Musik: @@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Blue Note/EMI (2005)
Sonntag morgen. Endlich einmal in Ruhe frühstücken, der Druck der letzten (Arbeits-) Woche löst sich langsam auf. Der feine Soundtrack dazu ist das selbstbetitelte Debüt-Album von Amos Lee. Der 27-jährige Singer/Songwriter aus South Carolina, derzeit daheim in Philadelphia, ist ein Riesentalent und seine Musik wurzelt stark in der reichen amerikanischen Musiktradition des Folk, Blues und Soul. Ähnlich wie die Kollegen Gillian Welch, Ben Harper oder auch Corey Harris schöpft Lee seine Inspiration aus der dichten, musikalischen Vergangenheit der USA.
Amos Lee nennt als Vorbilder einerseits Folkies wie John Prine oder Dave Van Ronk, schätzt aber auch die Soul-Legenden Bill Withers, Stevie Wonder oder Donny Hathaway sehr. Er kam erst als Spätberufener zur Musik, bekam mit 18 Jahren seine erste Gitarre geschenkt und erlernte dann in wenigen Monaten autodidaktisch das Spiel auf diesem Instrument. In kleinen Bars und Folkclubs in Philadelphia machte er erste Erfahrungen als Live-Performer, zwei im Eigenverlag erschienene EP's erregten erste Aufmerksamkeit und schon nach relativ kurzer Zeit fand sich Lee im Vorprogramm von Leuten wie "Shooting Star" Norah Jones oder Jazz-Legende Mose Allison wieder.
Die auf Tour geschlossene Freundschaft mit Norah Jones hatte nicht nur die schöne Folge, dass ihr Bassist Lee Alexander die CD produziert hat, sondern auch, dass Mrs. Jones selbst nebst anderen Musikern ihrer Band auf dem Album, das beim renommierten Blue-Note Label erscheint, bei zwei Songs als Gast zu hören ist.
Sparsam produziert mit Fokus auf Stimme und Gitarre, ergänzt von Bass und Drums, sowie gelegentlich durch Piano oder Hammond-Orgel erweitert, verbreitet das Debüt von Amos Lee eine angenehme, entspannte Stimmung, die u.a. Assoziationen an die erste LP von Tracy Chapman oder diverse Alben von Rickie Lee Jones weckt. Der Einfluss der großen Vorbilder ist eindeutig da, aber trotz der Legenden, die er sich zum Vorbild genommen hat, gelingt Amos Lee ein neuer, eigenständiger Sound. (Nur in einem Punkt hat sich der junge Mann ganz exakt an die Vorbilder aus den 60ern und 70ern gehalten: Das Album endet nach 35 Minuten! Weniger ist mehr.)
Was wird die Zukunft bringen ? Vielleicht ein Duett mit Neil Young? Der erste große Höhepunkt 2005 für Amos Lee ist sicher die Anfang März startende Tournee gemeinsam mit Bob Dylan und Merle Haggard durch mehrere amerikanische Großstädte, und nicht nur aus diesem Grund, bin ich absolut überzeugt, dass man von diesem jungen Singer/Songwriter in Zukunft noch sehr viel hören wird! (Robert Fischer)