Ein neues Album beschert uns Verena Göltl mit "Verlieren & Finden", das sie gemeinsam mit dem Komponisten und Blasinstrumentalisten Herbert Berger einspielte. Wir baten Verena Göltl um ein weihnachtliches Kindheitsfoto und fragten nach, wie sie es denn heute so mit der zimtzuckrigen Zeit hält.
Die aus dem Burgenland stammende und in Wien lebende Sängerin und Dialektliedtexterin legte bereits mit der Band Herztöne das Weihnachtsalbum "Zimt & Zucker" (2011) vor, auf dem sie alte Lieder wie "Winter Wonderland" und "Jingle Bells" mit neuen Texturen ausstattete, die halt dann Titel wie "Winterweihnachtszeit" und "Flockn schaun" verpasst bekamen.
Kulturwoche.at: Denkst Du noch gerne an Weihnachten aus Deiner Kindheit zurück?
Verena Göltl: In Erinnerung sind mir die Spaziergänge mit meinem Opa kurz vor der Bescherung, wenn man in die erleuchteten Fenster der Nachbarn geguckt hat, ob denn bei denen schon das Christkind war oder ob man vielleicht noch seine Flügelspitzen erspähen kann... Und ich erinnere mich, dass ich sobald ich des Lesens mächtig war, mir immer Bücher zu Weihnachten gewünscht habe. Bin dann gleich nach der Bescherung ins erste Buch reingekippt und war für den Rest der Ferien nicht mehr ansprechbar... Das habe ich geliebt, dieses Fallenlassen in Zeit und Raum.
Was bedeutet Dir heute noch Weihnachten?
Ich mag die Weihnachtszeit, wo man es sich gemütlich macht, Tee trinkt, sich Geschenke ausdenkt, auf einen Weihnachtsmarkt schlendert, kitschigen Christbaum-schmuck gustiert, die angestaubten Weihnachts-CDs aus dem Regal holt, Lebkuchenschnitten bäckt... Weihnachten selber versinkt für mich offen gestanden jedes Jahr mehr in einer Art gleichgültiger Bedeutungslosigkeit. Fühlt sich so an als wäre nur mehr eine leere Hülle übrig im Vergleich zu Kindheitstagen. Weihnachten verbringe ich heuer bei einer Freundin in Deutschland. Sie ist alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter. Wir werden es uns gemütlich machen. Neujahr verbringe ich auf der Bühne, mit dem Verena Göltl LUXUSTRIO im PannoniaTower****Hotel Parndorf im Burgenland. Wer also ins neue Jahr swingen möchte, ist herzlich willkommen!
Was erwartest und erhoffst Du Dir von 2013?
Ich erwarte mir gar nichts, weil eh immer alles anders kommt. Ich hoffe, dass es mir gelingt, Veränderungen mit offenen Armen anzunehmen und mich dem Fluss des Lebens anzuvertrauen, ohne mich dabei selbst zu verlieren.
Was fällt Dir zu den folgenden Stichworten ein?
Interventionen: Werden oft zu wenige gemacht. Zivilcourage ist Mangelware in unserer Gesellschaft.
Visionen: Sind wichtige Wegweiser für die eigene Entwicklung.
Illusionen: Können ein böses Ende nehmen.
Marmelade: Mein eigenes Plattenlabel "lekvár records". "lekvár" heißt bei uns im Burgenland die Marmelade; kommt aus dem Ungarischen.
Was waren für Dich die wichtigsten Ereignisse in der Kulturszene von 2012?
Global betrachtet, muss ich da leider passen. Bin so etwas wie eine mediale Insel, also das Gegenteil von einem Szenebeobachter. In meiner eigenen kleinen Welt gibt und gab es sehr viele kleine und große Momente und Begegnungen, wo mich Kunst- und Kultur bewegt haben, aber das ist eine persönliche Geschichte...
Welche Wünsche hast Du an das Christkind/den Weihnachtsmann und welche an die österreichische Regierung bzw. an die Regierungen dieser Welt?
Wünsche an das Christkind habe ich keine. Wünsche an die Welt und Ihre Regierungen hätte ich viele, z.B. Weltfrieden, vernünftige Förderungen für Künstler, das Einsetzen von Kulturbotschaftern an Schulen, die Aufwertung von Kunst in der Gesellschaft, die Förderung der heimischen Musikszene (und damit meine ich nicht die volkstümliche Musik) durch die Medien (Radio, TV, Print) undundund...
Welche Erinnerungen wirst Du voraussichtlich an das Jahr 2012 behalten?
Ich werde mich an 2012 als das Jahr der großen Umbrüche erinnern, beruflich wie privat. Es wird das Jahr bleiben, in dem mein Debütalbum "Verlieren & Finden" erschienen ist.
Interview: Manfred Horak
Fotos: Verena Göltl Privatarchiv
Die komplette "Wünsch-Dir-was" Interview-Reihe gibt es im E-Zine No 3 zu lesen.
CD-Tipp:
Verena Göltl & Herbert Berger: Verlieren & Finden
Musik: @@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: lekvár records/Hoanzl (2012)