Unsere zweite Vorschau des Jazzfest Wien 2013 widmet sich den interessanten Acts abseits der großen Namen, die in den Locations Porgy & Bess, WUK, Reigen, der Summerstage und am Rathausplatz zu hören sein werden.
Jazz & More im Porgy
So lockt z.B. das Porgy & Bess mit dem Fusion Gitarristen Mike Stern, der u.a. in der Band von Miles Davis spielte (1./2.7.), sowie dem deutschen Multi-Instrumentalisten Stephan Micus am 4.7., der ungewöhnliche Instrumente wie die Sitar, eine Kalimba oder 10- bzw. 14-saitige Gitarren im Gepäck hat oder am 5.7. mit dem großartigen afro-amerikanischen Soul-Sänger Gregory Porter, der mit seinem beseelten Gesang in der Tradition berühmter Kollegen wie Marvin Gaye und Les McCann, Leon Thomas und Lou Rawls steht. Sicher großartig wird auch der Auftritt am 8.7. von Alt-Saxophonist Lou Donaldson (geb. 1926). Beeinflusst von Earl Bostic und Charlie Parker wurde Donaldson vor allem als Funk-Pionier und geschmeidiger Soul-Jazz-Melodiker weltberühmt. Der Auftritt von den Musicians of the Nile am 29.6. musste hingegen wegen Visa Problemen leider abgesagt werden.
World Music im WUK und im Rathaus Arkadenhof
Bei den Shows im WUK in der Währingerstraße liegt der Fokus dieses Jahr auf Weltmusik. So sind am 26.6. die virtuosen afrikanischen Musiker Bassekou Kouyate und Kobalo samt Band zu Gast. Bassekou Kouyate, gefeierter Virtuose an der Ngoni, der drei- oder viersaitigen Langhals-Spießlaute, wie sie die Musik Malis prägt, veröffentlicht mit seinem dritten Album "Jama Ko" wieder einmal eine äußerst hörenswerte Liedersammlung. Kobalo wiederum stellt das Lebenselixier Wasser in den konzertanten Mittelpunkt. Inspiriert von den flüssigen Geräuschen tauchen die Musiker mit großen und kleinen Kalebassen ein in die spirituelle Welt der westafrikanischen Wassergeister, Fische, Krokodile und der Menschen. Am 7.7. vereint das Programm "All Around The World" im Rathaus Arkadenhof bei freiem Eintritt das chinesische Duo Wang Li & Wu Wie Duo, sowie Kolintang Kawanua aus Indonesien und die in Wien lebende Brasilianerin Celia Mara & Band, deren musikalische Sozialisation zwischen ländlicher Musik und den urbanen Klängen eines Gilberto Gil und Caetano Veloso liegt.
Blues & Jazz & Balkan im Reigen
Eher bluesig geht es naturgemäß im Reigen im 13. Bezirk zu. Zu den angesagten Vertretern dieses Genres zählen u.a. die aus den USA stammenden John Lee Hooker Jr. (2.7.) oder Joey Gilmore und Sean Carney (3.7.) bzw. die Wolf Mail Band (4.7.) aus Australien. Jazz gibt es natürlich auch zu hören, u.a. von der jungen Formation Piano Bench (19.6.). Das Konzept der Band ist, die klassische Klaviermusik des 20. Jahrhunderts für ein Gitarrentrio zu adaptieren und mit Elementen improvisierter groovender Musik zu verbinden. Einen spannenden Abstecher in Richtung Balkan kann man mit dem Trio Balkan Strings (28.6.) unternehmen. Diese "Gitarrenfamilie" aus Belgrad, spielt eine eigenständige und unverwechselbare Instrumental-Musik, eine gelungene Fusion vieler Balkan-Elemente.
Freier Eintritt in der Spittelau, der Summerstage und am Rathausplatz
Besonders hervorgehoben seien auch die Konzerte bei freiem Eintritt auf der Summerstage und am Rathausplatz. Auf der Summerstage (in der Nähe der U4 Station Rossauer Lände) ist ein Reigen an tollen, jungen Sängerinnen wie z.B. Agnes Milewski (29.6.; lest dazu unsere CD Kritik) oder Susanna Sawoff (5.7.) zu hören. Auch die Wiener Formation Playbackdolls (6.7.; lest dazu unsere CD-Kritik und/oder hört das Interview) um Sängerin Tini Trampler und Multi-Instrumentalist Stephan Sperlich verspricht einen charmanten Konzertabend zwischen Schlager, Chanson und Pop. Am Rathausplatz ist S.O.D.A. das groovige neue Projekt von Ex-Cafe Drechsler Bassist Oliver Steger zu hören (8.7.; lest dazu unser Interview), und natürlich sollte man auch den Auftritt des heimischen Gitarrengotts Harry Stojka (10.7.; hört dazu unser Interview) nicht verpassen. Während Stojka mit seinen aktuellen Projekten vor allem der Gypsy-Music Tradition Tribut zollt, wird er für den Auftritt beim Jazzfest seine legendäre 70er Jahre Fusion-Band Harri Stojka Express reformieren. Traditionell gute Stimmung verspricht auch das Fernwärme Open Air in der Spittelau (29.6.) bei dem diesmal Marlon Roulette, Martha High & The Speedometer, sowie Meena Cryle & The Chris Fillmore Band (hört dazu unser Interview) für soulige Grooves mit einer Prise Funk und Blues sorgen werden. Zusätzlich Freude bereiten die günstigen Tickets um 2,- Euro. Dem Jazzfest Wien ist 2013 somit einmal mehr wieder ein feines und abwechslungsreiches Programm gelungen, bei dem eigentlich für alle Musikliebhaberinnen etwas dabei sein sollte. Let the Music Play! (PT/RF; Fotos: Christoph M. Bieber, Jazz Fest Wien, Elke Mayr)
Link-Tipps:
Vorschau Teil 1
Jazz Fest Wien 2013