Filmstill Dominik Plangger

Der Südtiroler Liedermacher Dominik Plangger veröffentlicht mit Decennium ein Jubiläums-Album mit Best of-Charakter und stellt sich 10 Fragen rund um seine reichen Erfahrungen als politisch engagierter Musiker.

Kulturwoche.at: Wie ist der Titel deines neuen Albums "Decennium" gemeint?

Dominik Plangger: "Decennium" bedeutet, dass ich vor zehn Jahren mein erstes Album mit eigenen Songs aufgenommen habe. Also irgendwie ein kleines Jubiläum. Vorher habe ich natürlich auch schon Musik gemacht, das war aber eher kommerzieller. Da habe ich u.a. mit diversen Bands Rock- und Pop-Covers in den Tiroler Schigebieten gespielt. Aber dann habe ich irgendwann angefangen, meine eigenen Sachen zu schreiben und hatte an einem gewissen Punkt so viele Lieder zusammen, dass ich ein Album daraus machen wollte. Das war dann mein Debüt unter meinem eigenen Namen. Für "Decennium" habe ich auch einige ältere Songs von früheren Alben neu aufgenommen.

Wo und mit wem hast du das neue Album aufgenommen?

Dominik Plangger: Also neben mir und meiner Frau Claudia Fenzl an der Geige waren noch Matthias Ihrybauer am Akkordeon und Marlene Peterlechner an der Geige mit dabei. Aufgenommen haben wir in Südtirol, da hat ein Bekannter von mir ein Studio und wir haben uns da für zwei Tage eingemietet.

Welche Lieder auf "Decenuim" sind dir besonders wichtig?

Dominik Plangger: Das zweite Lied auf der CD, "Mavis". Das ist der Name meiner Tochter, die letztes Jahr geboren wurde. Das war so ein Lied, das total spontan entstanden ist. Ich habe die Gitarre in die Hand genommen, und wollte eigentlich nicht unbedingt etwas über meine Tochter schreiben. Aber bin ich in so eine Art Gefühlswelt reingekommen, und so ist dieses Lied entstanden. Es ist immer schwierig, dass ein Lied rund wird. Ich habe schon öfter Stücke geschrieben, die sehr schön begonnen haben, aber die Spannung dann bis zum Schluss halten können, ist echt eine Kunst. Ich glaube, bei "Mavis" ist mir das gut gelungen.

War das "Almlied" schon einmal auf einer früheren CD von dir?

Dominik Plangger: Ja, das "Almlied" ist schon ein älteres Lied, das ich auf der neuen CD noch einmal aufnehmen wollte. Bei diesem Lied habe ich mir gedacht, ich will diese Stimmung auf der Alm, wo ich immer den ganzen Sommer mit meiner Familie verbringe, auch einmal festhalten. Das war auch nicht so leicht, weil das Thema Alm und Berge halt ein bisschen schwierig ist bzw. wollte ich nicht ins Volkstümliche hinein geraten.

Um was geht es in dem Song "Los Compañeros"?

Dominik Plangger: Bei "Los Compañeros" habe ich nur den Text geschrieben, der Song stammt ursprünglich von Allan Taylor. Ich bin letztes Jahr einmal gemeinsam mit Allan Taylor in Ingolstadt aufgetreten. Wir waren im selben Hotel untergebracht und als wir nach der Show gemeinsam an der Hotelbar gesessen sind, hatte Allan die Idee, dass ich einmal einen Song von ihm ins Deutsche übersetzen könnte. Da ist mir dann gleich "Los Compañeros" eingefallen, da mir dieses Lied von Allan ohnehin schon immer sehr gut gefallen hat. - Das ist die Geschichte eines Mannes namens Manuel aus Kuba, der herum sitzt und sich an die alten Zeiten erinnert. An die Revolution und die Kämpfe gemeinsam mit Fidel Castro und Che Guevara. Alles sehr nostalgisch bis auf die letzte Strophe, in der es darum geht, dass in den letzten Jahren Kuba ausverkauft worden ist. Jetzt kommen die USA, der ehemalige Feind, und kauft sich mit seinem Geld das Land. Die Jungen verlassen Kuba und die alten Kämpfer sterben langsam aus. Es haben mich zwar auch schon Leute darauf angesprochen, dass sie es politisch bedenklich finden, die Revolution auf Kuba so zu romantisieren. Für mich ist "Los Compañeros" aber kein politischer Song, sondern ein historisches Lied, wo ein alter Mann auf seine Vergangenheit zurückblickt. Und damals war die Revolution halt eine große Sache…

Du hast ja auch wieder ein italienisches Lied auf dem Album, nämlich "Buonanotte Fiorellino". Wie kam es dazu?

Dominik Plangger: Es stammt von Francesco De Gregori und ich habe das Lied schon einmal auf meinem zweiten Album aufgenommen. Das war damals eigentlich nur ein Lückenfüller, weil mir noch ein Song für das Album gefehlt hat. Irgendwann hat dann eine Bekannte meiner Mutter aus Sardinien angerufen und erzählt, dass sie gerade "Buonanotte Fiorellino" im italienischen Radio hört. Aufgrund der Statistik der italienischen Rechteverwertungs-Firma habe ich dann ziemlich überrascht festgestellt, dass meine Version von "Buonanotte Fiorellino" einige Male im Radio gelaufen ist. Außerdem bekam ich viele positive Rückmeldungen von Italienern, dass ihnen meine Version sehr gut gefällt (schmunzelt)! Das hat mich überrascht, dass den Italienern meine Version so gut gefällt, da ich ja doch ein bisschen einen deutschen Akzent habe, wenn ich italienisch spreche bzw. singe. Da sind die Italiener eigentlich sehr heikel. Schöne Sache!

Du warst du zu Beginn deiner Karriere viel als Straßenmusiker unterwegs, u.a. auch in Kanada und Irland. Was hast du bei diesen Auftritten auf der Straße gelernt?

Dominik Plangger: Man merkt bei Auftritten auf der Straße, was man tun muss, dass die Leute einen auch wahrnehmen. Wenn man sich in irgendeine abgelegene Ecke hinsetzt, bekommt man auch sein Geld, aber dann eher aus dem Grund, weil die Menschen Mitleid mit einem haben. Das ist nicht der richtige Weg. Es sollte so sein, dass die Leute einem aus Freude etwas geben bzw. sich denken, das gefällt mir, dem gebe ich gerne 2 oder 5 Euro. Außerdem lernt man als Straßenmusiker viel über Präsenz. Ich habe da auch gelernt, meine Stimme über viele Stunden zu kontrollieren. Man muss schon eine gewisse Lautstärke haben, sonst wird man nicht gehört. Auch mein Gitarrenspiel ist auf der Straße besser geworden. Das Auftreten auf der Straße hat viel mit Kraft zu tun. Aber das ist auch gut. Weil man dann als Profi mit Mikrofon auf einer Bühne steht, kann man ganz entspannt agieren. Klar sind zwei Stunden auf der Bühne auch anstrengend, aber das ist nicht das Gleiche wie sechs Stunden auf der Straße laut singen und Gitarre spielen, bis einem die Finger bluten!

Wie hast du Konstantin Wecker kennengelernt?

Dominik Plangger: Das war 2009 beim Festival Songs an einem Sommerabend, einem großem Liedermacher-Festival in Deutschland. Ich habe einfach ein Lied von mir eingeschickt, damit gleich den Nachwuchs-Förderpreis gewonnen und durfte dann beim Festival live spielen. In diesem Jahr waren auch Größen wie Reinhard Mey, Hannes Wader oder Konstantin Wecker bei diesem Festival zu Gast. Nachher wurde in einem Zelt Backstage noch gefeiert und da habe ich Konstantin Wecker kennengelernt. Danach hat mich Konstantin ständig zu gemeinsamen Aktivitäten eingeladen. Ich habe auf einer CD von ihm mitgesungen und bin auch öfters bei seinen Konzerten aufgetreten. Das war ein großes Glück für mich.

Fällt dir das Songschreiben eher leicht oder eher schwer?

Dominik Plangger: Lieder schreiben ist harte Arbeit für mich. Um die Stücke für ein Album zusammenzubekommen, brauche ich meistens so um die zwei Jahre. Es kommt zwar schon vor, dass ich ab und zu ein Lied schreibe, das einfach so rausflutscht. Meistens jedoch hat man ein halbfertiges Stück vor sich, wo man weiß, dass hat ein gutes Potenzial, aber man muss intensiv daran arbeiten, bevor es fertig ist. Beim aktuellen Album habe ich versucht, ein paar Sachen von Englisch ins Deutsche zu übersetzten, um mal einen anderen Zugang zu finden beim Texte schreiben. Dadurch, dass ich auch viel mehr amerikanische Musik als deutsche Musik gehört habe, möchte ich eigentlich deutsch singen bzw. deutsche Texte schreiben, aber wünsche mir eigentlich, dass es englisch klingt (schmunzelt)! Man kann mit der deutschen Sprache nicht so umgehen wie mit der englischen oder italienischen Sprache, sie ist nicht so musikalisch, aber es funktioniert trotzdem! Dialekt funktioniert z.B. auch immer besser als Hochdeutsch.

Wie lauten deine Zukunftspläne?

Dominik Plangger: Ich möchte sehr gerne einmal mit Band bzw. mit meinem Quartett auf Tour gehen. Momentan bin ich meistens alleine auf Tour. Das macht mir auch Spaß, aber es ist ein harter Job und mit einer Band kann man sich musikalisch schon ganz anders ausdrücken als alleine. Deshalb würde ich gerne einmal eine längere Tour machen, wo die Band mit dabei ist. Fürs Publikum ist es sicher sehr schön, wenn jemand alleine auf der Bühne ist, und seine Lieder singt, aber für mich ist das eher schwierig, obwohl ich selbst Neil Young live natürlich auch lieber solo als mit irgendeiner Band sehe (schmunzelt)! //

Interview: Robert Fischer
Foto: Filmstill aus "Auf Fahrt" von Dominik Plangger

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