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eric-burdon_2013Robert Fischer erhielt die Gelegenheit am Telefon mit dem 71-jährigen britischen Sänger Eric Burdon über die Entstehung seines neuen Albums "'Til Your River Runs Dry" zu sprechen.

Obwohl 2012 ein geplantes Konzert in der Wiener Staatsoper wegen gesundheitlichen Problemen kurzfristig abgesagt werden musste, hat sich Blues-Rock Legende Eric Burdon (The Animals; War) von diesem Rückschlag rasch erholt und ist wieder aktiv. Vor kurzem wurde das formidable neue Album "'Til Your River Runs Dry" veröffentlicht, das  u.a. aktuelle Themen wie die mögliche Privatisierung von Wasser thematisiert. Daneben spielt Burdon auch wieder Konzerte (dzt. hauptsächlich in den USA inkl. einem Auftritt beim SXSW Festival) und arbeitet am dritten Teil seiner Memoiren.

Kulturwoche.at: Hallo Mr. Burdon, ihr Auftritt letztes Jahr beim Jazzfest in Wien musste ja leider aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden. Was war da los und wie geht es Ihnen jetzt?

Eric Burdon: Sorry, ich hatte damals Probleme mit meinem Rücken, musste mich einer Operation unterziehen und dann haben mir die Ärzte sechs Monate Ruhepause verordnet. Deswegen musste ich auch die Show beim Jazzfest letztes Jahr absagen. Aber jetzt geht es mir wieder besser.

Wie haben Sie die Songs für Ihr neues Album "'Til Your River Runs Dry" ausgesucht?

Das ist über einen längeren Zeitraum passiert. Es dauert einfach seine Zeit, die richtigen Lieder für ein Album auszusuchen bzw. das richtige Material zu finden. Irgendwann muss man auch die Entscheidung treffen, diesen oder jenen Song wegzulassen. Bei manchen Liedern, weiß ich schon in dem Moment, wenn ich ihn schreibe oder zum ersten Mal in Demo-Form höre, dass das ein sicherer Kandidat für das Album ist. An manchen Liedern muss man nichts mehr verändern, während man an anderen noch ein wenig herumfeilen muss. Die Produktion des neuen Albums hat sich auch wegen meines Gesundheitszustands immer wieder mal verzögert und sich deswegen fast über drei Jahre gezogen.

Auf dem neuen Album sind auch einige Cover-Versionen drauf, u.a. "Before You Accuse Me" von Bo Diddley und zusätzlich haben Sie auch einen Song über ihn verfasst ("Bo Diddley Special"). Wie kam es dazu?

Irgendwie hat mir Bo Diddley aus seinem Grab die Nachricht geschickt, dass ich diesen Song von ihm aufnehmen soll. Und diesem Wunsch bin ich gerne nachgekommen (schmunzelt). "Before You Accuse Me" ist einer meiner meistgeschätzten R&B-Songs und gleichzeitig auch einer meiner Lieblingssongs von Bo. Er war einer der Pioniere des Rock'n'Roll, und gleichzeitig eine starke Persönlichkeit mit einem gutem Sinn für Humor. Ich habe Bo Diddley immer sehr geschätzt, habe ihn aber leider nie persönlich kennengelernt. Als er 2008 in Florida verstorben ist, wurde ich von seiner Familie zum Begräbnis eingeladen und ich habe dort auch gesungen. Über dieses Erlebnis habe ich dann später den Song "Bo Diddley Special" verfasst.

Die mögliche Privatisierung von Trinkwasser ist ja derzeit weltweit ein wichtiges Thema. Einer der neuen Songs aus Ihrer Feder trägt den Titel "Water". Um was geht es darin?

Ganz einfach: Dieses Thema hat auch mich beschäftigt. Es gibt mehrere Firmen, die es darauf anlegen, die weltweiten Nahrungs- und Wasserreserven zu besitzen. Wo ich lebe, in Joshua Tree in Kalifornien, ist es verboten auf seinem eigenen Grundstück nach Wasser zu graben, eric-burdon_2013-1auch wenn man genau weiß, dass welches vorhanden ist. Wasser gehört allen, das kann nicht privatisiert werden. Ich will auf keinen Fall, dass z.B. irgendwann Coca-Cola die Rechte an Wasser erwirbt und das dann unter anderen Namen in Flaschen verkauft. Wahrscheinlich wird es bald einen Krieg um Wasser geben, und teilweise ist das ja schon Realität. Ich will aber in meinem Song auch kein politisches Statement abgeben, sondern ich mache mir einfach Sorgen um unseren Planeten und die Nahrungsreserven und das Wasser. Ohne Wasser kann man nicht leben!   

"'Til Your River Runs Dry" wurde teilweise in New Orleans aufgenommen. Was mögen Sie an dieser Stadt?

New Orleans hat einfach eine tolle Atmosphäre. Die Leute dort sind free thinking und free living. Und genau aus diesem Grund ist die Stadt im Rest der USA nicht sehr beliebt und viele Amerikaner würden New Orleans am liebsten eher heute als morgen von der Landkarte eliminieren. New Orleans passt nicht ins Konzept der föderalen USA. Manchmal hat man das Gefühl, in manchen Köpfen tobt immer noch der amerikanische Bürgerkrieg! Aber das gleiche was in Amerika mit New Orleans passiert, passiert ja woanders auf der Welt auch, z.B. im mittleren Osten.

Bezüglich der Musiker, die auf dem neuen Album mitgewirkt haben, verfügen Sie ja mittlerweile über ein recht fixes Team. Auch die beiden Vorgängeralben "My Secret Life" und "Soul Of A Man" sind mit dieser Mannschaft entstanden. Was schätzen Sie an diesen Musikern?

Da sind einfach die besten in der Gegend von L.A.! Es ist ja nicht so, dass ich auf diesen Alben immer genau mit den gleichen Musikern zusammen gearbeitet habe, sondern es ist eher eine Art Pool, aus dem ich mir Leute aussuche. Aber Leute wie der Drummer Tony Braunnagel, der gleichzeitig mein Co-Produzent ist oder Bassist Reggie McBride sind wirklich Top Studio-Musiker, die auch regelmäßig mit Künstlern wie Bonnie Raitt oder Taj Mahal aufnehmen.

Ich habe gehört, dass Sie aktuell auch an dem dritten Teil Ihrer Memoiren arbeiten. Können sie etwas darüber erzählen?

Da kann ich noch nicht viel darüber sagen, weil ich noch gar nicht genau weiß, wie ich das anlegen werde bzw. in welchem Format das erscheinen könnte. Es ist genau so wie bei allen anderen Sachen, die ich mache: Solange ich nicht den letzten Satz bzw. den letzten Absatz geschrieben habe, ist es nicht komplett. Bis jetzt sind es einfach kleine Skizzen über Leute, die ich in meinem Leben kennen gelernt habe. Manche habe ich bewundert, mache habe ich abgelehnt. Auf keinen Fall möchte ich ein weiteres Buch über Musik bzw. eine Musiker-Biografie machen. Es kann schon sein, dass ein paar Leute aus dem Musikbusiness vorkommen, aber ich habe keine Lust darüber zu schreiben, wie viel Zeit ich mit Jimi Hendrix oder Eric Clapton verbracht habe! Mit meinen zwei früheren Büchern habe ich gelernt, in dieser Art zu schreiben, aber ich bin natürlich kein professioneller Schriftsteller.

Zu Ihren großen Hits zählt "The House of the Rising Sun". Haben sie immer noch Spaß dabei, diesen Song bei Konzerten zu singen?

Klar, das ist ein Fixpunkt meiner Konzerte. Ohne "The House of the Rising Sun" lassen mich die Leute einfach nicht von der Bühne runter (schmunzelt)!

Zum Schluss würde mich noch interessieren, was Sie mit Wien verbinden? Wann waren sie zuletzt da?

Wien ist einer meiner Lieblingsstädte, und ich habe sehr gute Erinnerungen an die Stadt. Ich mag z.B. die Altstadt sehr. Mein letzter Besuch liegt aber sicher schon mindestens drei bis vier Jahre zurück. Aber meine Erinnerungen an Wien sind sehr klar und intensiv, und mir ist es, wie wenn ich gestern zum letzten Mal da gewesen wäre. Derzeit gibt es zwar keine konkreten Pläne mit dem neuen Album in Europa zu touren, aber ich freue mich schon auf ein  Wiedersehen!

Interview: Robert Fischer
Fotos: ABKCO

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CD-Tipp:
Eric Burdon: Til Your River Runs Dry
Label/Vertrieb: Universal Music (2013)

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