The Earth dies screaming; Foto: pixabay

Im sechsten Teil unserer Artikel-Reihe Fridays for Future: Musik für eine bessere Welt  hören wir Lieder mit einer deutlichen Botschaft: The Earth dies screaming.

Die Menschheit steht kurz vor dem Ende. Überlebende gibt es kaum noch. Menschen sind in der Minderheit, und stehen kurz vor dem Wegfegen ihrer Existenz. Das Ende der Zivilisation naht. Die Menschheit ist sich dessen allerdings nicht bewusst. Darüber wird zwar geredet, aber Hoffnungslosigkeit steht ihnen nicht gerade ins Gesicht geschrieben. Klingt nach Science Fiction? Ist es auch (noch) und kann man in diversen B-Movies aus den 1950er und 1960er Jahren sehen, wie z.B. in The Earth dies screaming (1964) unter der Regie von Terence Fisher. Ein Film, der nie den Weg ins deutschsprachige Kino fand, aber zumindest der Filmtitel und die Filmidee standen Pate für zwei Songs wie sie musikalisch unterschiedlicher umgesetzt nicht sein können. Beide Songs nahmen in gewissem Sinne die #FridaysForFuture Thematik auf, lange bevor Greta Thunberg überhaupt geboren war.

Unwirkliche musikalische Schönheit

Im Jahr 1980 veröffentlicht, enterte The Earth Dies Screaming von UB40 die Top-Ten in GB. UB40 - der Bandname ist eine Ableitung aus dem Arbeitslosenformular, Unemployment Benefit, Form 40 - war in dieser Zeit noch eine recht junge Band. Mit ihrer ersten Single, Food for Thought, konnten sie sich prompt auf Platz 4 in den englischen Charts behaupten. Sie waren somit die erste Band in UK überhaupt, die es ohne einen Majorvertrag in die Top Ten schaffte. Ihr Debüt-Album Signing Off kletterte sogar bis auf Platz 2. "The Earth Dies Screaming“ war ihre dritte Single - eine Non-album single, die es bis auf Platz 10 schaffte, veröffentlicht zwischen Signing Off und dem zweiten Album Present Arms. Darin hören wir Sänger Ali Campbell in der Gegenwartsform singen: "A warm dry wind is all that breaks the silence, / The highways quiet scars across the land. / People lie, eyes closed, no longer dreaming, / The earth dies screaming". Die Apokalypse breitet sich in einer unwirklichen musikalischen Schönheit aus. Der fette Bass wird von einer sanften melodiöser Trägheit umrahmt und Ali Campbells Gesangstimme kommt fast schon einer auralen Traumlandschaft nahe. Ein Fatalismus, wird doch über das Ende der Welt gesungen, über das Scheitern der Menschheit. "Half eaten meals lie rotting on the tables, / Money clutched within a boney hand. / Shutters down, the banks are not receiving, / The earth dies screaming." Die Band ist übrigens noch heute aktiv. Wie gut UB40 anno 2019 ist, kann man beim Jazzfest Wien am 29. Juni bei der Wien Energie-Welt Spittelau (Beginn: 16 Uhr) in Erfahrung bringen.

Ein Grummeln, ein Rumpeln, ein Brüllen

Ganz anders Tom Waits, dessen Song 1992 auf dem Album Bone Machine erschien und drei Jahre später im Science-Fiction-Film 12 Monkeys (Regie: Terry Gilliam) Eingang fand. Ein Film, der im Jahr 2035 beginnt. Am Ende des 20. Jahrhunderts starben durch eine Virus-Pandemie über fünf Milliarden Menschen, nur wenige haben die Katastrophe überstanden und leben zurückgezogen unter der Erde, gänzlich abgeschottet von der Außenwelt, unter erbärmlichen Umständen. Wissenschaftler und "Freiwillige" versuchen mehr über das Virus zu erfahren, und der Song von Tom Waits passt in dieses Szenario erschreckend gut. Zunächst einmal singt er nicht in der Gegenwart, bei ihm heißt das Lied nämlich "Earth died screaming", und sein Gesang - nun ja - scheint direkt aus der Hölle zu kommen. Zumindest scheint er dort gewesen zu sein. "Well hell doesn't want you / And heaven is full / Bring me some water / Put it in this skull", heißt es denn auch an einer Stelle im Song. Es ist nicht mehr die Welt, die wir kennen, die Welt, die wir lieben, die Tom Waits beschreibt. Vielmehr ist es eine düstere Wirklichkeit, mit Bildern, die uns alle eigentlich aufrütteln sollten - denn so wollen wir die Welt doch eines Tages nicht wirklich vorfinden, in solch einer Welt wollen wir doch nicht leben wollen, leben müssen? - Wenn wir denn überhaupt dieses Szenario ÜBERleben. "The devil shovels coal / With crows as big as airplanes / The lion has three heads / And someone will eat the skin that he sheds / And the earth died screaming." Der Aufnahmeleiter Tchad Blake beschreibt die Aufnahmesituation übrigens folgendermaßen: "He wanted the sound of wood he'd heard on old Smithsonian records. He knew exactly the sound he wanted. We ended up outside with about seven or eight people surrounding Tom on their knees banging two-by-fours against stones or wood on the ground." Ein Grummeln, ein Rumpeln, ein Brüllen, ein sardonischer Gesang, der Wut, Zorn, Verzweiflung in sich trägt - und letzten Endes auch die Hoffnungslosigkeit, am Boden liegend, und, im Gegensatz zur Textzeile bei UB40, weiterhin träumend - an den einen Menschen oder an die Welt wie sie einmal war. "And the army ants / They leave nothin' but the bones / And the earth died screaming / While I lay dreaming of you." //

Text: Manfred Horak
Foto: pixabay