Interview mit dem Singer-Songwriter Mark Olson (ex-Jayhawks) über das neue Album Magdalen accepts the invitation und wie er die Pandemie-Zeit erlebt.
Bereits seit einigen Jahren lebt der ex-Jayhawks Gründer und Multiinstrumentalist Mark Olson mit seiner norwegischen Frau Igunn Ringvold in Joshua Tree, einem Ort in der Wüste von Kalifornien. Im Sommer 2020 hat das Paar mit "Magdalen accepts the invitation" ein Album mit Songs, veröffentlicht, die an große Vorbilder wie Lee Hazlewood oder Fairport Convention erinnern. Normalerweise sind die Olsons auch regelmäßig auf Tour rund um den Erdball, COVID-19-bedingt ist das derzeit klarerweise nicht möglich. Wie Mark Olson diese Zeit ohne Live-Musik verbringt, erzählt er im Interview.
Kulturwoche.at: Du lebst mit Igunn Ringvold in der Wüste in Joshua Tree in Kalifornien. Wie sind die Wetterbedingungen bei euch?
Mark Olson: Wir haben einen sehr heißen Sommer, der bis in den Oktober hinein andauert. Das ist okay für mich, weil ich die Wüste mag und die Nächte wunderbar sind. Und mein Gemüsegarten ist auch noch sehr lebendig, obwohl es schon sechs Monate her ist, dass ich das Basilikum gepflanzt habe.
Igunn ist auch bei der Musik deine langjährige Partnerin. Welche Rolle hatte sie bei der Entstehung des Albums?
Mark Olson: Wir sind ein Team. Ich kümmere mich zum Beispiel um die analoge Aufnahme, das Einrichten von Mikrofonen, das Abrufen von Sounds, das Arbeiten an Takes und Ingunn macht die digitalen Pro-Tools-Aufnahmen. Dieses Teamwork gilt auch für unsere Live-Shows, in denen Ingunn viele unterschiedliche Instrumente spielt, und so für jeden Song sehr unterschiedliche Stimmungen produziert. Auch beim Song-Schreiben arbeiten wir zwar in verschiedenen Bereichen, aber trotzdem als Team: Ich starte z.B. bei einem Song mit dem Schreiben, während Ingunn an einem Arrangement arbeitet, die Aufnahme machen wir dann später gemeinsam. Wir sprechen auch viel über das Songwriting, sowohl melodisch als auch lyrisch. Ich denke, dieses Reden hilft wirklich dabei, Ideen zu bewegen und weiter zu treiben.
Kannst du ein wenig über die Bedeutung des Albumtitels "Magdalen accepts the invitation" sprechen?
Mark Olson: Ja, da geht es um die Idee, dass du irgendwann im Leben eine drastische radikale Änderung deiner Ansichten und Ziele und deiner Lebensweise und wie du dich auf die natürliche und soziale Welt um dich herum beziehst, und sich an sie anpasst oder nicht anpasst.
Auf dem neuen Album verwendet ihr viele exotische Instrumente wie das armenische Qanon, das Mellotron, das Hackbrett und die Djembe-Trommeln. Was magst du an diesen Instrumenten?
Mark Olson: Es macht mehr Spaß, sowas zu hören, als die immer gleichen Instrumente einer Rockband. Auch das Erlernen eines neuen Instruments ist sehr bereichernd und das Aufnehmen neuer Klänge ist aufregend. Ich habe immer nach Atmosphäre bei der Aufnahme gesucht und ich denke, dass dies ein übersehener und vergessener Aspekt beim Hörerlebnis ist. Ich suche nach etwas Geheimnisvollem und Friedlichem. Ich habe viele laute Sachen gehört, z.B. während der Grunge-Phase der Popmusik, und genau die Erinnerung daran ist einer der Gründe, warum ich gerne neue akustische Klänge und Modi finde - wie beim modalen Schreiben.
Ist dein Wohnort in Joshua Tree in der Wüste und Umgebung immer noch eine große Inspiration für dein Songwriting?
Mark Olson: Klar. Ich möchte sozusagen die Öffentlichkeit darüber informieren, dass nach vielen Jahren des Songwritings für mich die wichtigsten Dinge die körperliche Gesundheit und das Wohlbefinden sind, plus eine organisierte Denkweise, wohin du mit deinen Texten und Melodien gehen möchtest. Es ist wichtig, eine genaue Vorstellung davon zu haben, wie du mit deiner musikalischen Skala und dem Harmonie-Gesang umgehen möchtest. Diese Anmerkung ist meiner Meinung nach wichtiger als der Ort, wo du wohnst, obwohl ich die Wüste mag, weil sie im Allgemeinen sehr ruhig ist. Aber in der letzten Zeit sind auch da immer mehr Leute unterwegs.
Wie gehst du an ein neues Lied heran? Beginnst du mit dem Texten oder mit der Melodie? Auf welchem Instrument schreibst du am meisten?
Mark Olson: Ich habe beide Möglichkeiten ausprobiert und schreibe weiterhin manchmal sowohl ausgehend von einer Melodie als auch von einem Textfragment. Ich mag es manchmal, einfach eine Phrase in das Aufnahmegerät hinein zu singen und dann später verschiedene musikalische Layers drüber zu legen. Ich schreibe mit der Gitarre und dem Dulcimer, jetzt habe ich mehr mit dem Klavier geschrieben, aber wenn das Wetter halbwegs schön ist, sollte man noch viel draußen sein. Ich schreibe gerne draußen.
Der Klimawandel ist weltweit ein großes Thema. Was hältst du von Greta Thunberg und den weltweiten Protesten?
Mark Olson: Das gefällt mir sehr gut. Es ist Zeit für eine neue Generation, den Weg nach vorne zu finden.
Aufgrund der Corona-Pandemie gibt es in den USA und in Europa viel weniger Live-Konzerte. Ich nehme an, ihr könnt im Moment nicht viel live spielen. Wie verbringst du momentan deine Zeit?
Mark Olson: Ich habe einen Garten und zwei große Hunde. Ich habe viele Aufgaben, die ich rund um das Haus erledigen muss. Ingunn und ich teilen uns das Kochen. Ich lese, schaue die Nachrichten. oder höre ein Radioprogramm über Musik der 1960er Jahre. Ich spiele fast jeden Tag Musik. Ich versuche natürlich auch die Zukunft zu planen, obwohl das in der jetzigen Lage nicht so einfach ist.
Die Präsidentschaftswahlen in den USA stehen im November 2020 an. Was erhoffst du dir für die Zeit nach der Wahl?
Mark Olson: Im Allgemeinen denke ich, dass nur sehr wenige Menschen an der Spitze den Reichtum und die Ressourcen des gesamten Planeten kontrollieren. Es ist eine sehr unausgeglichene Situation. Ich wünschte, jeder hätte Zugang zu guter Gesundheitsversorgung, Bildung und Beschäftigungsmöglichkeiten.
Was wären deine drei Alben, die du auf eine einsame Insel mitnehmen würdest?
Mark Olson: Ich bin mir nicht sicher, aber in der Vergangenheit habe ich immer viel Fairport Convention, Bert Jansch und Richie Havens gehört, also würde ich wahrscheinlich etwas von diesen drei Künstlern mitnehmen. //
Interview: Robert Fischer
Fotos: Mark Olson Music