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short-stories4Die zwei Gitarristen erzählen Robert Fischer im Interview über die Hintergründe zu ihrem ungewöhnlichen, Genre übergreifenden Projekt Short Stories, das musikalische Kurzgeschichten zwischen Weltmusik und Jazz mit großer Virtuosität auf den sechs Saiten verbindet.

Ursprünglich entstanden die Kompositionen auf Short Stories für ein Tanzprojekt in Graz, in dem die beiden Musiker für ihre Performance auf der Bühne das Kunststück vollbrachten, gleichzeitig wireless mit ihren Instrumenten und mit den beiden japanischen Tänzerinnen Koto Aoki und Young Na Hyun zu agieren.

Kulturwoche.at: Wie habt Ihr beide euch kennengelernt?

Klaus Wienerroither: Ca. 2006 bei einer Veranstaltung im Haus der Musik, wo Thomas mit unserem gemeinsamen Bekannten Gregor Schenker [Lo-fi Boheme; Anm.] gespielt hat. Ich habe Thomas schon vorher flüchtig gekannt und ihn angesprochen, ob wir im Duo spielen möchten.

Thomas Mauerhofer: Daraufhin hatten wir uns öfters zum Jammen getroffen und es hat sich mit der Zeit einfach gezeigt, dass wir uns einerseits gut ergänzen, was die Spielweise betrifft, andererseits aber auch die gleiche Grundeinstellung zum Spielen haben. Wir schätzen es beide, wenn Emotionen transportiert werden und weniger der sportliche Aspekt im Vordergrund steht.

Wie ist das neue Projekt Short Stories entstanden? Wer hatte die ursprüngliche Idee dazu?

Klaus: Die Idee haben wir gemeinsam entwickelt. Das musikalische Geschichtenerzählen hat ja eine lange Tradition [Tondichtung, Programm-Musik; Anm.]. Anfangs wollten wir mit Literaten zusammenarbeiten, dann kam aber ein Angebot der Spielstätte Graz, die Musik mit Tanz zu verbinden [siehe Link zum Video am Ende des Artikels; Anm.].

Thomas: Die ursprüngliche Idee war auch als roter Faden für die CD gedacht, sowie der rote Faden für unsere erste CD Shorter Moments von 2009 das Vorhaben war, die Musik Wayne Shorters auf zwei Gitarren zu übertragen

Wie entstand der Kontakt zu den beiden japanischen Tänzerinnen und wie war es für euch mit zwei Tänzerinnen zusammenzuarbeiten und aufzutreten?

Klaus: Der Kontakt entstand über die Choreografin Christina Medina, mit der wir auch beim Stück zusammengearbeitet haben. Und zur Zusammenarbeit: Beide short-stories2waren sehr nett und höflich, aber auch immer ein wenig reserviert. Da gibt es wohl schon Mentalitätsunterschiede. Insgesamt eine unkomplizierte Zusammenarbeit.

Wie hat die technische Umsetzung der ungewöhnlichen Zusammenarbeit auf der Bühne funktioniert?

Klaus: Wir spielten mit Sendern und konnten uns so frei bewegen. Die Arbeit mit dem Licht war nicht einfach, weil wir uns ca. 30 Markierungspunkte merken mussten, wo wir genau während der Performance wegen der Licht-Spots stehen mussten. Sonst wären wir nämlich im Dunkeln gestanden.

Gab es bei den Proben bzw der Aufführung irgendwelche lustigen lustigen Hoppalas bzw. Anekdoten?

Klaus: Thomas wurde einmal bei einer Probe nicht aufgefangen. He fell flat on his face. Gott sei Dank ist nichts passiert!

Thomas: Ich bin noch immer schwer traumatisiert und weiß nicht, ob ich einer Tänzerin jemals wieder vertrauen kann (schmunzelt)!

Wird es eine Fortsetzung von diesem Projekt bzw. eine weitere Zusammenarbeit mit den beiden Tänzerinnen geben? Bzw. habt ihr schon Ideen für ein neues Stück? 

Klaus: Eine Wiederaufnahme und eventuelle Deutschlandtournee mit den Tänzerinnen ist angedacht, aber noch nicht fixiert. 

Was darf sich das Publikum für die kommenden Konzerte im September und November 2012 erwarten?

Klaus: Eine Auswahl aus unseren beiden bisher erschienenen CDs Shorter Moments und Short Stories, eine gute, abwechslungsreiche Performance und etwas Tanz von unserer Seite! Wir spielen wieder mit Sendern und werden nicht in zwei Sesseln versinken. Kommen Sie, schauen Sie sich das an (schmunzelt)!

Reizt es euch generell in Projekten verschiedene Genres wie z.B. Tanz und Musik zu verbinden?

Klaus: Ja, ich habe schon ein Projekt mit Malern und elektronischen Musikern gemacht [Go Blow: Seven Portraits; Universal; 2001; Anm.]. Und ich habe auch schon einmal ein Projekt mit Tanz gemacht. [Go Blow: Hear, my dear; Zappel Music/Extraplatte; 2006; Anm.]

Thomas: Ich habe auch einige Erfahrung mit frei improvisierter Musik und Tanz-Text gesammelt, als ich mit dem Saxofonisten Georg Gratzer einige sehr ausgedehnte Studienaufenthalte in London verbracht habe und wir dort unser Programm Carysfortstories entwickelten.

Was sind eure nächsten Projekte abgesehen von Short Stories?

Klaus: Ich nehme das nächste Tunesmith Album im Studio von Thomas auf. Musikalisch wird hier ein neues Kapitel aufgeschlagen. Diesmal beschäftigen wir uns mit reduziertem Rhythm & Blues.

Thomas: Ich schreibe gerade Musik mit Marina Zettl für unser drittes Album, nachdem im April 2012 Thin Ice erschienen ist und werde mich nochmal eingehend mit den Möglichkeiten der 8-String Gitarre auseinandersetzen.

Zum Schluss dürft ihr euch selbst je eine Frage aussuchen und beantworten!

Klaus: Was ist Dein Lieblingseis? Hmmmm...Stracciatella!

Thomas: Was kannst du dir aus deinem Leben nicht wegdenken? Mindestens zwei starke Tassen Kaffee täglich.

Interview: Robert Leopold Fischer
Fotos:
Jasmin Schuller

short-stories3CD-Tipp:
Maurhofer/Wienerroither: Short Stories
Label/Vertrieb: Edition Jazz Austria/Ö1 (2012)

Link-Tipps:
Klaus Wienerroither
Thomas Mauerhofer
Short Stories (Video)
Interview mit Tunesmith

Live-Tipps:
28.09.2012 RadioCafe (Wien)
30.11.2012 Giesinger Bahnhof (München)