill Chase" hören, das auch im letzten Jahr schon gespielt wurde und auf das viele Trompeter im Publikum gespannt warteten.
Hier konnten die beiden Gäste vor allem in den hohen Lagen zeigen, was sie zu leisten imstande sind. Betont werden darf aber nicht zu wenig, dass auch alle anderen Ensemblemitglieder Ausnahmeleistungen zeigten. Beinahe genauso wichtig: Sie spielten routiniert, aber nicht gelangweilt. Routiniert höchstklassig und routiniert begeistert und begeisternd. Das wohl ein Grund, warum Thomas Gansch immer wieder für volle Säle sorgt. "Resal", eine Flügelhorn-Solonummer, die der neuen CD ihren Namen gibt wurde natürlich auch gespielt. Sie beschreibt die Beziehung Ganschs zu seiner Frau dar. Sein Kommentar: "Irrsinnig schön und irrsinnig anstrengend." Das kann man stehen lassen. (Text: Peter Baumgarten: Fotos: Jens Lindworsky)
Kurz-Infos:
Gansch'n'Roses
Bewertung: @@@@@@
Kritik zum Konzert am 31.10.2010 im Porgy & Bess