Eines hatte die Jazz-Szene in Österreich ja immer schon: hervorragende Gitarristen. Sei es ein Karl Ratzer, Harry Pepl und Harri Stojka, ein Karl Ritter, Alegre Correa oder Wolfgang Muthspiel, um nur einige wenige zu nennen. Sie alle prägten und prägen das gitarristische Weltbild Österreichs nach außen, und setzen dabei Akzente, weil sie ihre eigene Gitarrensprache fanden und diese kontinuierlich weiterentwickeln. Mit Alex Pinter stellt sich nun ein Gitarrist der jüngeren Musikergeneration vor, der mit "The Beantown Experience" ebenfalls ein starkes Zeichen setzt. Die acht Tracks auf dem vorliegenden Album stammen mit einer Ausnahme aus der Feder von Alex Pinter, an seiner Seite sind Stephan Dickbauer (sax, cl), Dimitrije Vasiljevic (p), Nick Merriam (b), Michael Kihn (dr), sowie bei einer Nummer Eyal Shmuel Hai (sax) zu hören und aufgenommen wurde das Ganze im Mai und Juni 2010 in Westwood (Massachussetts) quasi als Resümee während seiner Zeit an der amerikanischen Ostküste und am Berklee College of Music in Boston [Beantown ist der Spitzname von Boston; Anm.]. So weit die Fakten zum Album, jetzt zur Musik: Was auffällt und sich durchs ganze Album zieht ist, dass Alex Pinter ein gutes Gespür für Melodien hat. Das Einstiegsthema ins Album, "Pedaltrain", packt einen gleich vom ersten Moment an und lässt einen auch nicht mehr los. Hier treten vor allem das superb gespielte Saxofon von Stephan Dickbauer und die Gitarre von Alex Pinter in den Dialog. Das technische Können wird nicht mit Angeberei vermengt, sondern mit dem, was man beiläufig als Spielwitz kennt. Raffiniert geht es auch im Alleskönner-Stop-and-Go-Stück "Rick's Trick" zu. Auch hier fällt erneut der Melodienreichtum auf und zugleich die Kompaktheit der Band. Als ein hervorragendes Stück Musik erweist sich etwas später der "Boston's Bitchy Back Bay Bootie Blues" mit der tänzelnden Drum-Figur und dem Vorwärtsschreiten in die Stille des Raumes. Da kann und darf man eigentlich nicht mehr Begriffe wie solide und andere Höflichkeiten verwenden, denn das greift viel zu kurz. Erstaunlich jedenfalls, wie sich das Stück entwickelt und wohin es einen bringt. Eine deutliche Referenz an die Ostküste der USA hört man schließlich im längsten Stück des Albums mit dem witzigen Titel "I Wish I Had A Name For This", das in achteinhalb Minuten mit einigen Verrückt- und Verspieltheiten aufzuwarten weiß. Der Wille, etwas Größeres entstehen zu lassen zieht sich wie ein roter Faden durch alle acht Kompositionen und Arrangements, heißt es im Begleittext. Wir hören die CD und wissen: Wo ein Wille, da ein Pinter. (Manfred Horak)
CD-Tipp: Alex Pinter Quintet: The Beantown Experience Musik: @@@@1/2 Klang: @@@@ Label/Vertrieb: Extraplatte (2012) Link-Tipp: Alex Pinter |
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