upper_austrian_imma_des_soeweEs singt der Singer bis er nicht mehr singt und es hurt die Hure bis sie nicht mehr hurt! Soweit Thomas Bernhard und es spielt das Upper Austrian Jazz Orchestra bis es nicht mehr spielt, (was hoffentlich noch lange nicht passieren wird) "Des söwe aundas oder...Thomas Bernhard groovt." 

Auf die Spuren des Literaten und des vom kleinformatigen Österreich wohl am meisten gehassten Nabelbeschauers der austriakischen Seele, ergo von Thomas Berhard, begab sich das Upper Austrian Jazz Orchestra im Auftrag der Festwochen Gmunden. Was nahe liegend ist, verbrachte doch Thomas Bernhard etliches an Lebenszeit in der beschaulichen Gemeinde. Warum aber hier der Versuch gemacht wird, den Literaten musikalisch zu interpretieren ist ebenso geheimnisvoll wie sensationell gelungen. "The Upper Austrian Jazz Orchestra", besetzt mit jazzigen Koryphäen wie Robert Bachner, Ali Gaggl, Primus Sitter, Manfred Weinberger, um nur einige wenige zu nennen, macht sich hier ihr eigenes Bild des Literaten. Auf dieser CD wird nicht versucht, Thomas Bernhard nachzuspielen, viel mehr bemüht sich das Orchester, den Ungeliebten und Widerborstigen zu begreifen und in seiner Substanz zu erfassen. Dieses Bemühen ist von Erfolg gekrönt. Sie nähern sich den Worten in Tönen die aunders als sonst klingen, die aber trotz allem des söwe meinen. Was der eine wortwörtlich beschrieb, wogegen er immer anschrieb, setzen die anderen in Töne um. Der Hass und die Liebe, in der am schwersten erträglichen Form der Hassliebe. Nicht mach kaputt was dich kaputt macht, sondern mach kaputt was du liebst, ertönt hier. Auch wenn die Big Band klingt wie eine Big Band zu klingen hat, auch wenn die gesprochenen Worte jedwede Emotion vergessen lassen, wenn sie keinen Bezug zu den Emotionen nehmen, wenn es vordergründig nach Unterhaltung der intellektuellen upper class klingt - ... - wer genau hinhört spürt den Schmerz und das Entsetzen über das Dasein in diesem Jammertal. "Ich lieb das Saxofon nicht! Mir ist es eine Qual! Aber, es muss gespielt werden!". Es muss nicht nur gespielt werden, es muss auch gehört und gespürt werden. So wie das Saxofon muss die ganze CD gehört werden und dann muss applaudiert werden und dann muss auch Thomas Bernhard wieder und wieder und wieder gelesen werden. (akro) 

Musik: @@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: ATS/Extraplatte (2006)